Beiträge von Kalle66 im Thema „Erster Versuch: Am Newton Tau verhindern“

    Moin,
    es gibt Wetterlagen, da wird das Teleskop von außen klatschnass, dass es tropft. Na und ... wichtig ist, dass die Spiegel/Linsen trocken bleiben. Du hast einen 200er f/5 Newton.
    Mit einem Fön kommst Du aber nicht richtig an die Spiegelflächen. Meine Erfahrung ist, dass vorher aber Sucher/Telrad und Okulare beschlagen, bevor mein 8-Zöller zutaut.


    Erste Maßnahme: Nimm einen Sonnenschirm und schütze Deinen Arbeitstisch, wo der Okularkoffer etc. liegt. Im Garten alternativ den Sonnenschutz am Haus ausfahren ... Die Logik dahinter nenne ich "Prinzip Carport". Jede Art von Dach vermindert die Wärmeabstrahlung nach oben (in den klaren Himmel), Gegenstände kühlen langsamer ab und bleiben länger über dem Taupunkt. Selbst unterm Baum ist es besser (so langer der Blätter hat).


    Reicht das nicht, dann Okulare in die warme Wohnung/Garage stellen und nie offen am Teleskop (Okularhalter) abstellen ... Jackentasche am Körper ist besser.


    Telrad bei Nichtbenutzung einfach mit einem Zewa-Wischdings abdecken bzw. trockenwischen. Ich hab an meinem einen U-Bügel am Korpus, der in diesen Fällen das Zewa-Blatt hält, wenn ich das andere Ende übers Glas hinweg in das Guck-Dreieck knuddele.


    Weitergehende Maßnahmen erfordern Bastelei:
    Lüfter, Isolierung des Tubus, Fangspiegel-Isolierung/Heizung.


    und ...
    Fangspiegel (FS) neigen am Newton immer dann zum Zutauen, wenn sie rückseitig "offen" sind. Die GSO-/Galaxy-Dobson verbauen ja so Plastikgehäuse, in der die FS gehalten werden. Die tauen meist nicht zu, weil die zum Himmel zeigende Rückseite inkl. Rand dann isoliert ist. Direkt geklebte FS etc. sind dagegen oft nackt. Denen hilft oftmals schon ein 2mm-Moosgummi/Neopren-Jäckchen. Alternativ/zusätzlich eine Heizung oder Fön.


    Und manchmal hilft auch Geduld ... man wartet die erste Tauwelle ab und später in der Nacht wirds oft wieder besser.


    Nachtrag:
    Taubildung am Teleskop und am Zubehör ist ein difiziler Wettlauf aus Luftfeuchtigkeit und Wärmegleichgewicht der Teile.
    Bauteile verlieren Wärme unter die Lufttemperatur wegen Abstrahlung gen Himmel (sprich bei klarem Himmel gen Weltraum). Gen Boden ist die Abstrahlung dagegen eher im Gleichgewicht, denn der Boden strahlt selbst seine Wärme zum Bauteil, welcher sie von dort aufnimmt. Unterhalb der Lufttemperatur nimmt das Bauteil wiederum Wärme durch Kontakt mit der Luft wieder auf. Ohne Wind ist das oft zu wenig. Ergebnis: Das Bauteil ist kühler als die Luft, wird bei hoher Luftfeuchtigkeit zur Kältefalle und wird nass.


    Gegenmaßnahmen verfolgen verschiedene Ziele: Minderung des Wärmetransports zur Bauteiloberfläche (vornehmlich die zum Himmel zeigenden Flächen) durch Isolierung. Minderung der Abstrahlung indem man die Sicht des Bauteils zum Himmel verkleinert. Erhöhung der Luftbewegung, die unterkühlte Flächen wieder aufwärmt. Schaffung von Kältefallen, an der die Luftfeuchtigkeit auskondensiert, bevor sie die Optik trifft (findet z.B. im Tubus statt, wenn der Spiegel ein Tick wärmer ist, als der Tubus). Da geht es oft um Bruchteile eines Grads.


    Gruß