Beiträge von Urlaubsknipser im Thema „Aufgeblasener Aufwand für Astrophotos“

    Ich habe vor knapp drei Jahren mit der Astrofotografie begonnen und stelle nun fest, dass mit jedem weiterem Ausbauschritt der Ausrüstung bzw. der steigenden Erfahrungen in der Bearbeitung der Aufnahmen die Freude am fertigen Foto sinkt, da die Eigenleistung immer mehr abnimmt.


    Klar kann man mit Geld eine funktionierende Ausrüstung erstehen und diese nach einiger Praxis so weit beherrschen, dass die Bilder auf Knopfdruck hinten rauspurzeln. Aber auf was kann man dann noch so richtig stolz sein?


    Anfangs, mit einer selbstgebastelten Barndoor, die während der Aufnahmen eine umfassende Betreuung mit Ölkännchen, Schraubenzieher und Multimeter erforderlich machte, war ich auf die Bilder stolz wie Oskar, obwohl diese technisch alles andere als perfekt waren, verrauscht, farbstichig, mit Eiersternen usw.


    In der nächsten Ausbaustufe -- eine Astrotrac --, gabs aufnahmeseitig nicht mehr allzuviel zu tun: einnorden, Objekt aufsuchen, scharfstellen, fertig. Da mein Interesse aber eher an der Tätigkeit am PC lag, gab es dort noch genug zu lernen, über DSS und IRIS, Photoshop zu PixInsight und vor kurzem Theli bzw. der darin eingebetteten Astromatic-Software.


    Mit der jetzigen Erfahrung in Nachbearbeitung und der mittlerweile vorhandenen Goto-Nachführung kann ich ein komplett vorverkabeltes Setup auf den Balkon hieven, ein paar Knöpfe drücken, nachts laufen lassen, morgens die Speicherkarte in den Rechner stecken, roboterhaft die Nachbearbeitungsschritte zur Kalibration, Stacking, Astrometrie/Photometrie durchgehen, also mit wenig bis gar keinem Freiraum Astrofotos produzieren. Spaß macht das aber nicht mehr so richtig...nachdem ich mich z.B. März/April lange Zeit und intensiv mit Theli beschäftigt hatte und endlich einen funktionierenden Workflow ausgetüftelt hatte, liegen die gestackten Farbkanäle nun seit Monaten unbearbeitet herum.


    Für mich ist bei der Astrofotografie das fertige Bild nicht das Ziel, denn dieses Bild können andere mit teuerer Ausrüstung oder besserem Himmel immer besser als ich selber machen. Der Weg ist das Ziel, d.h. sich in neue Bereiche einzuarbeiten, etwas zu lernen, Probleme zu lösen, also die Eigenleistung am Bild. Die technische Qualität meiner Bilder könnte ich jederzeit durch einen Griff in den Geldbeutel steigern, z.B. durch den Wechsel von DSLR zu gekühlter CCD-Kamera. Aber wozu? Lieber investiere ich gerade Zeit und (sehr wenig) Geld, eine Peltierkühlung für die DSLR zu basteln. Vielleicht bringt's ja etwas, z.B. die gleiche Bildqualität bei 2h Belichtung statt vorher 3h. Darüber könnte ich mich dann wieder so richtig freuen!


    Da ich bislang noch nicht visuell am Himmel unterwegs war, kann ich den Reiz der reinen Beobachtung nicht beurteilen; ich könnte mir aber gut vorstellen, die Fotografie irgendwann stark zurückzufahren. Es sei denn natürlich, es finden sich immer wieder irgendwelche Probleme, die es zu lösen gilt.. :)


    Grüße
    Rüdiger