Beiträge von Caro im Thema „James Webb Space Teleskop“

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: HWS</i>
    Caro ist wohl an Sachlichkeit und Objektivität kaum zu übertreffen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Hans,


    schön wärs, aber ist leider nicht so. Wenn ich in den News zum Beispiel die Texte einstelle, die wir für die ESO machen - dann ist das auch Marketing, halt für die ESO, das VLT, ALMA usw.


    Vielleicht sehe ich den PR-Zirkus aber auch gerade deshalb so kritisch, weil ich selber mittendrin stecke und sehe was dort hinter den Kulissen abläuft...


    Viele Grüße
    Caro

    Hallo Marttin,


    da haste auf jeden Fall recht, den Wolkenschieber für Großteleskope sehe ich nicht am ingenieurtechnischen Horizont, und das wird vermutlich auch so bleiben [:)] So eine Erdatmosphäre hat aber auf jeden Fall auch ihr Gutes. Ich empfehle bei der Gelegenheit immer gerne, einen Blick in das allgemein Zugängliche Hubble Legacy Archive unter http://hla.stsci.edu/ zu werfen und sich dort mal Hubble-Rohdaten ("Level 0")anzusehen. Wer sowas das erste Mal sieht, wundert sich total, denn jedes einzelne Bild ist übersät mit Cosmics. Oftmals sieht das Bild aus wie Fernseher an und da der Kanal falsch eingestellt. Einzelaufnahmen bei Hubble sind deshalb auch selten länger als ein paar Minuten, und man braucht viele davon, um die Cosmics wegzumitteln.


    Anderen Satellitenobservatorien geht es ähnlich. Als Röntgenastronom sind meine Daten gerne mal durchsetzt von sogenannten Protonenflares, hochenergetischen Teilchen von der Sonne, die im Magnetfeld der Erde im sogenannten Van-Allen-Gürtel gefangen sind und sich ähnlich wie Röntgenstrahlung auf dem Detektor bemerkbar machen. Und wenn die Sonne meint, mal wieder einen CME zu haben oder generell erhöhte Aktivität zu zeigen, dann wird dafür fleißig Nachschub geliefert.


    Viele Grüße
    Caro

    Hallo Martin,


    ist es dir wirklich so egal, wo deine Informationen herkommen? Immerhin geht es um die Frage wie glaubwürdig eine Quelle ist. Unterschätze nicht die Macht der NASA-PR (die europäischen Wissenschaftsorganisationen üben noch was das angeht), dort arbeiten Marketingfachleute und keine Wissenschaftler. Jedermann/frau kennt heute Hubble, weil seine PR-Abteilung aus mehr als zwei Dutzend Leuten besteht, die den ganzen Tag nix anderes machen als Hubble zu promoten. Eine Folge davon: Jedermann/frau denkt auch, Hubble wäre das größte, dickste, tollste, was die Astronomie zu bieten hat, dabei stimmt das schlicht und ergreifend nicht. Hubble ist mittlerweile ein Oldie, der in seiner Performance an den meisten Stellen längst von anderen Observatorien eingeholt wurde oder wo von je her andere Observatorien besser waren. Nur die kennt halt keiner, weil sich allenfalls ein Freiwilliger eine Stunde die Woche damit auseinandersetzt, deren Ergebnisse zu verbreiten. Und was die "Konkurrenz" so treibt, das erzählt einem ein Marketingmensch ja nicht. Keine, wirklich keine Pressemitteilung, die eine Forschungseinrichtung verbreitet, ist neutral. Vermarktet wird auch in der Wissenschaftskommunikation nur das, was man selber gemacht hat, bzw. die positiven Aspekte eines Projektes. Und natürlich spielen die Marketingexperten mit dir, damit du Dinge in das Geschriebene rein (und damit über)interpretierst, die dort so gar nicht stehen.


    In diesem Sinne gilt für JWST. Es ist mitnichten DER Hubble-Nachfolger, sondern vielmehr ein stark spezialisiertes Instrument mit tollen Neuerungen, aber eben nicht nur Stärken sondern auch Schwächen. Exoplaneten stehen da eigentlich hauptsächlich deshalb auf der Agenda, weil das nunmal derzeit in Mode ist. Insofern: Sei einfach vorsichtig mit dem stumpfen Nacherzählen von Phrasen wie "atmosphärische Unruhe... grosser Vorteil von Weltraumteleskopen gegenüber erdgebundenen Teleskopen", die man irgendwo aufschnappt, denn das ist Stand der Dinge von vor 15, 20 Jahren. Und nein, es gibt de facto keinen Königsweg um an neutrale Informationen zu gelangen, es sei denn, man hält die Augen auf und informiert sich auf breiter Ebene.


    Ach ja: Auch in wissenschaftlichen Wikipedia-Artikeln sind immer wieder PR-Leute unterwegs bzw. die Texte wurden von gutgläubigen Leuten verfaßt, die den PR-Sperrfeuer auf den Leim gegangen sind. Wobei bei der deutschen Wikipedia eher das Problem ist, daß die Texte häufig veraltet oder oberflächlich sind. Was übrigens nix damit zu tun hat, daß man ein wörtliches Zitat aus der Wikipedia als solches kennzeichnen muß, egal ob "Wikipedia nun alle kennen".


    Viele Grüße
    Caro

    Hallo Martin,


    wenn du es eh schon weißt, warum fragst du dann noch? [;)] Ich würde mich da dann aber weniger auf die deutsche Wikipedia (Artikel von da sind übrigens CC-BY-SA, sprich man sollte den Ursprung kenntlichmachen wenn man copypastest) und Marketingsprech a la "revolutionär" verlassen, wie er gerne in Pressemitteilungen verwendet wird.


    Der Witz ist doch: So ziemlich jedes größere astronomische Projekt hat sich dieselben Ziele gesteckt, und einige davon gibt es im gegensatz zu JWST bereits. Was Lichtsammelleistung und Auflösungsvermögen angeht, darf man nie vergessen, daß 6.5 Meter eben nur 6.5 Meter sind, besonders wenn man mit 8 Meter VLT vergleicht, von 39 Metern E-ELT oder den kleineren GMT und TMT fangen wir dann mal lieber gar nicht erst an. Dank aktiver und adaptiver Optik sind größere bodengebundene Teleskope kleineren im Weltall nunmal überlegen, besonders im Infrarotbereich. Der Vorteil des JWST liegt primär darin, daß man die Atmosphäre hinter sich läßt in dem Sinne, daß Absorption primär durch Wasserdampf, aber auch andere Moleküle nicht mehr stört. Dadurch wird es möglich gerade bei diesen speziellen Wellenlängen genauer hinzuschauen, da man die tellurschen Linien nicht mehr mühsam rausrechnen muß (was teilweise auch gar nicht geht, weil man es da mit ganzen Linienwäldern zu tun hat).


    Alles andere... naja. Wir bilden schließlich schon jetzt fleißig Exoplaneten ab, und ihre Atmosphären untersuchen wir auch bereits. Dadurch daß die JWST-Leute es mit dem Budget vor einiger Zeit nicht so ganz genau genommen haben, kommt es nun zu Verzögerungen, die so gravierend sind, daß die nächste Generation an Großteleskopen bis dahin fertig oder fast fertig ist, sprich man wird bodengebunden deutlich besser sein und erdähnliche Planeten aufs Korn nehmen, was JWST in der Form nicht leisten können wird.


    Immerhin, die Amis haben so viel Geld da reingesteckt, daß sie nun nicht mehr zurückkönnen, abbrechen wäre megapeinlich. Stand ja vor einer Weile durchaus ernsthaft zur Debatte. Ich frag mich am ehesten, ob sich der Aufwand für ein Wegwerfteleskop lohnt, daß spätestens nach 10 Jahren, eventuell schon nach fünf seinen Geist aufgibt.


    Viele Grüße
    Caro

    Die Haupt"neuerung" ist die, daß JWST nunmal nicht im sichtbaren Licht beobachten wird [;)] Dementsprechend: Die Bilder die es machen wird, werden trotz größerem Hauptspiegel weniger scharf sein als die von Hubble, Auflösungsvermögen ist nunmal auch eine Funktion der Wellenlänge... Im Prinzip kann man also sagen: JWST wird der Nachfolger von Herschel (eigentlich Spitzer, ist schließlich primär eine Ami-Mission) sein. Also keine Wunder erwarten [;)]


    Viele Grüße
    Caro