Beiträge von Bronstein im Thema „wieso dreht sich unser mond nicht um seine....“

    Hallo Rudi,
    die Eigenrotation der Venus ist retrograd, d.h. in diesem Fall entgegen ihrem Umlaufsinn um die Sonne. Somit kann sie der Erde (und auch der Sonne) nicht immer die gleiche Seite zeigen, siehe z.B. den wikipedia-Artikel:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Venus_%28Planet%29#Rotation
    Die Gezeitenwirkung der Erde ist übrigens gegenüber der Sonne sehr klein, wie auch der Gezeiteneinfluß der Venus auf die Erde. Im letzteren Fall ist das Verhältnis der Gezeitenkräfte durch Venus und Sonne etwa 1:10.000, bei der Venus dürfte der Unterschied noch deutlicher sein, weil der Einfluß der Sonne auf die Venus stärker ist als der Einfluß auf die Erde.
    Gruß,
    Ulli

    Hallo Ingo,
    und Gruß nach Süddeutschland.
    Zu dem was Du sagst muß ich ein paar Bemerkungen machen. Daß der Mond uns schon seit Jahrtausenden die gleiche Seite zeigt, ist über Aufzeichnungen zwar nicht überliefert, aber man kann sicher davon ausgehen. Wir sprechen sogar nicht über Jahrtausende, nicht Jahrmillionen, sondern Jahrmilliarden. Man vermutet, daß der Mond seit gut 4 Milliarden Jahren die Erde umkreist, und seit fast von Beginn an zeigt er uns immer die gleiche Seite.
    Die Gezeitenkräfte der Erde auf den Mond kommen nicht dadurch "zum erliegen", daß gebundene Rotation vorliegt, sie sind vorhanden solange der Mond die Erde umrundet. Mit der Zeit werden sie schwächer, das stimmt, da sich der Abstand Erde-Mond langsam vergrößert. Der Abstand ändert sich nicht mehr wenn die Erde soweit abgebremst wurde, daß Erdtag und Monat identisch sind. Aber selbst dann ist die Gezeitenkraft der Erde auf den Mond noch immer viel größer als die der Sonne. Letztere ist einfach zu weit vom Mond entfernt und die Kraft fällt mit dem Kehrwert des Abstandes hoch drei ab (im Gegensatz zur gravitativen Anziehung, die mit dem Kehrwert des Abstandes zum Quadrat abnimmt).
    Die Sonne hat also wenig Einfluß auf die Mondrotation, aber einigen Einfluß auf die Mondbahn (wie oben beschrieben).
    Gruß,
    Ulli

    Hallo "ms2",
    und willkommen im Forum. Wir reden uns übrigens hier mit unseren realen Namen an, klingt einfacher netter.
    Zu Deiner Frage: Erst einmal muß festgestellt werden, daß es sich beim Erde-Mond System nicht um eine "exakt gebundene Rotation" handelt. Das würde nämlich bedeuten, daß wir genau 50% der Mondoberfläche sehen. Tatsächlich sehen wir aber etwa 59%. Das liegt einerseits daran, daß die Mondumlaufbahn gegen die Äqatorebene der Erde gekippt ist, zum anderen daß der Mond keine Kreis- sondern Ellipsenbahn um die erde beschreibt, damit mal langsamer (in Erdferne), mal schneller (in Erdnähe) die Erde umkreist. Das geschieht aber asynchron mit seiner Eigendrehung.


    Nun zum Einfluß der Sonne: Auch sie beeinflußt bekanntlich die Gezeiten, auf der Erde ist das bekannt: Liegen Mond und Sonne mit der Erde etwa in einer Linie, also bei Neu- und Vollmond, fällt die Flut durchschnittlich stärker aus ("Springflut") als bei Halbmond ("Nippflut"). Auf die Verformung des Mondes hat die Sonne auch einen Einfluß, dieser ist aber viel kleiner als der Einfluß der Erde. Während man auf der Erde etwa ein Verhältnis 2:1 der Gezeitenkräfte von Mond und Sonne hat, liegt dies auf dem Mond eher bei 40:1.
    Und doch hat die Sonne einen Effekt, nämlich auf die MondBAHN. Dies kann man sich klarmachen, wenn man sich vorstellt, daß nicht die Erde einen Ellipsenbahn um die Sonne beschreibt, sondern der Schwerpunkt Erde-Mond, der etwa 1700km unter der Erdoberfläche liegt.Um diesen Schwerpunkt wiederum kreisen Erd- und Mondschwerpunkt. Da der Mond ziemlich weit, nämlich 350.000-400.000km vom Mond-Erde Schwerpunkt entfernt ist, wirkt auf den Mondschwerpunkt auch eine Gezeitenkraft, und diese beeinflußt die Mondbahn. So läuft der Mond in bestimmten Abschnitten langsamer, in anderen schneller als bei einer idealen Ellipsenbahn. Diesen Effekt nennt man Evektion. Auch wird die Bahn teilweise gezerrt, teilweise gestaucht, was man als Variation bezeichnet. Zwei Begriffe, aber beides im Grunde nur durch die Gezeitenkraft der Sonne verursacht.


    Ich hoffe ich konnte die Thematik ein wenig verdeutlichen.
    Wenn Du interssiert bist und in der Nähe von Aachen wohnst: Ich halte am 15.Januar 2013 an der Volkshochschule eine Vortrag über Gezeiten in der Astronomie.
    Gruß,
    Ulli

    Kalle,
    gibt es noch eine Unterscheidung zwischen Klein- und Zwergplanet? Ich dachte vorher Zwergplaneten erfüllen die Kriterien 1) + 2), während Kleinplaneten nur das erste Kriterium erfüllen. Dann gab es auch noch das Kriterium, nicht aneder Planeten/Kleinplaneten zu umkreisen, also kein Mond zu sein.
    Gruß,
    Ulli

    Interessante Frage, Ursus.
    Eine definierte Antwort dazu habe ich auch noch nirgendwo gelesen, aber mein Gefühl sagt mir, daß es im Sonnensystem viele Monde ohne gebundene Rotation geben muß, schließlich geht die Gezeitenkraft auch linear mit dem Mondradius. Da diese Kraft auch mit der dritten Potenz des Abstandes abnimmt (Kalle: Bei 1/10 des Abstandes bedeutet das dann 1000 mal stärkere Gezeiten, aber der Rest war super erklärt :) ), heißt das für weit entfernte Monde auch entsprechend kleinere Kraft.
    Dem kann ma entgegenhalten, daß die Eigenrotationsenergie der kleinen Monde recht gering ist. Bin gespannt ob jemand Infos dazu findet.
    Gruß,
    Ulli