Hallo Astrofreunde,
mal wieder ein Update meinerseits, mit der großen abschließenden Frage: Fertig oder weitermachen?
Zwischenzeitlich ist viel passiert: Einige Polier-Sessions mit wechselweise Volltool, 115mm Subtool und 60mm Subtool. Umfangreiche PDI-Messungen und Auswertungen. Zudem ein Rückschlag mit der Messtechnik: Ich hatte aus Versehen die Laserdiode mit 12V versorgt, definitiv zu viel.
Vorweg kurz etwas zur Spiegellagerung und Spiegelzelle:
6-Punkt-Auflage, optimiert nach PLOP, paarweise auf einer Wippe. Auflage ist 3mm starker Filz. Die seitliche Führung erfolgt über ein Alurohr in der zentralen Bohrung. Zwischen Alurohr und Bohrung ist gut 1mm Spiel, welches durch einen dünnen 1mm-Filz eliminiert wird. Der Spiegel sitzt gut auf dem Rohr, aber nicht stramm. Gegen Herausfallen wird der Spiegel mit einem zentralen Überwurfring gehalten. Hier ist auch der dünne Filz zwischen Spiegel und Ring. Nachteil dieser Konstruktion ist eindeutig der zu weiche Filz. Bei horizontaler Lagerung kann der Ring etwas weiter eingeschraubt werden als bei vertikaler Lagerung. Das Spiegelgewicht drückt den Filz etwas ein.
PDI-Messungen:
Bei den Messungen war der Spiegel bereits in der Spiegelzelle eingebaut, die Ausrichtung war vertikal. Gemessen habe ich in vier Positionen mit einer seitlichen Markierung auf 3-/6-/9-/12-Uhr. Gedreht wurde nur der Spiegel aber nicht die Zelle. Für jede Position habe ich 4 Interferogramme mit verschiedener Streifenausrichtung aufgenommen. Ich konnte immer ca. 12-15 Streifen erreichen, bei mehr Streifen war der Kontrast zu gering. Verwendet habe ich immer die 6.3µm-Löcher des PDI.
3-Uhr Position:
6-Uhr Position:
9-Uhr Position:
12-Uhr Position:
Die Ergebnisse sehen meiner Meinung schon ganz gut aus. Eine Mittlung über alle vier Spiegelstellungen ergibt 98% Strehl und -1.01 Conic.
Die 9-Uhr Position ist deutlich schlechter als die anderen - möglicherweise ein Problem bei der Spiegellagerung in dieser Stellung.
Auch konnte ich beobachten, dass ein handfestes Anziehen des Halterings zu einer Überkorrektur um zusätzliche -0.02 Conic führt.
Erst kürzlich habe ich das Teleskop in Newton-Konfiguration fertiggestellt und konnte mit dem noch unbeschichteten Spiegel einen Sterntest (Wega) durchführen. Die Aufnahmen habe ich mit einer DMK erstellt, im Primärfokus ohne weitere Zusatzoptik, jeweils Summenbild aus ca. 1000 frames, keine Schärfung. Links ist intra- und rechts extrafokal dargestellt:
Man erkennt eine Überkorrektur, deren Größe ich allerdings nicht recht einschätzen kann. Könnte das zu den PDI-Daten und einer konischen Konstante von -1.01 passen?
Für den späteren Cassegrainfokus wäre eine leichte Überkorrektur nicht hinderlich. Ich muss dann eben die konische Konstante des Sekundärspiegels anpassen.
Ein abfallender Rand als Ursache für den hellen äußeren Ring würde ich sogar ausschließen. Mit einem Komakorrektor (TV Paracorr universal) und dem Okular etwas außerhalb seiner optimalen Fokuslage (plus einige mm) bekomme ich sehr symmetrische Beugungsfiguren intra- und extrafokal. Bei der nächsten Gelegenheit werde ich auch mit einem Ronchiokular testen.
Was meinen die Experten zu den hier dargestellten Daten?
Soll ich aufhören und den Spiegel zum Beschichten geben?
Lohnt es sich, die Überkorrektion anzugehen?
Viele Grüße,
Andreas