Beiträge von Kalle66 im Thema „Neues Teleskop für fortgeschrittenen Amateur“

    Christian,
    zu Details für die Planetenbeobachtung ...


    Bis 300 mm Öffnung gewinnt das 'dickere' Teleskop (unabhängig ob Reflektor oder Refraktor), weil es besser hinsichtlich der Beugungsbegrenzung abschneidet. Darüber hinaus ist vermehrt das Seeing (Luftverwirbelungen) der begrenzende Faktor. Die Helligkeit, ist selbst bei kleinen Teleskopen mehr als ausreichend für Planeten. Die Brennweite des Teleskops spielt nur für die Okularauswahl eine Rolle, so dass man seine max. Vergrößerung bekommt. Salopp gesagt, ist ein um 5 cm in der Öffnung größerer Newton (trotz Obstruktion des Fangspiegels) besser als ein obstruktionsfreier Refraktor.


    Bei Deepsky gewinnt sowieso die Öffnung - vorausgesetzt man hat einen dunklen Himmel, denn der Helligkeitsgewinn ist hier der ausschlaggebende Faktor, um feinste Deteils unterscheiden zu können. Nach der optischen Lehre ist es eine Mischung aus Helligkeitsgewinn, Kontrastgewinn und besserer Auflösung. Mediziner sagen, das Auge erkennt umso mehr, je heller das Bild ist und da Deepsky-Objekte eher lichtschwach sind, dominiert die Helligkeit als Faktor.


    Der einzige Nachteil des Dobson (ohne motorisierte Nachführung) ist, dass man feinfühlig nachführen muss. Je höher die Vergrößerung, desto öfter und feinfühliger. Das gilt insbesondere für Planeten, aber nur für einige ausgewählte Deepsky-Objekte, denn die überwiegende Anzahl beobachtet man eher mit kleinen und mittleren Vergrößerungen.


    Aus eigener Erfahrung mit einem 8"-Dobson kann ich sagen, dass ich Jupiter und Saturn in der Regel mit max. 200-fach beobachte. Mehr lässt das Seeing oft nicht zu. Mehr als 300-fach macht mir wegen des häufigen händischen Nachführen auf Dauer auch kein Spaß. Mit einer EQ-Plattform wäre das sicher anders. Da ich aber oft in einer Gruppe unterwegs bin, wo Kollegen mit großem Schiefspiegler und mit einem 16"-Dobson dabei sind, relativiert sich das ... ich schau einfach bei denen mit durch. [;)]


    Am wichtigsten bleibt der Spaßfaktor.


    Gruß


    PS:
    Ohne eigenes Auto ist ein 8"-Dobson m.E. zu groß. Da brauchst du ja einen Bollerwagen oder willst du ~ 20 kg durch die Gegend schleppen. Von 1,20 m Tubuslänge bei einem 8"-f/6 ganz zu schweigen. So ein Tubus passt grad so mal quer auf den Rücksitz eines Autos.

    Christian,
    in Ergänzung zu Stefan vielleicht noch nachfolgender Hinweis:


    Bei einem Refraktor schaut man von hinten rein. Da macht eine Stativmontierung Sinn, wenn man nicht auf dem Boden liegend oder knieend (mit Zenitprisma) reinschauen will. Das Teleskop muss sozusagen 'hoch' gelagert werden - egal ob azimutal oder parallaktisch - Stativ ist Pflicht.


    Bei einem Newton-Reflektor schaut man 'oben seitlich' rein. Das Teleskop sollte von beiden Seiten zugänglich sein. Eine Stativmontierung, insbesondere die parallaktische deutsche Montierung ist da eher von Nachteil, weil die Montierung Dir für bestimmte Himmelsbereiche immer im Weg ist. Abhilfe schafft man, wenn man den Newton dann in Rohrschellen dreht. Aber umständlich bleibt es. Eine azimutale Montierung ist von Vorteil und der Dobson verzichtet auch gleich aufs Stativ und ist deshalb stabiler.


    Wie es mit anderen Bauformen (Cassegrain-Teleskope etc.) zugeht, kannst Du Dir ja jetzt selbst vorstellen.


    Wie gesagt, das gilt visuell. Photografisch gelten andere Regeln; da kommt es auf eine genaue Nachführung an, die nicht nur den Stern im Bild hält, sondern dabei das Bild um den Stern nicht verdreht. Die Bildfelddrehung hat man, wenn man eine azimutale (auch Az-Alt) Montierung, also mit senkrechter und waagrechte Achse, über beide Achsen gleichzeitig nachführt.


    Azimut= Winkel der von Süden abweichenden Blickrichtung entlang der Horizontlinie)
    Altitude = Höhenwinkel (vom Horizont bis in den Zenit)


    Es ist natürlich immer von Vorteil, wenn eine Montierung nachführt und man die Erddrehung nicht von Hand beim Beobachten ausgleichen muss. Aber das geht ins Geld.


    Gruß