Beiträge von JSchmoll im Thema „Kinderbuch“

    Hi Martin,


    danke fuer die Hinweise. Eine ganze Menge derer habe ich schon beherzigt (oder versucht zu beherzigen). Mir hilft dabei, dass ich selber in dem Alter zur Astronomie kam und mich noch gut an meine begrenzten Moeglichkeiten erinnern kann.


    Ich versuche auch, Experimente einzubinden, die haptisch nachvollziehbar sind. Zum Beispiel Lampe und Ball: Damit kann man Tag/Nacht, Jahreszeiten, verschiedene Sternbilder zu verschiedenen Jahreszeiten und Finsternisse gut erklaeren, und die Kinder koennen es selber nachvollziehen.


    Oder auch Vergleiche wie eine Fahrt in einem Kettenkarussell, bei der man seitwaerts immer woanders hinschaut, waehrend der Anblick nach oben auf eine Wolke gleich bleibt - damit wird das Prinzip der Zirkumpolarsternbilder begreifbar ...


    Ich bin hier in UK auch STEM-Ambassador (STEM steht fuer Science, Technology, Engineering, Math). Im Rahmen dieser Organsisation werden Aktionen in Schulen vermittelt - entweder kommen die Schulen zu uns (in der astronomischen Instrumentierung gibts immer was zu sehen) oder ich gehe in die Schulen (meist mit ein paar Teleskopen und einer Praesentation). Die englischen Kinder sind kulturell etwas anders als die deutschen, ein bisschen mehr "Roboter". In den Schulen herrscht leider mehr eine "wir machen"-Mentatlitaet vor als ein "ich mache". Schulen starten ja schon im Alter von vier Jahren, und das Individuum wird (fuer deutsche Verhaeltnisse) eher unterdrueckt - Beispiel Schuluniform. Auch faellt mir auf, wie sehr die Kinder aufs Fernsehen fixiert sind - und damit aufs Zuschauen und nicht aufs aktiv werden. Eine individuelle Entwicklung, wie sie zu meiner Schulzeit durch schulfreie Nachmittage moeglich war, wird dadurch nicht beguenstigt. Auch gibt es hier in England keine naturwissenschaftlichen Wettbewerbe wie "Jugend forscht" in Deutschland.


    Okay, zurueck zum Buch. Ich habe einen sehr guten Freund mit drei Kindern (eines davon mein Patensohn), denen ich schon aus dem Buch vorlas. Ich werde sie als "Beta-Tester" einspannen ... derzeit sind sie mit 7, 9 und 11 noch nicht ganz in der Altersgruppe, aber schauen wir mal. In meinem Buch hat sich auch ein leichter Gradient eingeschlichen - es geht im Kinderbuchstil los und wird hinterher ein bisschen sachlicher, sodass graduell in die Welt eines Fachbuchs eingefuehrt wird. Natuerlich ohne dabei auszutrocknen, ein paar Anekdoten hier und da heitern die Sache auf. Besondere Sachverhalte werden in Kaesten erklaert - aehnlich wie in manchen SuW-Artikeln, sodass Details den Lesefluss nicht stoppen.

    Zielsetzung des Buches ist, eine unterhaltsame Rahmengeschichte zu schreiben, bei dem das Kind / der Jugendliche nebenher Sachverhalte lernt. Das ist das Genre des kleinen Verlages, der mich angesprochen hat.


    Deswegen erfolgt der Einstieg teils autobiografisch (eben wie ich zur Amateur- und Profiastronomie kam und was so begeisternd daran ist), bevor ich auf Sterne und Sternbilder zu sprechen komme. Begleitet wird das Ganze durch einfache Experimente, die der Leser zum Beispiel mit einer Nachttischlampe und einem Apfel durchfuehren kann. So kann neben Tag/Nacht erlebt werden, warum wir im Laufe eines Jahres verschiedene Sternbilder sehen.


    Aehnlich geht es weiter ueber den Mond, Planeten, Sterne bis hin zu den verschiedenen Deepsky-Objekten. Halt der "kanonische Rundumschlag", der das ganze Universum teils humorvoll und spielerisch naeherbringt.


    Ein weiterer Aspekt wird dann auf die Praxis gelegt. Was kann man mit dem blossen Auge, was mit einem (eventuell bereits vorhandenen) Feldstecher sehen. Und dann Hinweise zum Kauf eines eigenen Fernrohrs, dies nach einem Abriss durch die Geschichte des Teleskops. Auch wird am Ende auf weiterfuehrende Wissensquellen verwiesen - Buecher, Vereine, Planetarien, Volkssternwarten, Internet.


    Beleitet wird das hauptsaechlich mit von mir selbst angefertigtem Bildmaterial (Astrofotos), sodass ein gewisser Charakter des "Selbstgemachten" und "Selber-machbaren" erreicht wird - dass Astronomie eben nicht nur mit millionenschweren Teleskopen an Observatorien machbar ist. Zeichnungen werden natuerlich von einem professionellen Grafiker gemacht.


    Zielsetzung des Buches ist zweierlei - einerseits, Astronomie an Kinder und Jugendliche zu vermitteln, andererseits auch ein Interesse an einer wissenschaftlichen oder ingenieurstechnischen Laufbahn zu wecken. Viele Jugendliche wissen ja noch gar nicht, was sie einmal werden wollen und mit solchen Denkansaetzen wird ein bisschen fuer natuerwissenschaftliche Faecher geworben.


    Gleichzeitig - und das ist die Spezialitaet des Verlages - haben die Kinder die Moeglichkeit, ihren englischen Wortschatz zu verbessern, da das Buch zweisprachig abgefasst wird.


    Ich habe den Text in erster Fassung fertig, bin gerade bei der Bebilderung und der englischen Rohuebersetzung (wegen der Fachbegriffe - ein "native speaker" wird das nochmal ueberarbeiten).


    Ich wundere mich, ob es aus Erfahrung irgendetwas gibt, was in Kinderbuechern oft fehlt aber aus Erfahrung z.B. mit eigenen Kindern enthalten sein sollte. Ueber Anregungen wuerde ich mich freuen - insbesondere, da ich selbst keine Kinder habe ...

    Vielleicht etwas abschweifend: Ich schreibe gerade ein Kinderbuch ueber Astronomie, das sicher hier und da etwas "eigensinnig" sein wird, aber sich an die Zielgruppe 10-14 richten soll.


    Mich wurde mal interessieren, was Eurer Meinung nach in einem solchen Kinderbuch enthalten sein sollte - vielleicht habe ich ja noch was vergessen, was ich einbringen kann ...