Beiträge von Kalle66 im Thema „FS-Halter Dilemma“

    Johann,
    verwechsle "statisch bestimmt" doch nicht einfach mit "stabil". Du hackst da auf einem Problem rum, das in der Praxis nicht von zentraler Bedeutung ist. Betrachte Stellschrauben, Stangen, Kisten, Höhenräder, und die Verbindungselemente bei einem Dobson eher als ein System von Spiral- und Blattfedern. Dann liegst Du m.E. näher an der Wirklichkeit, als mit dem von Dir favorisierten Zug- und Druckstangen-Prinzip und der simplen "statischen Bestimmtheit". Spätestens mit dem 5mm-Nagler im 16-Zöller fühlt sich der Dobson nämlich so an.


    Die Drei-Schrauben-Justage ist theoretisch "statisch bestimmt", aber praktisch haben die Gewinde ~0,1mm Spiel (M-Gewinde in Metall, anders die Spax-Schrauben in Holz). Also braucht man entweder eine vierte um dieses Spiel zu verspannen oder eine Druckfeder (bzw. mehrere) um dieses Gewindespiel wegzudrücken.


    Und manchen (siehe das Beispiel von Stathis) reicht die statische Bestimmtheit nicht aus, die justieren dann sogar mit 5 Schrauben (4 als Justage und eine zentrale Halteschraube), so wie es ja auch Formel-1-Autos mit 6 Rädern gab (Jody Scheckter mit Tyrell Ford). [:D]
    http://img2.auto-motor-und-spo…Image-920dc233-248856.jpg


    In der Praxis kommen noch weitere Probleme hinzu. Das typische Fangspiegel-Spinnenkreuz schränkt die Platzierung der Stellschrauben z.B. ein. Aufgrund von Toleranzen bauen Hersteller einen Stellbereich, der mehrfach größer ist, als eigentlich notwendig, missbrauchen die Stellschrauben der Justage damit für die Platzierung des FS auf richtiger Höhe.


    Wie es auch anders geht, zeigen doch die Bilder der ATM-Lösungen oben. Allerdings möchte ich da zu den einzelnen Lösungen manchmal auch ein Feedback hören, wie die nach einem Jahr aussehen, oder, ob die beim nächsten Projekt wiederverwendet wurden.[;)]


    Gruß

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... ich könnte ja auch sagen, wer eine Platte auf 3 Auflagepunkten nicht stabil bekommt macht was falsch ...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Deshalb sehe ich ja auch so viele Dreiräder auf der IAA, weil die alle so 'stabil' auf der Straße stehen. [:D]

    Moin Johann,
    vier Stellschrauben bewirken, dass man mit drei Schrauben stellt und mit der vierten fixiert und Gewindespiel verspannt. Dann ist aber die zentrale Schraube/Stift nicht als Spannelement beteiligt. Sonst wären es ja fünf, was tatsächlich unsinnig ist.


    Ob die vierte dabei in der Mitte zusätzlich noch die Lage einstellen kann oder ob die als Quadrat angeordnet sind, ist dabei Nebensache. Als Quadrat angeordnet erleichtert es vielleicht die Orientierung im Dunklen, da dann die Kipp-Achsen beim Justieren senkrecht zueinander sind, ansonsten wär's jetzt eher theoretisch eine Variante, weniger in der Praxis. Drei Justierschrauben assymmetrisch angeordnet, können auch zu senkrecht aufeinander stehenden Kippachsen führen.[;)]


    Gruß


    Die typischen FS-Halterungen in den Chinadobsons funktionieren, sind leicht zugänglich (vor allem in geschlossen Rohrtuben) aber in meinen Augen statisch nicht das optimale. Sie sehen halt symmetrisch aus. [;)]

    Hallo Tobias,
    die genaue Positionierung des FS erfordert die Festlegung von insgesamt 6 Freiheitsgraden. 3 bestimmen die räumliche LAGE der Fangspiegelmitte. Drei weitere die räumliche AUSRICHTUNG der Spiegelfläche des Fangspiegels.


    Wie du die Freiheitsgrade bestimmst ist letztlich egal. 2 erschlägt man mit den FS-Streben, die anderen vier kann man durch 3 bzw. 4 Justierschrauben (hier variiert die Anordnung a) zentrale Stell-/Halteschraube 3 Schrauben drum herum oder b) 4 Schrauben im Quadrat) festlegen.


    Je nach Bauart erschlägt man einen Freiheitsgrad, in dem man den OAZ leicht verkippt und auf die Mitte des FS einstellt. (Prinzip Lowrider also, denn der OAZ muss nicht im 90°-Winkel stehen; jeder Winkel ist erlaubt.) Tut man dies, dann reicht sogar eine Stellschraube für die übrigen 3 Freiheitsgrade, sofern der FS sich drehen lässt (Dieses Drehen wäre dann schon wieder eine zweite Schraube.[;)])


    Es gibt nur eine Anforderung: Stabilität der Einstellung und damit verbunden Vibrationsfreiheit.


    Noch was:
    Die räumliche Festlegung der LAGE muss nur im Millimeterbereich erfolgen. Die Auswirkung beschränkt sich eventuell auf eine etwas ungleichmäßig Randausleuchtung im Bildfeld. Dies ist gewöhnlich Teil der richtigen Teile-Dimensionierung des Teleskops und des richtigen Zusammenbaus.


    Die räumliche Festlegung der AUSRICHTUNG ist Teil der Justage und muss präzise erfolgen können.


    Die Stellschraubenlösungen verändern idR immer mehrere Freiheitsgrade gleichzeitig, darum ist beim Einrichten und Justieren alles immer mehrmals iterativ durchzuführen.


    Gruß


    PS:
    Die 4-Schrauben-Anordnung mit zentraler Schraube trennt zwar gedanklich Lage und Ausrichtung, indem man die Ausrichtung um die zentrale Schraube herum regelt, aber andere Aspekte sollten beachtet werden: Z.B. könnte die zentrale Schraube von hinten gegen den Spiegel drücken, wen sie zu 'lang' ist. Ohne Federn als Andruckhilfe sind 4 Schrauben notwendig um Gewindespiel der Stellschrauben wegzudrücken.


    PPS: Teste sowas auch immer in waagrechter UND senkrechter Teleskoplage.


    PPPS: Je weniger Schrauben desto stabiler ist alles. Schrauben sind angesichts ihrer Verwendung als Justierhilfe das schwächste Glied hinsichtlich Stabilität des FS. Schrauben dienen hier schließlich als Distanzhalter und nicht als Verbindungselement via Reibschluss, wie z.B. die Schräubchen eines PC-Gehäuses.