Beiträge von DK279 im Thema „Asteroiden "ablenken" ist Blödsinn !!“

    Wie gesagt, die kinetische Energie grösserer Asteroiden ist mehrere tausend Mal(!) so gross wie die Sprengkraft aller Kernwaffen die man je gebaut hat _zusammen_. Wenn man das Pech hat sowas nicht Jahre vorher zu entdecken dann ist Game Over.


    Ich hab vielleicht den Faden verloren, aber Tatsache ist, man _kann_ Objekte sanft auf Asteroiden landen lassen. Das brauchen wir nicht diskutieren, das ist _bewiesen_, man hat das schon _gemacht_. Wenn die Zeit sehr kurz ist, dann gibt es aber möglicherweise kein Fenster bei dem man mit verfügbaren Raketen landen kann, ja. Dann sind wir aber ebenso wieder beim Thema Game Over, denn wie schon mehrfach gesagt geht dann aus dem Weg sprengen genausowenig...

    Ich mache es mir zur Regel _immer_ davon auszugehen dass irgendwer schlauer ist als ich. Und es stimmt. Immer.


    Es geht bei so Problemen nicht darum was einem aus dem Bauch heraus gewaltiger erscheint. Da gewinnt die Kernexplosion. Die Physik interessiert das aber nicht, die interessiert der gesamte Impulsübertrag _bis zum Moment des Impaktes_. Die Bombe explodiert einige Sekundenbruchteile lang, dann ist der Effekt schon rum. Kalle hat oben sehr schön abgeschätzt, dass das Sonnenlicht ein viel grösserer Faktor sein kann als eine noch so grosse Bombe, einfach weil die Sonne kontinuierlich scheint. Einmalige grosse Explosionen sind grauenhaft ineffizient im Anschubsen. Sonst würde man schon lange Satelliten in den Orbit sprengen...


    Zum bremsen am Asteroiden braucht man Treibstoff, den man mitführen muss, klar. Dafür muss man aber keine tonnenschwere Atombombe schleppen. Um aber das aufgeworfene Szenario mal sehr direkt zu beantworten:


    Was würden wir tun wenn wir morgen einen 50 Kilometer grossen Kometen entdecken der sich wundersamerweise nurnoch 2 Millionen Kilometer entfernt und auf Kollisionskurs befindet?


    Die Antwort ist einfach: Sterben!


    DK

    Hi Andreas,


    ja, das stimmt so! Eine Kernexplosion im Vakuum bedeutet dass sehr viel Energie nicht von optischer/UV/Röntgenstrahlung nach Druck und Temperatur konvertiert werden kann, sondern eben Strahlung bleibt. Wenn dann könnte man also die Bombe nutzen um Material an einer Seite "abzudampfen" und so dem Asteroiden einen Schubs in die Gegenrichtung zu geben (-> Impuls des wegdampfenden Materials). Es gibt aber auch Ideen, die Bombe zu "vergraben", indem man die Raumsonde die die Bombe trägt vor dem Aufschlag in zwei Teile zerlegt, und der vorwegfliegende Teil a la Deep Impact beim Aufschlag einen Trichter aushebt, in den die Bombe dann kurze Zeit später reinstürzt und so zumindest von mehr Material umgeben explodiert. Ob sowas ohne mehrfache vorherige Übung klappen würde? Keine Ahnung [;)]


    Viele Grüsse,
    Dominik

    Behaupten ohne berechnen qualifizert eine Meinung aber nicht gerade für eine sinnvolle Diskussion. Und natürlich kann man Asteroiden einholen, es gibt doch etliche Raumsondenmissionen zu solchen Objekten, auch ohne Jupiter Swing By...


    Wie gesagt, wenn man was ändern will dann braucht man Zeit, und das einzige was einem diese verschafft sind gründliche Beobachtungen und Suche nach gefährlichen Asteroiden. Damit kann man momentan am meisten helfen...

    Hi regnirps,


    es würde glaube ich helfen wenn Du Dich auf etwas weniger schrille Sprache und dafür bisschen mehr Nachrechnen verlegst...


    Es ist eigentlich nicht schwierig: die kinetische Energie eines ~10km grossen Asteroiden ist ganz ungefähr 100 Millionen Megatonnen TNT Äquivalent. Die größten Raketen können Sprengköpfe mit Äquivalent einige wenige Megatonnen TNT zum Asteroiden tragen. Da sind also Faktoren von _Millionen_ dazwischen. Folglich ist es damit rein von der Energie her völlig unmöglich die Bahn kurzfristig sehr stark zu beeinflussen oder einen grossen Teil der Trümmer (_falls_ man es überhaupt schafft den Asteroiden zu sprengen! Auch eine Megatonnenbombe kann einen 10 Kilometer grossen soliden Fels _nicht_ zertrümmern oder gar verdampfen! Und wenn das Objekt schon ein Schutthaufen ist, dann schluckt der sehr viel Energie ohne grossen Effekt -> Sandsack beim Boxen) nennenswert abzulenken. Der Asteroid _merkt_ die Bombe kurzfristig kaum! Ein Effekt könnte wenn dann erst über viel längere Zeit zum Tragen kommen, weil sich dann eine kleine Ablenkung durch die Bombe wegen der langen Wegstrecke doch bemerkbar macht.


    Kleine Asteroiden, die kann man sicherlich sprengen. Aber die stellen auch keine existentielle Bedrohung dar. Und leider entdeckt man gerade die meistens erst so spät oder gleich garnicht, so dass einfach die Zeit nicht reichen würde. Da ist vielleicht evakuieren das einzige was bleibt.


    Als brachiale "Notrettung" bei grossen Asteroiden taugt eine Wasserstoffbombe jedenfalls nicht viel.


    Wenn man eh auf möglicherweise Jahre planen muss, dann will man eben _nichts_ zertrümmern sondern das Objekt als wenigstens einigermassen kontrollierbares Ganzes ablenken!


    Zu den Tsunamis noch kurz: Erstens, wie gesagt, wenn es um das Überleben der Art selbst geht sind die eher nicht so der grosse Faktor. Zweitens, vor wenigen Wochen habe ich länger mit jemandem diskutiert der als Wissenschaftler Impaktsimulationen professionell macht. Er sagte die Rechnungen weisen momentan darauf hin dass die Höhen der resultierenden Tsunamis in der populären Darstellung oft überschätzt werden, weil die Wellen zwar anfangs sehr hoch, aber auch sehr kurz sind, und daher schnell an Gewalt verlieren.


    Und wegen des Airbags: Ein Autounfall ist was völlig anderes. Der Airbag verhindert erstens punktuelle Verletzungen an für den Organismus schlechten Stellen, zweitens verringert er die _Beschleunigung_ die wirkt, und drittens hilft er auch nichtmehr viel bei Frontalaufprall bei 350km/h. Kein echter Vergleich also...


    Viele Grüsse,
    Dominik

    Hi,


    erstmal, manche Asteroiden sind bereits im Normalzustand nur lose zusammenhängende "Schutthaufen". Wenn man die durch eine grosse Explosion noch ein Stückchen mehr durcheinanderwirbelt kann es sein, dass man im Endeffekt die Konfiguration garnicht wesentlich ändert.


    Zweitens, dass die Atmosphäre so toll ist im Energie absorbieren sollte man vielleicht mit jemandem diskutieren der in Russland grade sein Wohnzimmer neu verglast [;)]


    Seht das doch ausserdem auch mal so: der Energieeintrag ist exakt der gleiche, egal ob ein solider Körper oder viele kleine Körner uns treffen. Bei den Szenarien in denen Asteroiden Massensterben verursacht haben sollen waren die wirklich schlimmen Auswirkungen die atmosphärischen/klimatischen Folgen, _nicht_ die initiale Druckwelle oder Erdbeben. Diese töten zweifellos viele Individuen, aber werden ganzen Populationen nur selten gefährlich. Klimatische Folgen dagegen schon! Man kann sogar sagen, dass der Aufschlag eines soliden Körpers dazu führt dass einige Energie für Erdbebenwellen etc. verbraucht wird, und daher vielleicht global gesehen sogar _besser_ sein könnte als der "Schrotschuss".


    Viele Grüsse,
    DK