Hallo Holger,
man läuft bei diesem Thema sehr leicht in eine Falle. Der Knackpunkt an der Sache ist der Folgende: Die Tatsache daß das Weltall 13.7 oder 13.8 Milliarden Jahre alt ist, hat erstmal keinerlei direkte Verbindung zur Größe des Universums insgesamt. Wenn überhaupt, dann kann man Rückschlüsse auf den für uns beobachtbaren Teil des Universums ziehen. Aber dieser ist mitnichten einfach nur 2x 13.x Milliarden Lichtjahre groß, bzw. dessen "Rand" ist nicht 13.x Milliarden Lichtjahre von uns entfernt.
Entfernungsangaben in der Kosmologie sind hochgradig irreführend, weil sich das Universum ausdehnt. 13.x Milliarden Jahre Lichtlaufzeit verliert daher den direkten Bezug zu einer unmittelbar damit verknüpften Entfernungsangabe.
Man nehme eine Galaxie, deren Licht xy Milliarden Jahre zu uns unterwegs war. Zu dem Zeitpunkt, als sie das Licht ausgesandt hat, das heute bei uns ankommt, waren die Galaxie und unsere eigene Milchstraße wesentlich näher beieinander - wie weit genau, kann man gar nicht sagen, und deshalb benutzen Astronomen die Entfernung auch gar nicht in der Kosmologie - nur Rotverschiebungen sind direkt meßbar. Die Galaxie hat damals Licht in unsere Richtung ausgesandt, und es ist erst jetzt bei uns angekommen, weil sich der Raum zwischen Milchstraße und der Galaxie kontinuerlich ausdehnt, und die Strecke die das Licht zurücklegen muß damit im Laufe der Zeit immer länger wird. Irgendwann mal war der Abstand der Galaxie auch mal xy Milliarden Lichtjahre, aber nicht heute, und auch nicht zu dem Zeitpunkt als das Licht ausgesandt wurde
Einen entscheidenden Denkschritt muß man jetzt außerdem noch gehen: Die Ausdehnung des Universums darf man sich nicht wie eine Explosion vorstellen, bei der Trümmerteile wegfliegen, denn die Galaxien bewegen sich dabei nicht. Das mit dem nicht bewegen ist das Entscheidende an der Sache. Stell dir das Universum stattdessen besser wie ein Gummiband vor, auf dem zwei Ameisen sitzen: Wenn du an den Enden ziehst, entfernen sich die beiden Ameisen voneinander, auch wenn sie stehenbleiben. Und weil die Ausdehnung des Universums keine Bewegung ist, darf sie in diesem Sinne auch tatsächlich "schneller" als die Lichtgeschwindigkeit (die hier der Geschwindigkkeit entspricht, mit der Ameisen auf dem Band laufen würden) sein. Die Lichtgeschwindigkeit kann man daher schlicht und ergreifend nicht als Obergrenze für die Größe weder des beobachtbaren noch des ganzen Universums hernehmen.
Viele Grüße
Caro