Zuviel Lichtverschmutzung oder wie jetzt

Hallo Matthes,
das liest sich ja hervorragend! Dir gelingt es ja nun schon lohnende Ziele zu beobachten.
Daß nun lichtschwächere und kleine Objekte sich nicht zeigen mag an der „Lichtverschmutzung“ oder anderem liegen. Daran sollte man sich nicht “festfressen“, sonder den Karkoschka auch mal umblättern. Es gibt ja aber immer noch eine Vielzahl von Objekten bei denen Du in Sachen Sichtbarkeit auf der sicheren Seite liegst, um so die Grenzen zu finden und dann zu erweitern.
In der Gegend um den Großen Wagen sollten Die M81 und 82 gelingen und Freude bereiten. Überhaupt gibt es einige Kugelsternhaufen (M3,5,71 etc.) , die Du ansteuern solltest. Hast Du Alberio schon beobachtet und bewundert?
Weiter so und Du wirst bald … aber darüber reden wir dann!
Clear skies!
Guido

Hallo Matthes,

halt Dir unbedingt die Zeit vom 16./17. bis 20. September frei oder mach sie Dir frei, so es geht! Da finden die Septemberneumondteleskoptreffen statt! Da ist Zeit und Gelegenheit zum Fachsimpeln, Vergleichen und Erfahrungen sammeln! Wenn Du da richtig guten Himmel willst, mußt Du allerdings ein paar Kilometer fahren! Hier bitte in den September scrollen: http://www.teleskoptreffen.info/ttreffen.htm
Ich bin auf dem HTT zu finden (das lohnt sich, die Strecke zu fahren, wie etliche Stammbesucher aus NRW wissen) siehe hier: http://www.herzberger-teleskoptreffen.de/aktuell.php
oder als Impression des Letzten auch hier:

Viel Spass auf einem der Treffen... und ich hoffe, man sieht sich[;)][8D]!

Gruß und CS!

Volker

Hallo Matthes,

ich vermute, dass der Himmel der Hauptgrund dafür ist, dass du ein Objekt wie M101 nicht findest. Das hat eine sehr geringe Flächenhelligkeit, was nichts anderes heisst, als dass der Himmel für eine erfolgreiche Beobachtung dunkel sein muss. Die Milchstrasse sollte auf jeden Fall sichtbar sein.
Dunkel genug (astronomische Nacht) wird es derzeit in Gladbeck schon, da brauchst du nicht bis September warten.

Gruss Heinz

Der aufgehellten Himmel des Ruhrgebietes eignet sich nicht gut für Galaxien. Faustregel: Wenn du die Milchstarße deutlich sehst, klappt es auch mit Galaxien. Leider ist dies zur Galxienzeit im Frühjahr kein nützlicher Rat, weil dann keine Milchstraße sichtbar ist. Aber mit der Zeit bekommst du einen Blick für die Qualität des Himmels. Du kannst dir auch die Mühe machen, den schwächsten sichtbaren Stern zu bestimmen, dazu gibt es Karten.
Ich habe viele Jahre lang unter ähnlichen Bedingungen beobachtet. Ich hatte viel Freude, aber auch viel Frust. Letzteren eben wegen der Bedingungen, scheinbar "helle" Objekte sah ich einfach nicht. Sternhaufen ließen sich schon besser erkennen, vor allem wenn man nicht so nahe am Horizont arbeitet. Viele planetarische Nebel sind flächenhell und eignen sich auch. Aber Gasnebel und Galxien und erst recht Dunkelnebel sind eben nur mal im Ausnahmefall drin: Der Himmel muss optimal sauber und das Objekt für diese bedingungen besonders gut geeignet sein.

Hallo,

das hört sich doch schon gut an!
Die Gründe haben meine Vorschreiber schon genannt, daher nur noch ein "Nachschlag":
Astronomische Beobachtungen benötigen nicht nur ein gutes Teleskop und einen guten Himmel, sondern vor allem auch Erfahrung. Die kommt nicht schon nach wenigen Beobachtungen. Also nicht verzweifeln, Du wirst von mal zu mal mehr sehen, wenn Du Dich "eingesehen" hast!

Ein Tip: suche Dir erstmal die s.g. Standardkerzen und tobe Dich an denen aus. Beobachte intensiv und nicht zu viele Objekte an einem Abend. So wirst Du von Nacht zu Nacht mehr sehen können.

CS
Winfried

Hallo Matthes,
also Dein Beitrag hat mich angesprochen weil ich in der gleichen Situation bin: Heller Stadthimmel, wenig oder keine Erfahrung, aber sehr neugierig auf interessante Objekte am Himmel. Heinz alias mintaka hat mir den guten Tipp gegeben mich erstmal auf die Objekte zu konzentrieren , die als schwarze Punkte im Karkoschka klassifiziert sind, und nur diese habe ich dann in eine "Beobachtungsliste" eingetragen. Seitdem konnte ich schon mehr sehen als ich gedacht hätte mit meinem kleinen 90er Travelmax: Galaxien (M31, M81, M82), Kugelsternhaufen (M13, M14, M15, M92), Nebel (M27, M57), und viele offene Sternhaufen, vor allem in Kassiopea. "Gesehen" heißt aber nicht detailliert. Vermutlich geht es jedem am Anfang genau so wie mir, als ich dachte jetzt sehe ich z.B. die Kugelsternhaufen leuchtend hell mit aufgelösten Randsternen, und war dann enttäuscht nur ein Wattebäuschchen zu erahnen. Aber ich finde auch das Suchen gehört zur Beobachtung dazu und macht Spaß (die Herausforderung ist sogar größer wenn die Objekte so blaß sind, oder nicht?). Deshalb hab ich auch kein GoTo Gerät gekauft. Und die Details kommen irgendwann mal bei dunklerem Himmel und größerer Öffnung. Da heißt es dann, am Ball bleiben!.
Gruß,
Ulli

Hallo Ulli,

schön dass du den Tipp gleich erfolgreich in die Praxis umsetzen konntest.
Das Problem bei den Helligkeitsangaben ist, dass die meisten Quellen nur die Gesamthelligkeit eines Objekts angeben. Also denkt sich der Einsteiger: Das ist ein helles und auch noch grosses Objekt, das muss recht einfach zu beobachten sein.
Dabei ist gerade die Grösse der Knackpunkt, denn dadurch verteilt sich die Helligkeit auf einer grossen Fläche und die Leuchtdichte nimmt ab. Aber die Leuchtdichte (Fächenhelligkeit) bestimmt, wie gut der Kontrast gegenüber dem Hintergrund ist.
Dies wird im Karkoschka bei den Punkten berücksichtigt. Objekte mit hellen Punkten sind eher blass und darum bei einem aufgehllten Himmel (Stadthimmel, Vollmond) schwer zu sehen. Objekte mit dunklen Punkten haben eine höhere Leuchtdichte und saufen auch bei einem hellen Hintergrund nicht so leicht ab.

Gruss Heinz

Hallo Heinz,
jawohl, so bleibt der Spaß weiterhin erhalten. Einziges Objekt mit hellen Punkten das ich trotzdem identifizieren konnte war wie gesagt die Andromeda-Galaxie. Sie ist aber auch ein Spezi mit hellem Kern und lichtschächerem Drumrum mit großer Ausdehnung, und natürlich hab ich nur den Kern entdeckt. Aber Karkoschka schreibt ja auch daß es sich um eine mittlere Flächenhelligkeit handelt und im allgemeinen der Kern heller und die Randgebiete dunkler als der angegebene Wert sind.
Ulli

Hallo Matthes,

Kopf hoch, sooo schlimm ist das Ruhrgebiet gar nicht. Noch vor Tagen habe ganz deutlich Wega sehen können.....

Aber mal Spass beiseite: Du wohnst also in Gladbeck, also am Nordrand in der Nähe von Feldern...mehr Lichtsiff kriegst Du nur noch am Münchener Oktoberfest! Ich wohne warscheinlich keine 10km von Dir weg, und habe die letzten Tage immer die Milchstrasse gesehen, solange natürlich keine Wolken da waren. Woran liegt das nur? (ketzerische Frage, gell?)

Also, der Süden ist komplett bis ca. 45° Höhe in gelb getaucht. Alles was darüber liegt geht so gerade eben um zu erkennen daß da was ist! Und bis ín den Zenit ist die Lichtsuppe heller als die Milchstrasse, da beist die Maus keinen Faden ab. gegen Osten schaust Du genau über die RiGips-Werke, das Kraftwerk oder die Chemieanlagen. Und die geizen nicht mit Licht (die sehe ich selbst von Reken aus noch).
Im Westen liegt Bottrop und im Nordwesten Kirchhellen, was der Chemieanlage Konkurrenz in Sachen Lichtsiff macht. Und im Norden darfst Du Dir den Lichtkegel von Dorsten anschauen. Lediglich ab 30° Höhe über Nordwest bis NordNordost besteht soetwas wie ein Himmel, von frei oder dunkel will ich lieber nicht reden.

Wovon ich aber Rede ist, daß es nur 10-15km gen Norden eine dramatische Verbesserung deiner Beobachtungssituation ergibt. ich wohne in Kirchhellen, und sehe an guten Nächten ein schwaches Milchstrassenband im Zenit. Südlich steht das Ruhrgebiet. Östlich die Kraftwerke und westlich Dinslaken. Aber, die Glocken reichen, mal vom Rihrgebiet abgesehen nur noch bis ca. 30° Höhe. Schon 5km weiter, in Gahlen wird die Sache schöner, weil dunkler. Fährst Du mit mir mal raus, z.B. nach Lembeck (ca. 25km) oder in die Gegend, hast Du an guten Tagen einen guten 5er Himmel mit Milchstrasse und zahllosen Galaxien. Mehr als 5.3 ist im weiten Umkreis nicht drin.

Ich fahre oft ins Sauerland (ca. 150km), und erst ab dort gibt es einen Himmel, der in die Region mag6 kommt. Der Unterschied klingt wenig, ist aber dramatischer als der Lichtsiff in dem wir wohnen.

Und warum sabbel ich das ganze? Einfach um Dir mal aufzuzeigen, das Gartenastronomie zwar bequem, aber letztendlich nur bei in der Pampa stehenden Häusern lohnend ist. Ein kurzer Autotrip, keine 15min. und die Situation ist deutlich entspannt. Warum also nicht mal öfter raus fahren?

Und dann ist da noh ein kleiner Trick beim Beobachten: der heist Gduld. Nicht jeden Tag kann man jedes Objekt beobachten. Mal kommt es besser rüber, mal schlechter. Aber Galaxienarme oder sogar Deails in Galaxien, die sind bei unseren Bedingungen eher selten. Aber eines garantiere ich Dir, unsere Bedingungen härten ab. Wenn Du hier was beobachtest, ist es z.B. im Sauerland einfach nur easy...und das hat dann auch wieder seinen Reiz.

Also. Kopf hoch und ran an den Speck!

CS
Ulrich

Hallo Matthes,

es ist einfach so, wie Ulrich es sagt: Fahr einige Kilometer raus, das bringt enorm was. Ich schätze mal, dass in Richtung Nordwesten der Himmel schnell besser wird. Ich habe auch schon in Marl gespechtelt und von dort aus in Richtung Haltern zu fahren, hat viel gebracht.
Der Ruhrpott ist nun mal eine der lichtverschmutztesten Gegenden Europas, da hilft nur die Flucht, wenn Deepsky angesagt ist.
Aber ich habe durchaus Hoffnung, dass langfristig eine Besserung eintritt, denn so langsam fangen auch unsere Politiker an, den gesundheitlichen Nutzen einer dunklen Nacht zu erkennen. Bis Änderungen kommen und Wirkung zeigen, werden wohl noch einige Jahre vergehen.

Gruss Heinz

Hallo Matthias,

was ich inzwischen von Dir gelesen habe, zeigt deutlich, daß
Du auf einem guten Weg bist. Hast ja hier auch ne breite und vor
allem kompetente Unterstützung. Weiter so.

Deine persönliche mail an mich habe ich gelesen. Die hättest Du
eigentlich so ins Sonnenbeobeachterforum stellen können; es ist ja
im Grunde ein allgemeine Frage, weil von der Antwort ja auch andere
Neulinge im Astrotreff etwas profitieren könnten.

Es freut mich, daß Du Dich auch für Sonnenbeobachtung interessierst
und bereits ein PST hast. Ich würde Dir empfehlen, so oft es Dir
möglich ist, damit zu beobachten( was auch für deep sky und co
zutrifft). Auch am PST lernt man erst im Laufe der Zeit "richtig"
zu sehen bzw wahrzunehmen.

Danke für die Komplimente zu meinem Bild. Ich gehe mal davon aus,
daß es sich um die invertierte Zeichnung der Protuberanz handelt.
Durch Zeichnen lernt man diszipliniertes Sehen und sieht im Laufe
der Zeit Dinge, die dem Anfänger verborgen bleiben. Das gilt
gleichermaßen für Planeten- und deep sky-beobachtung. Man muß sich
oftmals erst überwinden, wie beim Sprung ins kalte Wasser. Aber...
es bringt enorm was.

Leider bin ich im Hinblick auf Fotografie weit entfernt von der
Fachkompetenz, die hier im Forum präsent ist. Und bei webcam bin
ich blutiger Anfänger, weil zwischen computer und mir eher eine
Art Haßliebe besteht[}:)].
Aber es gibt in Bezug auf Fotografie im Astrotreff ne Menge
Spezialforen, die alles über webcams, DSLRs oder allgemeine Fragen
zur Astrofotografie beantworten.
Wichtig ist, daß Du am Ball bleibst, und Dich nicht verzettelst.
Es ist mit dem Hobby Astronomie so wie im 'richtigen' Leben:
Wenn man a l l e s machen will, macht man nichts richtig.

Ich wünsche Dir für alles was Du Dir vornimmst viel Erfolg und
wenn bei den PST- Beobachtungen konkrete Fragen auftreten,
immer rein ins Sonnenforum - einer weiß immer was!

Viele Grüße und klaren Himmel
Burkhard