Hallo,
aus dem Gedächtnis hier mal ein kleiner Beobachtungsbericht:
Als ich auf der Silvretta ankam war gerade die Diskussion im Gange ob man vorne in Richtung Strasse, oder doch lieber hinten bei dem als Lagerplatz genutzten Parkplatz beobachten sollte. Die Lagerplatz Fraktion hat sich durchgesetzt - was wir nicht wussten war, dass auf der Baustelle Vermuntwerk 24h Stunden durchgearbeitet wird, so bekamen wir später noch Besuch von einem LKW der noch schnell ein paar Bündel Baustahl abholte, aber der Fahrer war uns freundlich gesonnen und ließ uns gewähren.
Die erste Beobachtung des Tages war dann die Sonnemit Baader Herschelprisma durch den 105mm Traveller eines Vereinskollegen. Auch wenn das Seeing durch die tiefstehende Sonne schon recht unruhig war, hat mich der knackige Kontrast und die immer wieder aufblitzende Schärfe beeindruckt. Der Grünton des Bildes ist für die Kontrastwahrnehmung auch recht förderlich.
Während die letzten Sonnenstrahlen die Berge in ein zartes Abendrot tauchten entdeckte ich plötzlich einen komischen "Stein" auf der Madlener Spitze, zuerst traute ich mich kaum es zu sagen, aber es war dann einwandfrei ein Adler den wir viele Minuten lang durch die verschiedenen Teleskope beobachten konnten - auch ein paar Fotos wurden versucht, aber bei der Entfernung von ca. 5km wars da mit der Schärfe dann doch nicht so leicht...
Zu Kurt, Michael, Guntram, Franz, Babsi und mir von der VAA stießen dann noch Stefan(Psy) und Andreas - hier im Astrotreff wohlbekannte Kollegen. Zwei Schweizer Sternfreunde stießen dann auch noch dazu, da blieb mir aber nur der Name Rolf(?) im Gedächtnis.
Auch Andreas Hänel von der Fachgruppe Dark Sky war da, den habe ich im Dunkeln dann allerdings nicht mehr angetroffen. Ivh bin schon gespannt was seine Messungen zur Himmelshelligkeit ergeben haben. Das SQM von Franz hat 21.21 angezeigt, allerdings hat ev. Die Milchstrasse gestört.
Der Himmel war sehr dunkel, und auch am Horizont war kaum Streulicht. M42 habe ich im 80mm Refraktor beim Aufgehen zugeschaut und hatte nicht den Eindruck, dass da viel Aufhellung durch Streulicht war.
Leider befand sich mein Fern/Zeitauslöser nicht in der Schachtel wo er hingehört, so stand mir nur 30 Sekunden als maximale Aufnahmezeit zur Verfügung... das nächste Problem war, dass ich beim Kollimieren meines Strock 250 Selbstbau ein Schraube zuweit herausdrehte, und die Kollimation für den Abend dann unmöglich war...
Hier aber nun meine Beobachtungseindrücke:
Hickson 16 im 52,5cm Dobson war leicht, die vier Galaxien bogenförmig aufgereiht.
Stephen's Quintett im 52,5cm von Andreas direkt zu sehen, die unterschiedlichen Formen klar und deutlich, die zwei sehr eng stehenden konnte ich aber nicht klar trennen. Auch in der Phoenix von Goldammer (36cm Dobson von <s>Kurt</s> Korrektur: natürlich Stefan!) war diese Gruppe gut zu sehen, allerdings nicht mit so viel Struktur.
Sehr eindrucksvoll war M13 im Phoenix, die schlangenförmigen Sternreihen waren sehr deutlich, und die optische Qualität an den vielen, vielen punktförmigen Sternen erkennbar. Verblüfft war ich dann, als NGC6207, die ich nur als schwachen Nebelfleck kannte direkt sichtbar war, und auch Struktur zeigte.
In Guntram's 8" (sorry Guntram) Tetra-Schiefspiegler war das Zentrum von M42 ein Genuss, ich hatte noch nie so einen dreidimensionalen Eindruck beim Blick durch ein Teleskop. Die scharfen Nebelkanten, und die dunklen Schwaden boten dem Auge viel interessante Details.
Der Cirrus-Nebel war bei geringer Vergrößerung auch in meinem dekollimierten 250mm Newton sehr schön, in den 80mm Refraktoren und dem Traveller auch der komplette Komplex im Bild - der Hammer war dann aber der Anblick im 52,5cm Dob, wo man die Schmalseite das Bildfeld ausfüllte und man die Strukturen durch Schwenken abfahren konnte - unfassbar wie viele Details sichtbar waren.
in Babsis 90x20 Feldstecher war ich vom Anblick von M55 sehr verblüfft, so groß? so hell?
Im großen Dob konnte ich dann noch zwei alte Favoriten von mir bewundern: NGC891 - formatfüllend mit ganz deutlichem Staubband und NGC281, der viele Strukturen zeigte, vom PacMan aber nur der dunkle Einschnitt (Mund) klar ersichtlich war.
IC405 konnten wir nicht sehen, dafür NGC1893 im Nebelfilter mit viel Struktur.
Im Tetra (oder war es der 16cm Newton) von Guntram konnten wir dann auch noch NGC253 (sehr schön) und NGC288 (eher blass) sehen.
Ich habe sicher noch viele Objekte vergessen, aber da werden mir die Kollegen sicher noch auf die Sprünge helfen...
hier noch ein paar Bilder:
Warten auf die Dunkelheit:
Orion neben dem Hohen Rad
Orion mit 200mm
Ausschnitt aus dem Bild oben:
noch ein Ausschnitt:
die Milchstrasse am Abend:
Blick nach Norden, die Beleuchtung stammt von der Baustelle - dem Himmel kann sie bei der Transparenz aber kaum was anhaben
Orion über dem Silvrettasee
Kapelle auf der Passhöhe
Andreas mit Zodiakallicht
von Sirius bis zu den Plejaden
Orion und Zodiakallicht:
Auf dem Weg zum Frühstück wurden wir mit seltsamen Klängen konfrontiert:
Die Gegend um IC405, mit M38, M36, NGC1907, NGC1893...
Der Sturmvogel Nebel NGC6960:
Cirrusnebel mit 200mm:
Alles in allem war es eine kleine, feine, internationale Starparty mit tollen Erlebnissen.
lg
Philipp