Hallo zusammen,
na das war doch wieder ein sehr schönes WHAT dieses Jahr in Gülpe!
Wegen der Wetterprognosen bin ich letztlich kurzentschlossen schon am Mittwoch spät Abends angereist, und hab' mich gefreut, dass schon etwa 10 weitere Sternengucker offensichtlich die gleiche Entscheidung getroffen hatten. Noch schnell im Dunkeln aufgebaut, konnte in dieser Nacht wie erwartet bei zeitweise von 2 verschiedenen SQM-L's gemessenen 21,4 mag/arcsec beobachtet werden. Allerdings kam in der zweiten Nachthälfte Bodenfeuchtigkeit hoch, so dass der in weiser Voraussicht von Ralf mitgebrachte Fön an Okularen, Filtern und Fangspiegeln mindestens alle halbe Stunde zum Einsatz kam. Danke nochmal für's ausleihen!! Das ist das tolle an Teleskoptreffen: man hilft sich gegenseitig, wenn man mal Equipment zu Hause vergessen hat.
Ich sah zum ersten Mal den Kometen Jacques, der schön hoch in Kassiopeia stand und deutlich in verschiedenen Instrumenten zu erkennen war, aber visuell keinen Schweif zeigte.
Im Ringnebel konnten wir trotz 460x Vergrößerung mit Nagler den Zentralstern im 24"er nicht sehen.
In der darauffolgenden Nacht zogen zwar ab etwa 1 Uhr Wolken auf, aber bis dahin war es angenehm mild und auch die Optiken waren diesmal nicht zugetaut. Trotzdem war die Luft oben irgendwie doch diesig, sprich die Transparenz war nicht top, und das SQM-L zeigte ab da auch selten mehr als 21,2. Im Hantelnebel konnte Kalle aus Halle mit seinen Adleraugen 19 Sterne zählen, ich kam auf 9 oder 10. Der Katzenaugennebel NGC 6543 zeigte wieder deutlich seine bläuliche Farbe und den knackig weißen Zentralstern.
Freitag füllte sich dann der Platz weiter. In H-alpha gab es am späten Nachmittag eine riesige sich schnell verändernde Protuberanz auf der Sonne zu beobachten, deren beste Phase ich allerdings durch's Zuhören bei einem Vortrag im Zelt verpasste.
Die Nacht von Freitag auf Samstag war dann trotz schlechter Wolkenprognosen fast wolkenlos, aber Transparenz und SQM-L-Werte waren letztes Jahr noch besser. Trotzdem tolle Nacht.
Zunächst konnte vielen Besuchern aus der Umgebung, die eigentlich erst für Samstag Abend erwartet wurden, noch die junge Mondsichel und Saturn in der Dämmerung gezeigt werden, inkl. Cassini-Teilung. M51 zeigte seine stark gewundenen Spiralarme, M101 war dagegen -obwohl höherstehend- merkwürdigerweise eher enttäuschend.
Beim Ringnebel wollte ich es nun aber wissen: 650x mit dem ausgeliehenen 5mm 82° ES Okular bei 24" Öffnung und 21,2 mag/arcsec. Verflixt, das musste doch reichen! Minutenlang blickten wir abwechselnd durch's Okular. Manchmal glaubte man den Zentralstern und auch den anderen schwachen Stern im grünlich wirkenden Nebel für einen Sekundenbruchteil aufblitzen zu sehen, aber wahrscheinlich spielte das Gehirn da bei der Bildverarbeitung auch einen Streich, und so mussten wir leider feststellen: nicht wirklich gesehen. Naja, man braucht ja noch Ziele für die Zukunft.
Für mich auch faszinierend: Der 4fach Stern Epsilon Lyrae war in Ralf's Yolo sowas von klar getrennt und es waren sogar alle 4 Beugungsringe erster Ordnung einzeln auszumachen.
Eine Wahnsinns-Schärfeleistung wie ich finde. Die Trennung gelang auch im 24"er, aber hier war der Schiefspiegler doch mehr als nur ne Spur besser.
Den Kometen Jacques haben wir nach etwas Sucherei dann schließlich auch nochmal gefunden. Er war inzwischen eine ganze Ecke weitergewandert und stand jetzt fast im Zenith im Kepheus. Die beiden Cirrusnebel im Schwan mit OIII-Filter waren auch wieder der Hammer. Durch die neue motorische Nachführung an meinem Dobson konnte ich diesmal komfortabler an den Cirren entlangfahren. Den Pferdekopfnebel kurz vor'm Schlafengehen um halb fünf Uhr morgens konnte ich nicht ausmachen. Lag sicherlich daran, dass ich keinen H-beta-Filter hatte und der Nebel noch zu horizontnah war. Es wäre für mich persönlich die erste Sichtung dieses Nebels überhaupt gewesen. So bleibt das ein weiteres Ziel für die Zukunft.
Meinen Hut ziehe ich vor Michael, der auf dem Stellplatz neben mir bis 8 Uhr morgens durchgehalten hat, um die Belichtungszeiten seiner Zeitrafferkamera bei Sonnenaufgang manuell anzupassen. Bin sehr gespannt auf das Ergebnis!
Samstag Abend hab ich dann doch lieber noch im Trockenen abgebaut und bin abgereist, weil die inzwischen aufgezogene Wolkendecke doch zu dicht war, und am nächsten Morgen ein "Zusammenpacken im Nassen" drohte.
Das Fernsehteam vom ZDF will seinen Beitrag nächsten Samstag (06.09.14) um 17:00 Uhr im Länderspiegel senden.
Abschließend wieder ein GROßES DANKESCHÖN an die Organisatoren und die Helfer um das Team der Kreativoase, wo es auch für die Spätaufsteher noch Frühstück gab.
Die Verpflegung am Platz mit Schnitzel, Würstchen, Pommes, Getränken, Kuchen und sogar einer Weinkarte war auch top zu absolut angemessenen Preisen wie ich finde.
Dankeschön auch an alle Mitbeobachter mit den helfenden Händen beim Auf- und Abbauen meines unhandlichen Telekops, Okulare ausleihen, Kabeltrommeln oder Tipps zur Justierung und Kollimation!
Bis zum nächsten Jahr, oder vielleicht schon vorher beim HTT!
Stefan
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24" f/5,4 Selbstbau Dobson
