Beiträge von ccdastro im Thema „Was taugt das Meade ETX 70“

    Hi Pit123,


    für Sonne, Mond und Planeten solltest Du Dir vielleicht mal die häufig angebotenen 60mm und 70mm Refraktoren (mit grob 900-1000mm Brennweite) anschauen.


    Die sind gerade für Planeten nicht schlecht und trotzdem noch ziemlich handlich, so daß das Gerät schnell auf- und abgebaut ist. Bei den Newtons überlegt man sich den Aufbau eher mal, da die Teile prinzipbedingt etwas sperriger ausfallen als die kleinen Refraktoren.
    Durch die lange Brennweite sind diese Geräte aber nicht unbedingt für die Tagbeobachtung sinnvoll.


    Wenn Du unbedingt tagsüber auch Deine Nachbarin beobachten willst ( I][:p][?] ) dann kannst Du Dich ja auch mal bei sogenannten Spektiven umschauen. Die sind eigentlich für die Tagbeobachtung gemacht, aber meist auch nachts einsetzbar. Allerdings haben diese wiederrum eher kürzere Brennweiten, also nicht so gut für Planeten.


    Versuche am besten nicht Dir die "eierlegende Wollmilchsau" zuzulegen sondern kaufe Dir für die Tagbeobachtung ein Fernglas oder ein Spektiv und für die Mond/Planetenbeobachtung z.B. einen der oben erwähnten Refraktoren.


    steffen

    Hallo Pit123,


    wie Du hoffentlich weist gibt es nicht das Universalteleskop. Je nachdem was Du beobachten möchteste brauchst Du eine andere Ausstattung. Sicherlich ist es einfacher ein "großes Instrument" klein zu machen (z.B. durch Abdecken eines Teils der Öffnung), als ein "kleines Instrument" groß zu machen. Dennoch hat jedes Teleskop "seinen Himmel".


    Ich will jetzt mal zur Beschreibung die Optik von der Mechanik getrennt betrachten:


    Das von Dir angefragte ETX-70 ist ein Refraktor (Fraunhofer-Achromat) mit 70mm Öffnung und 350mm Brennweite. Solch ein Gerät nennt man einen Rich-Field Refraktor, da diese Geräte sehr gut zur Beobachtung großer Felder geeignet sind. Wenn Dir also der Sinn nach großglächigen Objekten (M45, M31, etc.) steht, dann ist solch ein Rich-Field Gerät durchaus das richtige für Dich.


    Steht Dir der Sinn mehr nach Planeten(-details), dann wirst Du mit 350mm Brennweite nicht glücklich werden. Die Öffnng von 70mm erlaubt auch "nur" eine sinnvolle Vergrößerung von 140x, dabei wirst Du aber mit einem FH-Achromat schon heftige Farbsäume sehen, welche Dir wiederrum die Beobachtung von Mond und Planeten deutlich verleiden werden. Für Mond/Planeten sind sicherlich die oben angesprochenen Maks mit Brennweiten zwischen 1000 und 1500mm gut geeignet, diese sind aber dann recht "lichtschwach" und daher wiederrum bei DeepSky nicht zu gut geeignet.


    Sollen es "dunkle" DeepSky-Objekte sein, dann ist Öffnung durch nix zu ersetzen, als durch noch mehr Öffnung. Hier wäre dann von den Kosten her ein Newton-Teleskop mit >6" Öffnung angesagt.


    Es gibt noch andere Teleskoptypen, z.B. die immer wieder beschworenen Apochromaten. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, daß Du wenn Du vom ETX-70 sprichst auch in dieser Preisklasse bleiben willst und nicht erst Dein Eigenheim für ein Teleskop verpfänden möchtest [;)]


    Jetzt zur Mechanik:


    Um die scheinbare Sternbewegung auszugleichen muß ein Teleskop nachgeführt werden. Diese Aufgabe übernimmt dabei die Montierung (mit Steuerung). Außerdem sollte die Montierung stabil ausfallen, so daß das Teleskop nicht wackelt wie ein Kuhschwanz.


    Momentan sind zwei Montierungstypen verbreitet: Die azimutale Gabelmontierung und die parallaktische (deutsche) Montierung.


    Die azimutale Gabelmontierung (wie beim ETX-70) wird einfach "waagerecht" aufgestellt und grob nach Norden gedreht. Den Rest erledigt ein Steuercomputer mittels einer Kalibrierung an drei Sternen. Nachteilig bei azimutalen Montierungen ist, daß in zwei Achsen nachgeführt werden muß und Fotografie nur bedingt möglich ist.


    Bei der parallaktischen Montierung wird eine Achse parallel zur Erddrehachse ausgerichtet. Dies geht z.B. mit einem Polsucher für die visuelle Beobachtung sehr schnell. Vorteilig ist, daß bei der parallaktischen Montierung nur in einer Achse nachgeführt werden muß, also nicht unbedingt ein Steuercomputer notwendig ist, und daß keine Bildfelddrehung auftritt.


    Die Steuercomputer mit GOTO klingen zwar zunächst recht nett, aber die Objekte, die Du mit einem Rich-Field Refraktor sehen kannst solltest Du auch manuell einstellen können. Insofern halte ich GOTO beim ETX-70 nicht für wirklich wichtig.


    Du bekomst auch die meisten anderen gpnstigen Rich-Field Refraktoren mit "Komplettausstattung", aber das ist Geschmackssache, denn einige der beiligenden Teile wirst Du vermutlich nie einsetzen.


    Das ETX-70 ist sicherlich kein schlechtes Gerät, für den Preis bekommst Du aber auch andere ähnliche Refraktoren auf einer stabileren(?) parallaktischen Montierung. Ebenso würde ich an Deiner
    Stelle auch mal einen Blick auf (oder besser durch) die entsprechenden NexStar Teleskope werfen.


    Am besten ist es sicherlich, wenn Du Dir ein paar Astrofreunde in Deiner Gegend suchst und schaust, ob dort nicht auch der eine oder andere einen Rich-Field Refraktor (kurze Brennweite) hat und da auch mal durchschaust. Dann siehst Du auch, was Du von einem solchen Gerät erwarten, oder besser auch nicht erwarten kannst.


    steffen