Beiträge von Imageshare im Thema „Astrophotografie Contests“

    Hallo Martin,


    na dann wollen wir mal: Zuerst zu deiner Wunschliste.


    Auf Platz EINS, also besser gestern als morgen gehört der Koma-Korrektor. Er verhindert die eierförmigen Sterne in den Ecken. Das ist existenziell!


    Auf Platz zwei sollte der Guider gehören. Nur so als Richtschnur: gebrauchtes Laptop kaufen: 100 Euro, gebrauche ALCCD5 kaufen: 100 Euro und dazu eine kleine Refraktorscherbe, sehr gut geht der Achromat 80/400 von Skywatcher für ca. 90 Euro, klein niedlich, handlich und wirklich eine gute Optik.


    Und wenn Dir das Guiding-Equipment zu teuer wird, ein Fadenkreuzokular gebraucht kaufen und eine 70/700-Lidl-Scherbe irgendwo abgreifen. Dann hockst Du halt während der Aufnahme neben dem Teleskop, schaust durch das Fadenkreuzokular und korrigierst per Hand nach. Und nicht jammern, der Satz "Habe ja auch nirgends geschrieben, dass es so einfach wie möglich sein soll" stammt von Dir [:D][:D]


    Aber wie gesagt, diese beiden Punkte sind für den Erfolg existenziell, da beist die Maus keinen Faden ab.


    Was Photoshop betrifft, da gibt es jede Menge Bücher im Handel. Ich habe nie eines davon gelesen, denn auf 90% von dem was da drin steht kommt man simpel auch von alleine, einfach durch ausprobieren. Und das was wirklich interessant ist, also Maskentechnik sowie die Tricks der Cracks, die kann man verglich suchen bzw. da zeigt jede Online-Hilfe mehr. Alternativ und kostenlos ist die Software GIMP, die relativ ahnlich funktioniert, aber mit 16-bit-Ebenen wohl ihre Probleme hat. Bildbearbeitung sollte immer in 16bit erfolgen, denn 8Bit verschenkt wertvolle Daten!!


    Im Prinzip ist es auch egal womit Du arbeitest, wichtig ist dabei nur, das Du möglichst viel mit der Hand machst und nicht auf Routinen von spezialisierter Software vertraust. Diese Routinen sind Maschinen und können nicht auf deine individuellen Bilder reagieren. Die kannst Du nutzen, wenn Du genau weist welche und wann. Anfänger die blind auf die Software vertrauen bleiben ihr Leben lang blind...und so sehen die Bilder dann auch meistens aus!


    Aus genau dieser Maschine resultieren deine Streifen im Bild. DSLR-Bilder sind nicht linear. d.h. wenn Du 1min. belichtest und danach noch einmal 1min ein Bild machst, weisen beide Bilder unterschiedliche Grundhelligkeiten auf. Zieht man die voneinander ab, bleibt kein schwarzes Bild zurück, sondern ein fleckiges mit Resten des helleren Bildes. Dazu kommt, das die Analogverstärker bei Darks relativ leicht übersteuern, was dazu führt, das im Dark mehr Störpixel zu sehen sind, als im gleichlang belichteten Bild. Zieht man nun vom Bild das Dark maschinell ab, bleiben schwarze Löcher im Bild übrig. Zusammen mit den Fehlern aus der reinen Helligkeitsbetrachtung ergibt das ein zunehmend fleckiges Bild. Aslo nix mit "das Bild wird besser"!


    Wenn diese nun gestackt werden, addieren sich diese Fehler auf. Zudem kommt es dazu, daß Du durch eine Drift im Teleskopsystem eine leichte Bildverschiebung um wenige Pixel hast. Im Stacking addieren sich also die "schwarzen Löcher" zu einer Reihe (je nach Bilddrift), werden aber abgeschwächt da jeder Fehler nur zu einem Bruchteil in das fertige Bild eingeht.


    Bei der Bildbearbeitung werden aber in der Regel die Tonwerte gespreizt, also die helleren Pixel heller gemacht und die dunkleren dunkler. Das führt dann dazu, das die Striche deutlicher sichtbar werden.


    Solltest Du jetzt auf die Idee kommen un das moderne Wort "Dithering" in die Tat umsetzen, verschlimmerst Du den Effekt nur noch, da dann die Darks überhaupt nicht mehr passen. Ausserden wird der Fehler dadurch nur verschmiert, aber nicht behoben.


    Die einfachste Art den Fehler zu beheben ist folgender:


    Es gibt Software, die übrigens gar nicht so teuer ist (Nebulosity von Stark Labs, ich glaube um die 40 Euro), die erstellt aus einem Dark eine Pixelmap. Beim Darkabzug wird nun diese Pixelmap genommen und die entsprechenden Pixel des Darks vom Rohbild so abgezogen, das sie gerade im Hintergrund verschwinden. Keine schwarzen Löcher ergibt auch keine Striche. Aber, das Verfahren braucht ein wenig Übung und gute Rohdaten der Darks und der Lights.


    Alternativ kann man hingehen und vom Farbbild via der Funktion "Filter-Rauschfilter-Staub und Kratzer" vom Photshop die Störpixel gerade so entfernen. Das benötigt etwas Übung, führt aber zu einem ähnlichen Ergebnis. Allerding tritt dabei eine leichte Weichzeichnung auf, die man aber getrost aktzeptieren kann, einfach weil die Rohdaten sowieso suboptimal sind.
    Diesen Weg kann man beliebig komplizieren, mit Ebenen und Masken arbeiten. Dann wird das Bild weniger beeinflusst, aber die Fingerkuppen...die armen Fingerkuppen...und die arme Maus..


    Du siehst, es gibt für alles eine Lösung, nur nicht für schlechte Rohdaten. Je besser die sind, desto weniger Tricks muß man anwenden.


    Ich selbst habe eine QHY6c, eine Farb-Astro-Kamera. Bis heute kann ich mich nicht daran gewöhnen, daß diese Rohdaten liefert, und keine aufgehübschten Daten wie die DSLR. Was die Canon-Ingenieure da geleistet haben ist aller Ehren wert. Bei meiner Kamera bekommst Du nach 15min-Belichtungen ein schwarzes Rohbild. Erst wenn man die Verstärkung aufreist wie ein Depp, kommt da was auf den Bildschirm.


    Da lernt man ratzfatz wie wichtig saubere Rohdaten sind, und wie wichtig es ist, sich seine Rohdaten genau anzusehen. Maschinelle Bearbeitung via Fitswork, Deepskystacker etc. führten bei mir immer nur zu Ergebnissen die man mit Anlauf in die Tonne treten kann. Bearbeite ich meine Stacks aber per Hand, kommt da Erstaunliches zu Tage. Ok, für so nen Krempel wioe Darks und Flats bin ich zu faul....


    Also mein Tip des Tages: Werde Handwerker und schaue Dir jede Operation auf Pixelebene genau an was die macht. So bekommt man ein tieferes Verständnis für die Funktioenen und kann sie nachher besser einsetzen...in 2-3 Jahren sprechen wir uns wieder zu dem Thema...


    Ein kleiner Tip noch aus der Bildbearbeitung: Rot korrespondiert immer mit Gelb und Gelb ist Komplimentär zu Blau.


    So, jetzt weist Du es. Nur hilft das nix. Also, im Klartext. Nimm dein Rohbildstack und führe eine Funktion aus, die eine Auto-Tonwerkkorrektur durchführt. Dabei werden die einzelnen Farbkanäle so ausgerichtet, das sie dem natürlichen Farbspektrum entsprechen. Du wirst sehen, das in deinem Bild viel Rot steckt. Mit einer Software die einzelne Farben korrigieren kann kannst Du nun die Farbe Gelb verstärken oder abschwächen (Helligkeit und Sättigung der Farbe Gelb) Du wirst schnell sehen, wie sich das enorm auf die Farben im Bild, vor allem auf den Hinterdgrund auswirkt.
    Einen ähnlichen Effekt bekommt man, wenn man die Farbbalance neu per Hand einstellt, also den Blaukanal verstärkt. Dann aber wird aus dem Gelbanteil ein Rotanteil, der eventuell den Nebel im Hintergrund absaufen lässt. Ok, dann eben rot durch Verstärkung von Cyan abdämpfen, aber nur soweit, das der Nebel noch schwach erhalten bleibt. Das Resultat ist eine Lagune, wie sie deine Kamera sehen würde. Den Rotanteil kann man danach wieder seletiv erhöhen und nach einigen Herumgefrickel bekommt man eine Lagune auf dunklem Hintergrund.


    So, meine Fingerkuppen, ich glaube ich erwähnte das schon mal....


    CS und gutes Nächtle
    Ulrich

    Hi Leute,


    jammert mal nicht rum! Es geht doch hier nicht darum die perfekten Rohdaten zu bearbeiten, sondern aus dem, verzeih mir bitte Martin, Datenschrott noch etwas ansehnliches herzustellen. Weiter geht es darum, zu zeigen, woran Martin auch in Zukunft arbeiten muss um seine Rohdaten zu verbessern.


    Ich habe einmal sein gestacktes TIFF bearbeitet, einfach weil mit die Einzelframes einfach zu viel Datentransfer sind (Zeit...ich habe keinen Bock meinen PC eine Stunde lang zu blockieren).
    Das TIFF zeigt so ziemlich jede Grausamkeit die einem eine DSLR mit schlechter Nachführung und ohne Datenkalibration zu geben hat: strichförmige Stackingmuster, Eiersterne, Koma, Farbgradient, Farbflecken usw...
    Unter diesen Umständen ist man schon ganz schön auf allerlei Tricks angewiesen um wenigstens etwas aus dem Tiff herauszuholen.


    Meine Bearbeitung war Quick-and Dirty, also längst noch nicht das Optimum. Das liegt einfach daran, das ich mich fast 10 Jahre mit solchen Rohdaten rumgeärgert habe und ich keinen Bock für noch aufwendigere Bearbeitung hatte.


    Und genau hier liegt der Reiz seines Contests. Mal zu schauen was man machen kann und vielleicht zu lernen, wie man es besser machen kann.


    MARTIN: Wenn Du mich fragst was Du besser machen kannst, so sind einige Punkte aufgefallen:
    1: Guide deine Aufnahmen so, daß Du erbarmungslos runde Sterne bekommst.
    2: setze einen Koma-Korrekto ein
    3: belichte länger, dann reichen auch 10-15 Aufnahmen
    4: bewaffne dich mit Photoshop, ruhig eine ältere Version. Damit bekommt man recht gut die Vignette, den Farbgradient und die Fraben ganz allgemein in den Griff.
    5: üben..üben..üben...und nebenbei hilft ein wenig Verzweifeln ganz gut über den Tag...


    so, nun poste ich auch noch eine verkleinerte Variante meiner Murks-Bearbeitung.




    Noch viel Freude an dem Projekt
    Ulrich