Beiträge von Atlas im Thema „Größe und Alter des Universums“

    Hallo Günther,


    Greene's Unterscheidung von Innen- und Außenperspektive ist nicht ganz leicht zu verstehen. Ich werde mir mal sein Buch besorgen. Vielen Dank für den Hinweis darauf.


    Viele Grüße
    Johannes

    Hallo Günter,


    die Unendlichkeit ist eine vertrackte Sache, wie Kalle weiter oben schon bemerkte.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ein "Anfang in der Zeit" läßt die Frage nach der räumlich unendlichen Ausdehnung des Universums offen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wenn das Universum räumlich unendlich wäre, aber einen Anfang in der Zeit hätte, dann wäre es nicht aus einer Singularität von der Größe der Planck-Länge entstanden, sondern es müßte zu einer bestimmten Zeit als unendlich Großes aus dem Nichts hervorgegangen sein.


    Doch wie verträgt sich ein von Anfang an unendlich großes Universum mit dem Inflationsgedanken? Dem Modell der chaotischen Inflation zufolge gibt es viele Gebiete, die seit sehr langer Zeit exponentiell expandieren. (Nur manche Gebiete haben wie unseres jenen "graceful exit" erlebt, der die Inflation nach kurzer Zeit zu Ende brachte und Strukturen entstehen ließ.) Trotz dieser rasend schnellen und immer noch schneller werdenden Expansion vieler Gebiete würde der Kosmos aber als Ganzer nicht größer, da er ja von vornherein unendlich groß war.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Annahme vieler oder unendlich vieler jeweils räumlich unendlicher Universen gemäß der chaotischen Inflation ist widerspruchsfrei.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Kann es denn mehr als nur ein einziges räumlich unendliches Universum geben?
    Gäbe es zwei, dann würden sie im Raum aneinander stoßen, sich gegenseitig begrenzen und wären somit endlich.
    Wenn sie hingegen kausal unverbunden sind, dann sind sie räumlich getrennt und bewegen sich mit Überlichtgeschwindigkeit voneinander fort. Dann würde gelten, daß das eine nicht dort ist, wo das andere ist. Ein räumlich unendliches Universum müßte aber überall sein.


    Immanuel Kant war übrigens der Meinung, man müsse sich vor dem Begriff der Unendlichkeit hüten, weil er die Vernunft in Antinomien und Selbstwidersprüche führe.



    Viele Grüße
    Johannes

    Hallo,


    Hans, Du schreibst:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wenn man an den "lieben Gott" glaubt, könnte man von endlich reden, denn alles endet ja bei "ihm".<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Wissenschaftshistorisch könnte es durchaus einen Zusammenhang geben zwischen dem Aufkommen der Theorie des endlichen Kosmos und bestimmten religiösen Vorstellungen. Hast Du vielleicht diesen Artikel über George Lemaitre im Wissenschaftsteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gelesen?
    http://www.faz.net/aktuell/wis…er-weltbild-13054736.html


    Der Autor denkt in diese Richtung. Lemaitre hat als erster die Rotverschiebung des Spektrums entfernter Galaxien als Hinweis auf eine Expansion des Kosmos gedeutet und somit den Grundstein für die Urknall-Kosmologie gelegt. Damit hat er Aristoteles‘ und Einsteins Modell des statischen Kosmos ohne zeitlichen Anfang zerstört und der heutigen Vorstellung eines Universums von endlichem Alter (ca. 13,8 Milliarden Jahre) den Weg bereitet. Der Autor des FAZ Artikels erwägt nun, ob Lemaitre deshalb auf die Idee eines zeitlichen Anfangs des Universums gekommen ist, weil er Priester war und somit der theologischen Schöpfungsvorstellung anhing. Da Lemaitre an den „lieben Gott“ geglaubt hat, legte sich für ihn wohl der Gedanke nahe, daß bei „ihm“ nicht nur alles endet, sondern auch alles anfängt.


    Retep, wenn das Universum tatsächlich ein bestimmtes Alter hat und sich mit endlicher Geschwindigkeit ausdehnt, egal ob diese konstant ist oder veränderlich, dann muß es auch eine endliche Größe haben.


    Die empirischen Befunde sprechen sehr für einen zeitlichen Anfang des Universums. Mir fällt gerade nur eine einzige Theorie ein, die eventuell davon abweicht, nämlich Andrei Lindes Konzept eines durch „chaotische Inflation“ „selbstreproduzierenden Universums“. Linde zufolge war der Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren nur der Ursprung unseres lokalen Universums, aber nicht des Universums überhaupt. Inflation spielt sich ständig in immer neuen Gebieten ab. Warum wissen wir von den anderen Gebieten nichts? Nach Linde können wir davon nichts wissen, weil all diese Gebiete, von denen es unendlich viele gibt, kausal voneinander getrennt sind. Über den zeitlichen Anfang des Universums drückt sich aber selbst Linde sehr vorsichtig aus, etwa wenn er sagt, es sei „möglich, daß es keinen einheitlichen Beginn der Zeit im Universum gab“ (Elementarteilchen und inflationärer Kosmos, S. 64). Und auch: „Bei Berücksichtigung der ständigen Erzeugung inflationärer Gebiete hat die Entwicklung des Weltalls als Ganzes kein Ende und möglicherweise auch keinen Anfang“ (Ebd., S. 65). Genau genommen besagt selbst das aber nur, daß die Zeit nicht im ganzen Universum auf einmal entstanden ist, sondern jeweils dort für ein bestimmtes Gebiet entsteht, wo sich gerade ein Urknall ereignet. Damit ist aber nicht ausgeschlossen, daß zu einer bestimmten Zeit irgendwo der erste Urknall stattgefunden und sich die erste Uhr in Bewegung gesetzt hat. Selbst Lindes Kosmos hätte dann einen Anfang in der Zeit und wäre somit auch räumlich endlich.



    Viele Grüße
    Johannes