Was will ein <b>A</b>mateur <b>T</b>elescope <b>M</b>aker (ATM) mit einem Discounter Fernrohr? Ich oute micht jetzt mal, nachdem das kleine Lildl-Scope ja fast Kultstatus erreicht hat (siehe Binoviever's Tuningseiten und Beiträge hier und hier), und zwei davon auch noch im Spiegelschleifkurs in Autokollimation für gut getestet wurden (siehe hier), redete ich mir ein, das könnte was für meine Nichte (11 Jahre) und für den Taufonkel aus Griechenland sein.
Wie erkläre ich das meinen ATM Kumpels mit den 20" Dobsons? Als ich kleinlaut verriet, was ich vorhatte, schimpfte der eine: "Was willst DU den mit einem KAUFHAUSREFRAKTOR?" ...und wenn mich dort jemand mit dem sündigen Karton in der Hand erwischt? Egal, auf nach Lidl München, Hut und Sonnenbrille zur Tarnung[:D] und gleich zwei von den Sternenrohren abgeschleppt: 69,95 Euros, Wahnsinn!
Beim Aufbau war ich zunächst recht positiv überrascht: Der Okularauszug flutschte gar nicht schlecht, die Montierung recht stabil, auch die Okulare und der 6 x30 Sucher brauchbar. Ich versuchte mir vorzustellen, was wohl passiert wäre, wenn ich als Teenager statt meiner Brillenglas- Pappröhre so ein Teil in die Finger gekriegt hätte. Dann zeigten sich auch die Schwächen: Bei er einen Montierung viel zu viel Spiel in der Deklinationsachse, dafür war die Stundenachse zu fest. Die andere lief besser, dafür war das Gewinde für die Gegengewichtssatange vermurkst - die Stange lies sich nicht einschrauben. Aha, man kauft also einen Bausatz: Das ATM Herz lachte, alles wurde bestmöglich getunt und das Gewinde nachgeschnitten. Die Auskleidung des Auszugsrohres sollte bis zum Sterntest warten.
Am Himmel kam aber die große Entäuschung: Die eine Optik war ziemlich schlecht und die andere eine Katastrophe. Beide zeigten bereits mit dem 20 mm Okular starken Astigmatismus (Kreuze im Fokus, ovale bzw. spitze rautenförmige außerfokale Beugungsscheibchen) Dem gesellte sich deutliche Unterkorrektur hinzu, was aber das geringere Problem war. Auch ohne Zenitspiegel und mit 7 mm Nagler war nichts zu retten. Auf Jupiter zeigte der bessere die Äquatorbänder mit Ach und Krach, der andere gar nicht - kein exakter Fokuspunkt zu treffen. Vielleicht nur verpannt? Aber auch ein entfernen der Taukappe und erneuter Einbau der Fronlinse in 90° verdreht brachte keine Besserung.
Außerdem merkte ich, dass die Achsklemmungen (Gewinde direkt auf Plastikhülse - aua) nicht wirklich dosierbar sind und weiterer paralaktischer Frust beim einstellen von Objekten aufkam. Ob das was für Kinderhände ist? Einmal mehr merkte ich, warum ich gut gebaute Dobsons so mag.
Heute morgen habe ich die Dinger wieder zurückgegeben (ohne Probleme übrigens), meine Ehre ist hiermit hoffentlich wieder gerettet[:D]. Was habt ihr für Erfahrungen mit der Osterware? Haben die nur die Gurken vom Weihnachtsgeschäft verkauft? Oder habe ich einfach nur doppeltes Pech gehabt?