Beiträge von DK279 im Thema „Dunkle Materie in kollidierenden Galaxienhaufen“

    Hi Günter,


    wenn man sich Abell 520 genau anschaut stellt man folgendes fest:


    - Insgesamt gibt es in Galaxienhaufen einige 100 mal soviel Dunkle Materie wie Baryonen. Zudem ist die Dunkle Materie auch (weil sie Mangels Strahlung und Reibung weder Energie noch Drehimpuls leicht los wird) mit weniger überdichten Regionen "gesegnet". Naturgemäss muss man also Regionen finden in denen fast nur Dunkle Materie vorhanden ist.


    - In den Regionen die als "galaxienfrei" bezeichnet werden ist das Verhältnis normale Materie / Dunkle Materie etwa 1 / 700


    - In den Regionen die als "DM frei" bezeichnet werden jedoch immernoch etwa 1 / 60. Die Dunkle Materie überwiegt dort also immernoch, aber halt weniger als anderswo


    - Das alles kann man sich (möglicherweise, sicher ist man sich da keineswegs!) erklären indem man bedenkt dass das Gros (wiederum mehr als 80%) der normalen Materie auch nicht Sterne sind, sondern Gas in den Galaxien und zwischen ihnen. Dieses Gas sieht man auch auf den Röntgenbildern. Zwar können sich Galaxien ungehemmt durchdringen, aber das Gas streift sich dabei aufgrund der Reibung ab und verbleibt zurück während die Galaxien weiterfliegen. Mit dem Gas verlieren aber die Galaxien auch die Fähigkeit zur Bildung heller junger Sterne.


    - Im Endeffekt hat man also eigentlich nicht DM und Galaxien getrennt, sondern DM und Sternbildung. Da die Galaxien die der DM gefolgt sind keine hellen Sterne mehr machen sind sie sehr unauffällig.


    - Der Unterschied von 1 / 700 vs. 1 / 60 passt recht gut dazu dass man 80 - 90 % der baryonischen Materie abstreift.


    Viele Grüsse,
    DK

    Hi Günter,


    die Massen der zentralen Schwarzen Löcher sind mit maximal Milliarden Sonnenmassen mehrere hundert bist viele tausend mal kleiner als die Gesamtmassen der einzelnen Galaxien (~hundert Milliarden Sonnenmassen baryonisch und Billionen Sonnenmassen CDM). Alleine daher haben die SL auf den Verlauf der Galaxienhaufen - Kollision insgesamt einen vernachlässigbaren Einfluss.


    Viele Grüsse,
    DK

    Hi GünterD,


    sorry, habe Deinen Thread erst jetzt wieder entdeckt. Wir hatten eine ähnliche Diskussion vor kurzem, und zwar hier:


    http://www.astrotreff.de/topic…4767&SearchTerms=spektrum


    Dort haben auch einige User geantwortet, die selbst auf diesem groben Gebiet forschen (ich eingeschlossen). Die Links auf die Originalarbeiten dort beziehen sich auch auf das Problem Grvitationslinsen und kollidierende Galaxienhaufen. Quintessenz (vielleicht nicht der beste Begriff in diesem Zusammenhang [;)]) ist dass man zwar mit genügend modellbauendem Aufwand Systeme wie den "Bullet Cluster" und ähnliche Objekte auch in MOND hinbekommen kann, aber das ist ja eigentlich immer so. Geht man daher nach der Prämisse "einfachstes Modell das alle Beobachtungen beschreibt", so ist das schonmal ein ziemlich überzeugender Hinweis auf die Existenz der Dunklen Materie. Abell 520 ist in dieser Hinsicht in der Tat ein noch grösseres "Problem" für MOND, denn man müsste da ja sofort dem Modell noch einen weiteren Freiheitsgrad verpassen, um dieses (und dann vermutlich nur dieses) Objekt wieder korrekt zu beschreiben...


    Viele Grüsse,
    DK