Hallo zusammen,
mit fast drei Monaten Abstand freue ich mich, diesen Thread heute wieder aktivieren zu können. Der Grund ist, dass ich mir gebraucht einen Taurus gekauft habe
Konkret handelt es sich um das Modell Taurus T300 mit Professional-Optik und DSC-System (digitale Schaltkreise). Ich konnte den Dobson zu einem fairen Preis hier im Umland erwerben.
Natürlich möchte ich es nicht versäumen, euch meine ersten Eindrücke mitzuteilen:
- Design und Verarbeitung konnten mich schon vor Ort beim Anschauen überzeugen. Das Teleskop macht einen wertigen, optisch ansprechenden Eindruck und besitzt ein durchdachtes Konzept. Das Gerät ist in ca. 10 min aufgebaut, man braucht ca. 15 min, wenn man noch kollimieren muss. Alle Schraubverbindungen wirken solide, und die Montage geht einfach und einigermaßen zügig von der Hand. Die von Taurus angebotenen Taschen ermöglichen ein Verstauen der Höhenräder, Stangen usw., und diese sind dort gut geschützt.
- Die Standfläche des Dobson ist so weit o.k. Auf einigermaßen ebenem Untergrund steht das Teleskop stabil. Auf glatten Fließen allerdings dreht sich der untere Teil der Rockerbox mit. Man kann aber an den Stangen etwas gegenhalten, um diesen Effekt zu mindern. Die empfohlenen Spikes könnten fürs Gelände eine gute Lösung sein.
- Die Einblickhöhe ist im Vergleich zum 8-Zöller angenehm. Nur bei extremer Ausrichtung in Zenitnähe ist eine Höhenanpassung der Sitzgelegenheit erforderlich.
- Die Kollimierung geht recht einfach mittels Rändelschrauben am Fangspiegel und von oben am Hauptspiegel, was sehr praktisch ist.
- Sehr positiv hat mich auch die Tragfähigkeit überzeugt, was Okulare und Sucher angeht. Der Dobson lässt sich mit den von Taurus angebotenen Gegengewichten gut ausgleichen. Meine schweren ES-Okulare kann ich problemlos zusammen mit einem 8 x 50-Sucher am Hut verwenden. Wahrscheinlich könnte ich auch noch einen Komakorrektur hinzunehmen. Die (Haupt-)Sorge hinsichtlich der Traglast war also unbegründet!
- Es sind nette Zubehörteile wie die elektrische Fangspiegelheizung und das DSC-System (digitale Schaltkreise) dabei. Einige Dinge musste ich noch nachrüsten (OAZ, Sucherschuh, Stromzufuhr für Fangspiegelheizung).
Am letzten Wochenende gab es dann endlich das ersehnte Firstlight. Auch hierzu einige Anmerkungen:
- Der Öffnungsvorsprung gegenüber 8 Zoll macht sich schon deutlich bemerkbar, ich war angenehm überrascht! Der Orionnebel ist im 12-Zöller eine Wucht. Auch in anderen Objekten konnte ich Details sehen, die mir mit 8 Zoll verborgen blieben, z. B. Helligkeitsunterschiede in M1 (Crab-Nebel) und ansatzweise den Merope-Nebel in M45. An Planeten war das Seeing bei 214-facher Vergrößerung deutlich, hier macht sich das höhere Auflösungsvermögen auch mal negativ bemerkbar. Leider hatte ich nur ein Zeitfenster von ca. 1 Stunde, bevor es sich mit Wolken zuzog, aber für einen ersten Eindruck hat es gereicht.
- Koma ist sichtbar, aber bisher stört sie mich nicht so recht. Mal sehen, ob ich später einen Komakorrektor hinzunehme.
- Was mir leider nicht so gut gefällt, ist die Stabilität des Taurus. Wir haben es hier mit Leichtbau zu tun, und das hat seinen Preis: Beim Verstellen wackelt das Bild leicht hin und her, und der Dobson sackt auch etwas nach, wenn ich das Objekt in der Bildmitte zentrieren will, sodass ich mehrmals nachschubsen muss, um die gewünschte Zentrierung zu erreichen. Ich vermute, dass schwerere Gitterrohrmodelle (Discovery, Obsession) hier deutlich im Vorteil sind. Ob mich die mangelnde Stabilität langfristig, stört muss ich sehen.
- Das DSC-System konnte ich noch nicht ausprobieren. Ich bin kein Elektronik-Fan und habe es nur mitgekauft, weil es sich nicht ohne Weiteres demontieren ließ. Push-to ist natürlich eine große Erleichterung beim Auffinden gerade kleinerer Objekte wie vielen PNs usw. Wir werden sehen, ob ich mich damit anfreunden kann.
Nach dem Firstlight warte ich jetzt auf klare Nächte, um meine Erfahrungen mit dem Taurus T300 zu vertiefen. Gespannt bin ich, ob sich das Teleskop auf meiner TS-Optics EQ-Plattform betreiben lässt (wahrscheinlich funktioniert das DSC-System dann nicht so gut).
Alles in allem bin ich bisher zufrieden mit dem Kauf, und ich glaube, dass ich jetzt einen guten 12-Zoll-Dobson für viele kommende Beobachtungsnächte habe. Dass es keinen perfekten Gitterrohr-Dobson in dieser Preisklasse gibt, habe ich ja aus den Forenbeiträgen gelernt. Vielleicht fühlt sich der ein oder anderen aufgrund meines kurzen Berichts dennoch geneigt, sich auch für einen Taurus zu entscheiden
CS und viele Grüße
Claus