Beiträge von MartinB im Thema „Messung der Strahlenbelastung auf dem Mars“

    Hallo Leute,


    Welche Strahlenbelastung für Astronauten "vertretbar" ist, das ist natürlich Gegenstand vieler Diskussionen. Es gibt ja bei so einer Mission noch eine Reihe anderer Risiken. Der Vergleich mit den Reisen der frühen Seefahrer und Entdecker ist wohl gar nicht so schlecht. Er hinkt nur insofern, als die Astronauten zum Überleben nur das haben, was sie selbst auf die Reise mitnehmen. Die Seefahrer konnten sich zur Not ein neues Schiff bauen, wenn sie es nur irgendwie bis ans Land schafften. Selbst beim Fußmarsch zum Südpol gibt es immerhin Sauerstoff und Wasser aus der Umgebung.


    Mal so als Vergleichsmaßstab ein paar andere Relationen zur Strahlenbelastung beim Menschen; bitte nur als grobe Anhaltswerte verstehen!


    Jahresdosis für natürliche Strahlenbelastung in Deutschland: ca. 1-5 mSv
    Einzelne Röntgenaufnahme: ca. o,o5-0,5 mSv
    Röntgen-Tomografie: ca. 5-15 mSv
    Nachweisgrenze für Gewebe-Bestrahlung: ca. 150-200 mSv Einzeldosis
    Beginn akuter Strahlenschäden: ab ca. 500 mSv Einzeldosis
    LD50 Dosis (akute Strahlenkrankheit mit 50% Sterberate): ca. 5 Sv


    Würde eine Person die gesamte Dosis einer Marsmission auf einmal bekommen, dann käme es nicht nur zu einer Erhöhung des Krebsrisikos, sondern schon zu akuten Beeinträchtigungen. Verteilt auf mehrere Monate, ließe sich diese Bestrahlung beim einzelnen Astronauten nicht mal medizinisch nachweisen, nur statistisch bei einer größeren Gruppe (so ab 20-50 Personen).
    Für ansonsten gesunde Menschen (bei Astronauten anzunehmen[;)]) bedeutet also die gemessene Belastung voraussichtlich keine Beeinträchtigung ihrer Leistungsfähigkeit während der Mission.


    Ich denke mal, eine Marskolonie müsste man weitgehend unter<s>irdisch</s>marsianisch anlegen, damit die Strahlenbelastung vertretbar bleibt.


    Zum Thema Abschirmung:
    Ein paar mm Bleimantel schützen ganz gut gegen Gammaquanten (Röntgenstrahlung)bis zu mittleren Energien, das ist aber nur ein Teil der gesamten Strahlung. Mit einem Magnetfeld kann man geladene Teilchen ablenken, am besten Elektronen, aber auch Protonen und Alphateilchen. Ich bezweifle aber, ob minimale lokale Magnetfelder auf dem Mars da irgendeinen Unterschied machen. Eine supraleitende Magnetspule um das Raumschiff hilft vielleicht unterwegs.
    Neutronenstrahlung kann man in Wasser so weit abbremsen, dass sie keine schädliche Wirkung mehr hat. Leider sind mehrere Meter Wasserschicht für nahezu vollständige Abschirmung nötig.
    Ein Ausrichten des Raumschiffs hin zur Strahlungsquelle (im Normalfall die Sonne) dürfte unterwegs die Strahlenbelastung für eine Crew noch deutlich unter den gemessenen Wert vom Curiosity-Rover absenken.


    Gruß,
    Martin