Beiträge von Kalle66 im Thema „Stangenanordnung offene Frage“

    Moin Otto,
    wenn der Laser provisorisch vom Hut auf die Spiegelbox gerichtet (und umgekehrt) seine Auftrefffläche am jeweils anderen Teil unverrückbar hält, dann ist Dein Tubus hinreichend stabil. Das Ziel ist dann erreicht.


    Ich persönlich finde die Stangenbefestigung an der Spiegelbox jetzt nicht so gelungen. Du hast die Stangenbefestigung ohne Not sehr nah am Spiegel. Der Wippmechanismus (also jeeweils ein Stangenpaar auf eine Schraube an der Spiegelkiste aufzusetzen) mag zwar 'bombensicher' halten, aber aus statischer Sicht ist das eine 'Einladung' zur Dejustierung im späteren Verlauf. Sei's drum, em Ende zählt, dass es hält.


    Alles in allem hat Dein Tubus soviel 'Reserve', dass die 'Schwächen' wohl nie zum Tragen kommen werden. Ist übrigens auch ein Konstruktionsprinzip.[;)]


    Gruß

    Roger,
    Kraft-Vektoren. Die Stangen bilden ein Kräftedreieck ab, dass in Horizontstellung (jetzt aus der Hüfte) die vierfache Druckkraft auf die untere Stange ausübt wie der Hut an Gewicht(skraft) hat. Man muss es konkret aus den Konstruktionsabmessungen (Stangenlänge, Winkelgeometrie, Hutgewicht) ableiten.


    Wie Johann allerdings beim 10"-Dobson auf 1,60m Stangenlänge kommt, bleibt sein Geheimnis. Bei einer Brennweite von 1665mm abzüglich 145 mm Tubushalbmesser, 50 mm OAZ-Bauhöhe, 200 mm geschätze Huthöhe komme ich auf ~1,30m.


    Gruß


    PS: Mein Teleskopstiel-Fensterwischer (2m lang ausgezogen) wollte sich beim Versuch, den wegknickend zu erleben, bei irgendwo 300N - 400N Anpressdruck einfach nur zusammenschieben, als ich ihn gerade gegen eine Bodenkante hielt und mich dagegenlehnte. Der Auszieh-Dreh-Klemm-Mechanismus aus Kunststoff des Teleskop-Wischers ist da leider das schwächste Glied in der Kette. Sichtbar verbogen hat sich dabei übrigens nichts. [;)]

    Moin Johann,
    160 N, das hält jeder Besenstiel (ob aus 0,3mm Alu oder Holz) als Druckkraft, ohne nachzugeben. Bei der Spiegelbox sieht das schon anders aus, die verbiegt sich, wenn ich 16 Kilo auf eine Ecke drauflege. Und da die Stangen dies je nach Geometrie mit einer Drehung von 60° bzw. 45° (8 Stangen) eins-zu-eins an den Hutring weitergeben, ändert sich die Kollimation. Die 6-Stangen haben dabei den Nachteil, dass sie die Verwindungssteifigkeit von Hut und Spiegelbox nicht kombinieren, sondern deren Hauptebenenlage nur eins-zu-eins mit Berücksichtigung der oben genannter Drehung verbinden. Das 8-Stangenkonzept (statisch überbestimmt) addiert/kombiniert die Steifigkeiten von Hut und Spiegelbox dagegen (Nebenbei ist das ein spezifischer Vorteil der 8-Stangenmethode).
    Das zum statischen Lastfall. (Denk mal daran, dass die Rohrquerschnitte im Fahrrad das Zigfache aushalten, wenn jemand mit seinem Körpergewicht in eines der Pedale drückt.)


    Dynamisch geht's bei den Stangen und der übrigen Konstruktion aber nicht (nur) um dieses Problem. Da sind Stangen eher wie schwingende Saiten und Spiralfedern (Die Basssaiten im Klavier sind ja spiralmäßig), die Spiegelbox und der Hutring eher wie Blattfedern, die Höhenräder ebenfalls (mal offen, mal beidseitig eingespannt). Da geht's um die Vernichtung von Schwingungsenergie (Dämpfung) und die Vermeidung von Resonanzen.


    Gruß


    PS: Zum Bewegen zerrt man idR an den Stangen in Hutnähe und Hutring selbst, selten aber am Okular.


    PPS: Das aus statischer Sticht unsinnige Lösungen dennoch funktionieren, das zeigen die 3-Stangen-Zusammenschiebedobson von Skywatcher. Die zeigen, wie viel Reserve in den Stangen steckt.

    Johann,
    lies, was Stathis und ich geschrieben haben. Die Stangen, die bei einem Dobson Verwendung finden, können ein Vielfaches dessen an Druck- und Zugfkräften aufnehmen, was dort überhaupt durch Hut-Gewicht und Hebel auftreten kann. Wenn's nur um Zug- und Druckkräfte ginge, würden - überspitzt formuliert, ein paar Mallorca-Strohhalme ausreichen.[:D]


    Das Problem sind
    a) schwingende Massen, die vom Wind und vom Bediener ausgelöst, Vibrationen auslösen und die gedämpft werden müssen
    b) Durchbiegungen der Rohre durch ihr Eigengewicht, wenn ich tatsächlich Strohalme auf 1,5m nehme
    c) Verbiegungen und Beschädigungen der Stangen/Rohre im Alltagseinsatz (weshalb man Mindestwandstärken und Durchmesser wählt)
    d) die Aufnahme dieser Kräfte im Spiegelkasten, der sich dabei verwindet.


    Rechne es doch mal überschlägig aus: Ein Hut mit 2 kg Masse und bei Hebelverhältnissen von 5-zu-1 löst Schub und Zug-Kräfte von 100 Newton aus. Das schafft jede Paketschnur im Zugbereich und jeder Spazierstock/Bambusstab mit 10mm Durchmesser. Alurohre ab 0,3mm und 20mm Durchmesser spielen damit. Trotzdem fangen erfahrene ATMler nicht unter 1mm Wandstärke an.


    Mein Fazit: Du hast das Problem nicht verstanden oder willst es nicht verstehen. Wenn ich von "vernachlässigen" spreche, dann nicht, weil die Kräfte nicht auftreten, sondern, weil sie nicht das Problem sind.


    Gruß

    Moin Otto,
    ich teile Stathis Meinung. Die Zug und Druckkräfte kannst Du vernachlässigen. Wäre das maßgebend könnte man die Zugstangen ja durch Brems-/Schaltseile eines Fahrrades ersetzen. Nur schwingen die halt leider. (Wiewohl es Dobsons gibt, die mit drei Stangen gebaut wurden und deren Stangen durch Zugseile abgespannt werden.siehe z.B. Reiner Vogels "String Dsobson" http://www.reinervogel.net/index.html?/14_Zoll/14_R.html)


    In meinen Augen ist ergänzend zu Stathis Ausfürhungen maßgeblich, dass die Ansatzpunkte der Stangen unten in der Spiegelbox möglichst steif (relativ zur Spiegelzelle) sind. Folgende Überlegung solltest Du machen. Die Zug- und Druckkräfte der Stangen werden Eins-zu-eins auf die Spiegelbox übertragen und verwinden diese. Wenn die Spiegelzelle sich nun gleich verwindet, bleibt die Justage des Hauptspiegels gegenüber dem Hut erhalten. Wenn die Spiegelzelle aber als Einheit eher über die Eckpunkte der Spiegelbox fixiert ist, dann ist eine 8-Stangenkonstruktion, deren Ansatzpunkte ebenfalls an den Ecken ist, günstiger.


    Gruß