Hi,
so, jetzt kommt der 2. Teil. Ich habe übrigens gestern mit dem Fernrohr das erste mal Richtung Mond geschaut. Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, dass die chromatische Aberration sehr gering ist, der Mond ist knack-scharf am Rand ausser einem kleinen Saum. Die schlechte ist, das Flint scheint doch kein SF12 gewesen zu sein. Die Brennweite des Teleskops ist gediegene 20 cm länger als gerechnet. Ich muss also noch einmal die Tubus neu kaufen, und vermutlich 1-2 Flächen um schleifen müssen. Also: Nur Glas nehmen von dem Ihr wisst was es ist...
Ausserdem ist dadurch die sphärische Korrektur wohl etwas daneben geraten. Bei 60x war die Welt noch in Ordnung, bei 80x und darüber lässt es dann schon sichtbar an Schärfe vermissen. Aber das ist nichts wass sich nicht korrigieren lässt.
Aber jetzt erst einmal weiter mit dem Schleifen der Linsen.
Wie ich gesagt hatte, ist es entscheidend, dass man regelmäßig den Keilfehler (das "Wedge") kontrolliert. Ich habe mir die dickere Stelle immer mit einem + markiert und die dünnere als Gegenprobe mit einem -. R2 und R3 konnten am Anfang noch gegeneinander geschliffen werden, für R1 und R2 habe ich für den Grobschliff einen eher grob behauenen Glasklotz gemommen. Keine Bilder da nicht besonders interessant.
Nachdem die Rohlinge sich weitestgehend der Dicke und Pfeiltiefe genähert hatten, habe ich neue Tools gegossen. Sie bestehen aus normalem Gips (ist bei der Größe kein Problem, mit etwas Polyestergewebe zur Verstärkung. Sie wurden direkt auf die Oberfläche der Gläser gegossen (mit etwas Trennwachs dazwischen). Anschließend (nach einen Tag trocknen in der Sonne) wurden aus der Scheibe eines kaputten Bilderrahmen kleine Glasplättchen gebrochen und mit wasserfestem Holzleim auf die Gipsplatte geklebt. Die Gipsplatten wurde dann aussen noch einmal mit Parkettversiegelung angestrichen.
Links sieht man ein Tool, rechts einen Rohling, der auf einem Tool befestigt wurde. Profis kitten die Glasrohlinge auf die Blöcke, was bei sehr dünnen Linsen sicher nicht anders geht. Ich habe einfach ein feuchtes stück Packpapier zwischen Rohling und Block (also dem entsprechenden Tool gelegt) und das Ganze mit Klebeband umwickelt. Ging Super.
Hier noch einmal die tools mit den Rohlingen als "Familienfoto":
Zu diesem Zeitpunkt waren sie noch nicht lackiert. Ich hatte vorher noch jedes Tool an 2 Seiten numeriert. Das ist wichtig! R2 und R3 sind so ähnlich, dass es viel Arbeit kostet, wenn man sie auch nur kurz verwechselt.
Inzwischen hatte ich nur noch 4 hunderstel millimeter Wedge im Rohling 1. Faustregel bei einem Fraunhofer sind maximal 2/100 beim Kron und 1/100 beim Flint. Eine Uhr mit 1/1000 mm Auflösung ist da Pflicht. Der Rohling ruht auf 3 Stahlkugeln. Die Anschläge aus Holz sind nicht erste Wahl. Profis benutzen für so etwas Saphirkugeln...
Ich habe so lange mit dem Wedge gekämpft, bis ich beim Messen keine konsistenten Ergebnisse mehr bekommen habe. Das war bei beiden deutlich unterhalb von 1/100 mm.
Natürlich muss man die Pfeiltiefen regelmäßig mit dem Sphärometer nachmessen. Und der Umgang mit dem Sphärometer ist eine gewisse Kunst, bei der jeder sein eigenes Vorgehen hat.
Die Messuhr aus dem oberen Bild habe ich auch für das Sphärometer benutzt. Mein Vorgehen war wie folgt.
Zu erst hatte ich drei Glasscheiben gegeneinander "plan" geschliffen bis das Sphärometer bei allen drei die gleiche Wert angezeigt wurde um ein plane Referenz zu haben. Wichtig ist hierbei, zu recht feinem Korn herunterschleift, da der Abtrag am Rand etwa 1/3 Korngröße tiefer ist. Ich bin bis 9 µ gegangen. Damit fällt der Rand um 3µ zu Mitte ab (es ist also nicht ganz plan sondern leicht konvex). Die Scheiben waren 4 mal so groß wie das Sphärometer, der verbleibende Restfehler war also unter 1µ, und damit außerhalb der Anzeige.
Die Messung lief dann so.
1.) Sphärometer auf die Referenz. 0-Punkt setzen.
2.) Sphärometer auf den Rohling. Messwert ablesen.
3.) Sphärometer wieder auf die Referenz. Wenn es wieder 0 anzeigt wurde der Messwert notiert, sonst verworfen und es ging von vorne los.
Damit habe ich glaube ich sehr ordentliche Ergebnisse erhalten.
Das Umkleben des Blocks mit Klebeband war nicht immer erforderlich, am Ende, wenn mit sehr wenig Druck geschliffen wird reicht die Reibung durch das nasse Papier völlig aus.
Damit waren dann die Rohlinge ausgeschliffen. Ich habe es wie oben zu erahnen mit meiner Mirror-o-Matic gemacht. Der Drehteller hat glaube ich 55 oder 60 cm Durchmesser. Die Linsen wirkten darauf gelegentlich etwas verloren...
Nach dem gleichen Schema wie schon bei den Tools zum schleifen habe ich dann Die Pechlappen hergestellt. Es müssen unbedingt neue sein. Die Tools braucht man weiterhin als Blöcke zum die Linsen darauf zu befestigen. Sie haben schließlich keine plane Seite, wie ein Spiegel. Hier auch noch mal das Familienfoto (Dort sieht man nun auch die Nummerierung der Tools):
Es gibt so viele Methoden Pechlappen herzustellen, wie Leute die sie herstellen. Ich bin ein "Am Stück Giesser" und "Mit heißem Messer Rillen Schneider", so grob zur Einordnung. Dieser Pechlappen hatte schon etwas Politur hinter sich und ich musste die Rillen nachziehen.
Die Netz-Facettierung mache ich nur ganz am Anfang, das geht einfach schneller und jemand der noch nie einen Spiegel aus Fensterglas oder gar eine Flint-Linse poliert hat, macht sich keine Vorstellungen davon wie unendlich langsam Flint auspoliert. Es dauert ewig und noch etwas länger. Ich habe die Zeit nicht gemessen, aber an dem Mirror-o-matic habe ich denke ich die Frontlinse in einem Tag beinahe aus poliert (beide Seiten). Die Flint-Linse habe ich einen Tag eine Seite poliert und sie könnte gut noch einen weiteren gebrauchen...
Hier noch einmal 2 Pechlappen beim Kaltpressen, dazwischen die Flint Linse:
So, das war's dann erst mal wieder. Die Optik war damit soweit fertig zum Testen, ich hatte je kein Ahnung, dass ich mit dem Flint so daneben lag (bis gestern...)
Teil 3 dreht sich dann um das Herstellen der mechanischen Teile, womit ich noch nicht endgültig fertig bin. Teil 4 voraussichtlich um die Vermessung und Korrektur, das ist aber noch in der Zukunft.
Grüße,
Nikolas