So Freunde,
ich habe das Buch nun vor mir liegen, weils mich mal interessiert hat.
Kurz vorneweg für die Freunde der ungenauen Leskunst:
Brillante Feststellung, dass man für eine Rezension ein Buch auch gelesen haben muss. Hut ab Jungs!
Man muss allerdings ein besprochenes Buch nicht zwingend gelesen haben, um eine Bewertung desselbigen kommentieren/ bewerten hinterfragen zu dürfen/ zu können. Es gibt nämlich Aspekte, die sind allgemeingültig. Zum Beispiel das richtige Gewichten von Aspekten eines Buches, was hier augenscheinlich nicht erfolgt ist.
Der Kern des Buches ist die praxisnahe Beschreibung des Erscheinungsbilds von vielen Einzelobjekten. Dies wurde hier nach meiner Auffassung nirgends und von niemandem herausgestellt. Und diese Beschreibungen sind meiner Meinung nach sehr gut gelungen! Praktisch jedem Objekt werden Photo und Zeichnung gegenübergestellt.
Die Objektbeschreibungen sind sehr ausführlich, viel ausführlicher als im bekannten "NightSkyObservers Guide" oder dem hiesigen "Stropek Beobachteratlas" (die ich beide selber habe). Die Öffnungen mit denen beoachtet wurden und auf denen die Beschreibungen fußen, sind überwiegend 6" und 13", einiges auch mit kleineren Öffnungen und teilweise 16" und eben auch manchmal mit einem Riesentrümmer um die 36". Der 13er ist meiner Überschau nach immer vertreten, außer eben bei den Fernglasobjekten.
Das macht dieses Buch absolut brauchbar als Nachschlagewerk zu Vergleichen mit eigenem Gerät und eigenen Eindrücken am Teleskop.
In Sachen Qualität der Fotos gebe ich Hans unumwunden recht. Aber dies soll ein Praxishandbuch sein und kein Hochglanzband für nette Abende am Kamin. Ich halte die Zeichnungen zwar nicht für gut (habe es auch nicht erwartet, da ich Zeichnungen von Coe kenne) aber für gut genug, um einen Eindruck davon zu vermitteln, was dem Durchschnittsbeobachter möglich ist - beobachtungstechnisch und zeichnerisch. Oft wird kritisiert, dass sich Hubblebilder in Zeitschriften der hobbyastronomischen Praxis finden.
Hier sind die Zeichnungen eben mehr oder minder praxisnah!
Ich kann mir gut vorstellen, dass mancher das Zeichnen gleich verwerfen würde, wenn er nur Top-Ergebnisse vorgeführt bekommmt, die er eh nicht erreichen könnte. Der Kern des Zeichnens ist doch, das Gesehene für sich festzuhalten. Dessen Wert macht der Autor wunderbar klar.
Damit sind wir bei dem kritisierten Kapitel mit den Zeichnungstipps. Ich kann verstehen, dass jemand der enttäuscht ist, zu Übertreibungen neigt. Aber Hans tut m. E. dem Autor hier Unrecht. Ich zeichne selbst ein wenig und konnte sogar den einen oder anderen Tipp für mich neu entdecken. Es ist keineswegs nur eine Abbildung von Stiften in dem Kapitel, sondern auch eine durchaus brauchbare Beschreibung in was man braucht und welche Techniken einem helfen. Dies hätte man ausführlicher machen können, ja, kann man immer, aber ich finde das kleine Kapitel insgesamt recht gut gelöst.
Um es nochmal zusammenzufassen - dieses Buch stellt im Wesentlichen Objekte vor - vorab kurz die wichtigsten Daten in Zahlen, nachstehend als wichtigster Posten die ausführlichen Beschreibungen in verschiedenen Teleskopgrößen, dann Zeichnungen und darunter ein Photo.
Aus meiner Sicht ist dies ein schlüssiges, absolut praxisnahes Konzept in einer für den visuellen Beobachter praktischen Reihenfolge.
Wer nur oberflächlich Bilder gucken will, der wird enttäuscht sein. Wer vorrangig selber beobachtet und mit anderer Leute Ergebnisse vergleichen will, der findet in dem Buch einen guten Helfer.
In Punkto Modernisierung gebe ich Kritikern recht, gerade bei dem Preis wären hier umfangreichere Recherchen nötig gewesen und wenigstens stellenweise neues attraktives Bildmaterial (am Rande bemerkt, manche finden wirklich diesen SW-Stil irgendwo toll). Aber es ist kein Buch zum Photos-Gucken, sondern zum Beobachten. Und dafür - ist dieses Werk m. E. hervorragend geeignet.
Ganz nebenbei finden sich nette kleine sympathische Momente in dem Buch, die einen zum Schmunzeln bringen. Den Bericht der Beobachtungsnacht am Ende des Buches habe ich natürlich zuerst gelesen Nunja, Hans hat es zwar in die eine oder andere Richtung verfremdet, aber in der Sache geb ich ihm schon recht - als Highlight ist der Bericht nicht zu bezeichnen. Aber es ist ein netter Abschluss eines guten Beobachtungsführers, der einfach mal am Ende ein Beispiel einer Beobachtungsnacht bringt, mit dem der Autor etwas Besonderes verbindet.
Ich erhebe nicht den Anspruch, hiermit eine vollständige Rezension verfasst zu haben. Die Eingangskapitel habe ich mir noch nicht zu Gemüte geführt. Es ging mir hier darum, den Kern des Buches herauszustellen (Kern = der überwiegende Anteil), welcher Meinung nach bisher völlig verkannt wurde.
Ich finde, das ist man einem guten Praxisbuch schuldig, derer es nicht allzuviele gibt.
CS euch allen!
Norman