Beiträge von Fred vom Jupiter im Thema „...und sie bewegt sich doch!“

    Hallo Gerry,


    mit der Epizykeltheorie, aufbauend auf dem Aristotelischem Dogma der gleichförmigen Kreisbewegung, hätte man eigentlich ein starkes Werkzeug zur Erklärung der Oppositionsschleifen im geozentrischen System. Oft reichten die einfachen Epizykel nicht mehr aus und man musste weitere in das Modell einfügen ("Epizykel auf Epizykel").


    Dies führte dazu, dass die Astronomie in der Antike den Ruf verlor, die tatsächliche Bewegung zu beschreiben. Sie taugte nur noch zur mathematischen Hypothesenbildung.


    Viel interessanter als die Bewegungen der äußeren Planeten sind die von Merkur und Venus im geozentrischen Weltbild. Dort waren sich die Naturphilosophen noch nicht mal über die Reihenfolge in der Anordnung der beiden Planeten einig! Verlaufen sie denn nun ober- oder unterhalb der Sonne [:I]


    Liebe Grüße und cs,
    Tobi

    Hallo Jochen,


    um vielleicht noch einmal kurz auf deine Ausgangsfrage zurückzukommen.


    Wolfgang erwähnt Aristarch von Samos und seine Ideen. Er ist vielleicht das beste Beispiel. Da ihm die praktischen Beweise fehlten konnte er sich nicht mit seiner heliozentrischen Idee durchsetzen und wird deshalb lediglich so nebenher von Archimedes in einem anderen Zusammenhang erwähnt.


    Letztendlich wollte man ihn sogar wegen seiner Gottlosigkeit zu bestrafen.


    LG, Tobi

    Hey Wolfgang,


    vielleicht liegt die Ursache für die geringe Bedeutung auch in den Umständen, unter denen Kepler gearbeitet hat?!


    Galileis Arbeit und Leben hat etwas heroisches mit der Inquisition (und sie bewegt sich doch) und dem Hausarrest, unter dem er sein größtes Werk schrieb. Kepler hingegen hat als Lutheraner am (kath.) Kaiserhof unter drei verschiedenen Kaisern gearbeitet und genoß in den wilden Zeiten der Gegenreformation eigentlich immer eine Sonderrolle, die sicher von seinen Zeitgenossen argwöhnisch betrachtet wurde. Er musste dafür zwar souveräne Arbeiten leisten, erhielt jedoch im Gegenzug keine angemessene Bezahlung. Man hatte in jenen Zeiten der verblendeten religiösen Konflikte (Kepler erlebte 12 Jahre des 30jährigen Krieges) einfach etwas "besseres" zu tun.


    Zudem ist nicht bekannt, wo Kepler begraben ist. Die letzten Ruhestätten von Galilei, Newton oder Copernicus kann man besichtigen und so ein Andenken hochhalten, Keplers Gebeine hingegen liegen irgendwo in Regensburg verstreut unter der Erde.


    "Seid guten Mutes, Galilei, und tretet hervor." Kepler 1597 in einem Brief an Galilei, der dann sich dann aber erstmal doch nicht so sehr getraut hat.


    Liebe Grüße,
    Tobi

    Hey Jochen,


    die Epizykel benötigt man ja nur, wenn man die beobachtete Bewegung der Planeten am Himmel ausschließlich mit Kreisbewegungen erklären möchte. Da sich die Planeten nun mal nicht gleichmäßig bewegen, hatte man ja bereits in der Antike (ich glaube es war Apollonius von Perge) die Epizykel eingeführt, die selbst wieder Kreisbewegungen sind. (Übrigens ist die Epizykeltheorie eine mathematische Fourieranalyse der scheinabren Bewegung).


    Des Weiteren besaß die Kreisbewegung (geschlossen und immer wiederkehrend) einen göttlichen Charakter, der gerade von Aristoteles in seiner Arbeit immer wieder unterstrichen wird. Das Ganze war vielen Astronomen damals schon sehr suspekt und man sah das Ptolemäische Weltbild lediglich als ein mathematisches Modell und nicht als eine Beschreibung der Wirklichkeit an (Stichwort: Rettung der Phänomene).


    Selbst Copericus wollte bei seinem Weltbild nicht auf die Epizykel verzichten. Er konnte sich auch noch nicht ganz von der Autorität des Aristoteles lösen und benötigte für genaue Planetentafeln eben diese Epizykel.


    Erst die Keplersche Entdeckung der Ellipsenbahnen (genauer die des Mars) ließ die Epizykel auf den Müllhaufen der Geschichte wandern. In seinem ersten Werk, dem Weltgeheimnis von 1596, stellt er sogar noch die Vermutung auf, dass die Sonne der Sitz einer Kraft auf die Planeten sei. Er traf zwar mit seiner Vermutung einer herumführenden magnetischen Kraft nicht ganz ins Schwarze, hat dennoch über die nach außen abnehmenden Planetengeschwindigkeiten einen ersten Ansatz für ein Kraftgesetz aufgestellt.


    Er ist damit eigentlich nicht nur der Begründer der Himmelsmechanik, sondern der eigentlichen Astrophysik.


    Liebe Grüße und CS,
    Tobi