Beiträge von Christian_P im Thema „D. Roths Abneigung gegenü. obstruierten Systemen“

    Hallo Stefan,


    mein Beispiel war als möglicher Fall zu verstehen bei dem ein Spiegelteleskop der Leistung eines halb so großen Refraktor entsprechen kann, dass also so ein Fall vorkommen kann. Das bedeutet ja nicht dass das so sein muss. Du sprichst die Regel mit dem Kontrastdurchmesser an. Da muss man vorsichtig sein, denn die gilt nur für einen bestimmten Frequenzbereich der MTF nicht für alle, darf also nicht generalisiert werden. H.Suiter gibt im Star Testing diese Regel auch nur in Form einer Ungleichung an: D_effectiv >= D_apertur - D_obstr.




    Gruß
    Christian

    Hallo Stefan,


    ich vermute ebenfalls stark, dass diese Einschätzung D.Roths auf die damals zur Verfügung stehenden Geräte zurückgeht. Es gab wohl noch nicht so viele gute und vor allem große Spiegel. Vor allem die Erfindung der Dobsonmontierung und der damit verbundenen Möglichkeit des Einsatzes großer Newtonspiegeloptik ist wohl ein Meilenstein gewesen. Sozusagen der Siegeszug großer Spiegel, die dem Amateur bezahlbar und in guter Qualität zur Verfügung stehen. Durchaus eine moderne Entwicklung unserer Generation, die da abgelaufen ist.



    Im Grunde ist es aber wirklich leicht, sich Fallbeispiele zu denken, in denen die 50%-Regel tatsächlich zutrifft und das auch heute noch bezüglich kleinerer Öffnungen, die man mit Refraktoren vergleichen kann.


    Vergleichen wir mal einen 6 Zoll Refraktor, einen Vollapo, mit einem 12 Zoll Newton. Wir unterstellen dem Refraktor vollständige Perfektion. Nun verliert der Spiegel einen Teil seiner Kontrastübertragung durch Obstruktion. Er liegt dann grob bei 9 bis 10 Zoll. Hat der Spiegel nun noch einen leichten Kugelgestaltsfehler von 1/6 Lambda, verliert er weiter an Kontrast in dem für Planeten wichtigen (nicht ausschließlich wichtigen) Bereich. Nun ist der Spiegel auch noch in einem etwas engen Metalltubus eingebaut ohne eine Belüftung. Dann haben wir die Situation, dass der Spiegel, wenn überhaupt, nur die Leistung des 6 Zoll APOs bringt. Das ist eine ähnliche Situation wie beim Vergleich von Frank mit den 2 Zoll Refraktor und 4 Zoll (Kugel-)Spiegel.






    beste Grüße,
    Christian

    Hallo Leute,


    das ist ein interessanter Thread!




    Ich besitze ebenfalls das <i>Taschenbuch für Planetenbeobachter, 2. Auflage, 1983</i> und möchte mal einen kleinen Überblick über die Aussagen aus dem Abschnitt das <i>Fernrohr</i> machen.




    Es beginnt damit


    <i>Die Planetenbeobachtung verlangt ein Instrument hoher Bilddefinition, auch noch bei mittleren und hohen Vergrößerungen. Da das Beobachten nur Freude macht, wenn das Fernrohr optisch in der Lage ist, eine wenigstens 100fache Vergrößerung zu erbringen, ist die unterste Grenze hinsichtlich der Größe der Zweizöller. Grundsätzlich eignen sich alle astronomischen Fernrohre, egal ob Linsenfernrohr (Refraktor) oder Spiegelfernrohr (Reflektor), für die Mond und Planetenbeobachtung. Wegen der Verwendung von mittleren und hohen Vergrößerungen und der dabei angestrebten Bilddefinition beachte man bei der Wahl der Instrumente:
    <ul><li> eine möglichst lange Brennweite (f = 1:15 bis 1:20) </li><li> keine silhouettierte Spiegeloptik.</li></ul></i>
    Nach einer noch neutralen Einleitung werden hier also Spiegelfernrohre mit Obstruktion so ziemlich ausgeschlossen.


    <i>Lange Brennweiten erlauben die Verwendung langbrennweitiger Okulare, mit denen man besser unter einer bestimmten Vergrößerung beobachtet als wenn diese Vergrößerung mit einem kurzbrennweitigen Okular erzielt werden müsste. Ganz allgemein gilt, dass bei langen Brennweiten alle an der Bildentstehung beteiligten optischen Flächen weniger gekrümmt sind und demzufolge einfachere Optik genügt (z.B. Kugelspiegel anstelle von Parabolspiegel).</i>


    weiter ist zu lesen


    <i>Alle Spiegelfernrohre nach Newton und Cassegrain und auch das Spiegel-Linsen-Fernrohr nach Maksutow weisen als Folge der im Strahlengang befindlichen Fangspiegel eine Silhouettierung auf. Bei Newton und Cassegrain kommen noch die Streben der Fangspiegelhalterung hinzu, die bei Maksutow entfallen, da hier der Fangspiegel als kreisrunder Aluminiumfleck auf die Rückseite der Miniskuslinse aufgedampft ist.</i>


    und jetzt kommt's!


    <i>Jede silhouettierte Spiegeloptik hat, um mit Anton Kutter zu sprechen, eine "gebremste Definition". Es liegen Versuche von bekannten Physikern vor, die darauf hinweisen, dass der Fangspiegel und seine Halterung die Bilddefinition eines Instruments - je nach Größe - auf ungefähr 50% des Wertes sinken lassen, den die gegebene Spiegelöffnung an sich bringen müsste. (...) Um die Nachteile der Silhouettierung auszugleichen, wird man größere Öffnungen wählen. (...) Die Faustregel, dass man einem Newton oder Cassegrain den doppelten Hauptspiegeldurchmesser geben muss, um die Definition wie an einem Refraktor zu bekommen, bestätigt sich immer wieder. </i>



    Dann werden leider nur
    <ul><li> der Refraktor </li><li> der Coude-Refraktor </li><li> der Schiefspiegler </li> <li> und das Horizontal-Spiegelteleskop </li></ul> beschrieben. Auch das Schupmann Medial wird kurz erwähnt. Das finde ich wirklich schade.


    So richtig werden die Gründe der Abneigung gegen obstruierte Systeme nicht klar. Es ist nicht ersichtlich, ob die optische Leistung damals wirklich so war oder ob die oben aufgelisteten Teleskoptypen bevorzugt wurden, vielleicht auch aus eigener Vorliebe. Das ist natürlich nur reine Vermutung.





    beste Grüße,
    Christian