Beiträge von Hammer_Kruse im Thema „Nikolaus Kopernikus - ein Pole oder ein Deutscher“

    Hallo Kopernikus,


    wenn man es genau nimmt, war er Ermländer, denn das Ermland gehörte zu seiner Zeit noch nicht zu Ostpreußen. Dazu kam es erst viel später im Zuge von Gebietsneuordnungen bei den polnischen Teilungen. (Nachdem man Polen erst passend zurechgestutzt hatte, konnte man dort Grenzziehungen verändern und Gebiete zwischen Ost- und Westpreußen austauschen.)


    Dieses Hin- und Her der Gebietszugehörigkeit ist natürlich auch ein Grund für den überflüssigen Streit um Kopernikus' Nationalität. Eine wichtigere Rolle spielt das aber in konfessioneller Hinsicht: Das Ermland war als polnisches Gebiet natürlich streng katholisch, während das umgebende damalige Ostpreußen als kurfürstliches Gebiet schon ziemlich seit Beginn der Reformation protestantisch war.


    Nur der "Zufall", daß Kopernikus Ermländer war, ermöglichte ihm eine gesicherte Existenz aus seine Einkünften als, wie man heute sagen würde, leitender kirchlicher Verwaltungsbeamter, eben als Domherr in Frauenburg/Frambork. (Allerdings heißt es, dieses Amt sei vor allem sein finanzielles Ruhepolster gewesen und er habe nicht übermäßig viel Engagement hineingesteckt.)


    Während Kepler als Protestant zwar beträchtlich unter der Gegenreformation in Österreich zu leiden hatte, konnte er wenigstens den Mund aufmachen und war nicht von der Inquisition bedroht. Kopernikus stand da ganz anderes da. Damit hängt es sicher zusammen, daß Kopernikus über zehn Jahre zögerte, sein Buch ("De revolutionibus ...") herauszugeben.


    Aber das ist ein eigener Krimi. Da tauchen Namen wie Melanchthon und Osiander auf. Und schließlich steht im in Nürnberg gedruckten Buch ein Vorwort, das von Kopernikus gar nicht autorisiert war und den ganzen Inhalt relativiert. Jürgen Hamel hat eine Koopenikus-Biographie geschrieben, welche die Details dazu darlegt. ("Nicolaus Copernicus: Leben, Werk und Wirkung")


    Die hab' ich mal gelesen. All' die anderen noch nicht. Zum Vergleich werde ich mir irgendwann nochmal eine der schönen Darstellungen aus der Nazizeit reinziehen, die ihn sicher ganz im Gegenteil zu Hamel als deutschen Helden darstellen, der mutig der Kurie trotzte und wohl so gar nicht in seine klerikale Umgebung paßte. (Solche Helden hatten die Nazis manche bei den Ostpreußen: "Reichsbischof" Müller war auch einer.)


    Gruß, mike