Beiträge von Jürgen im Thema „Reinfelder & Hertel / G.Heyde, Dresden“

    Hallo Andreas,
    ich habe auch schon etwas zur Firma Reinfelder & Hertel geforscht. Weiter unten findest Du einen Nachruf auf Gottlieb Reinfelder von Rudolf Steinheil. Wenn dich die Verbindung zwischen den Firmen Reinfelder & Hertel und G. & S. Merz interessieren findest Du hier http://ediss.sub.uni-hamburg.d…door.php?source_opus=7310 ab Seite 200 noch etwas. Zu G. Heyde müsste ich genauer wissen was Du suchst.


    Gruß in die Runde,
    Jürgen



    Aus: Vierteljahrsschrift der Astronomischen Gesellschaft. Herausgegeben von den Schriftführern der Gesellschaft: R. Lehmann-Filhes und Müller in Berlin in Potsdam. 33. Jahrgang. (1898) Leipzig.


    "Nachruf:
    Gottlieb Reinfelder war am 18. December 1836 zu Pegnitz bei Nürnberg geboren. Seinen Vater, der praktischer Arzt in Pegnitz war, verlor er schon, als er erst im 9. Lebensjahr stand. Als die Mutter nach des Vaters Tode nach Nürnberg übersiedelte, besuchte er dort die Lateinschule, die Kreisgewerbeschule und das Polytechnicum, welches er im Jahre 1857 absolvirte. Gleich nach diesem Absolutorium sollte er in diejenige Berufsbahn geworfen werden, welcher er sein ganzes späteres Leben hin- durch angehörte. C. A. v. Steinheil, welcher beim Absolutorium des Nürnberger Polytechnicums als Prüfungscommissar functionirte, wandte sich an den Rector dieser Anstalt, damit ihm dieser von den Absolventen solche bezeichne, welche sich zur Ausbildung als Techniker in seiner optisch-astronomischen Werkstätte eignen würden. Der Rector nannte Gottlieb Reinfelder und Wilhelm Hertel, die denn auch beide in die Steinheil'sche Werkstätte eintraten, welche sich damals in Schwabing bei München befand. Sieben Jahre war Reinfelder in dieser Werkstätte thätig, und diese Thätigkeit war wohl für sein ganzes Leben ausschlaggebend, weil er für immer der praktischen Optik und in dieser den Steinheil'schen Methoden treu blieb, im fahre [864 trat Reinfelder aus der Steinheil'schen Werkstätte aus und gründete zunächst in Verbindung mit dem Privatdocenten an der Universität München Dr. Ph, Karl, dem späteren langjährigen Professor der Physik an den Militärbildungsanstalten, eine Werkstätte unter der Bezeichnung: „Physikalisches Institut von Karl und Reinfelder in München". Doch scheinen sich die beiden Gesellschafter nicht in Allem verstanden zu haben, da sie sich schon nach wenigen Monaten wieder trennten, indem Dr. Karl das „Phy sikalische Institut" unter seinem Namen allein weiterführte, während Reinfelder die „ Optische Anstalt von G. Reinfelder u gründete. In diese Anstalt nahm er im Jahre 1867 seinen Studiengenossen Hertel als Theilhaber auf, welcher sich nach seinem Austritt aus der Steinheil'schen Werkstätte bei Repsold und bei H. Schroeder in Hamburg noch weiter ausgebildet hatte. Die Wahl dieses Compagnons war eine sehr glückliche; denn bis zu dem im Jahre 1893 erfolgten Tode Hertel's haben beide Theilhaber die Anstalt in schöner Harmonie geführt und sie zu Blüthe und Ansehen gebracht. Reinfelder hatte sich bei Gründung seiner optischen Anstalt die Aufgabe gestellt, die optischen Theile für Messinstrumente herzustellen, wie sie die Mechaniker bedürfen, welche sich mit dem Bau solcher hauptsächlich zu geodätischen Zwecken dienenden Instrumente befassen. Die Lieferung der Optik für diese Instrumente war hauptsächlich in den Händen französischer Optiker, da die Objective aus der Merz'schen und Steinheil'schen Werkstätte den meisten Mechanikern zu theuer kamen, die französischen dagegen Dank der dort damals schon weit verbreiteten Hausindustrie so billig waren, dass dieser Vortheil die meisten über ihre sonstige Beschaffenheit hinwegtäuschte. Diesen französischen Optikern das Feld streitig zu machen durch Lieferung von billigen, aber guten Objectiven hatte sich Reinfelder vorgesetzt, und es ist ihm dies in vollem Maasse gelungen ; denn gar bald wendeten sich mechanische Werkstätten des In- und Auslandes seinen Objectiven zu, sodass bei seinem Tode die Firma nahezu 30000 solcher Objective geliefert hatte. Neben diesen Objectiven stellte die Anstalt auch Oculare und Lupen, Zugfernrohre, Marinefernrohre, Ablesefernrohre, Spectroskope, Prismen, Planparallel-Gläser und -Spiegel, sowie kleinere astronomische Instrumente her. Eine kurze Zeit hindurch befasste sie sich auch mit der Herstellung von Mikroskopen. Aber nicht allein die kleinen oben erwähnten Objective für Messinstrumente wurden von Reinfelder hergestellt, sondern auch grössere astronomische Objective, so als erstes ein Objectiv von 6 Zoll im Jahre 1873 für Winnecke in Strassburg, wie er auch für eine Reihe von Sternwarten Deutschlands und Russlands Kometensucher lieferte, welche sich durch möglichst lichtstarke Objective auszeichneten. Im Jahre 1897 hat Reinfelder ein Objectiv von 352 mm Durchmesser, das grösste, was er je gemacht, an die Königsberger Sternwarte geliefert. Nach Hertel's Tode im Jahre 1893 führte Reinfelder die Werkstätte allein fort bis zum Beginn des Jahres 1897, wo er seinen Sohn Karl Reinfelder und Herrn Paul Zschokke als Geschäftstheilhaber aufnahm. Von diesen war ersterer seit dem Jahre 1886 in der Anstalt seines Vaters thätig, letzterer war bis dahin Procurist in der Steinheil'schen Werkstätte gewesen. Neben seinem Beruf fand Reinfelder stets noch Zeit, sich dem allgemeinen Wohl zu widmen. So war er 19 Jahre lang Mitglied des Collegiums der Gemeindebevollmächtigten in München und hatte dort das schwierige Referat für Schulangelegenheiten in Händen. 6 Jahre war er Mitglied des Armenpflegschafts-Rathes. Der Astronomischen Gesellschaft gehörte er seit dem Jahre 1891 als Mitglied an. Wie Reinfelder im Umgang mit Freunden sich stets als liebenswürdige Natur zeigte, so hat er auch in seiner Familie sich immer als treubesorgter Gatte und Vater bewiesen und hat mit seiner treuen Christiane, geborenen Hechtel, Leid und Freude getragen, Leid, als ihnen zweimal ein Sohn in jugendlichem Alter entrissen wurde, Freude an und mit den übrigen Kindern und besonders dem einen Sohn, der, zuerst sein Schüler, ihm bald ein Mitarbeiter und eine Stütze im Beruf wurde. Wer das wirklich ideale Zusammenleben in der Familie des Verblichenen kannte, vermochte so recht den tiefen Schmerz der Wittwe, der 3 Töchter und des Sohnes zu ermessen, als Reinfelder, den seit 7 Wochen ein schwerer Fall von Diabetes ans Lager fesselte, am 30. Mai 1898 sanft entschlummerte.


    R. Steinheil"