Jupiter bedeckt Stern sechster Größe

  • Am 4. August 2009 findet für Freunde der Planetenbeobachtung ein besonderes Schauspiel statt. Jupiter, der noch immer die eindrucksvolle Narbe des Großeinschlags von vergangener Woche trägt, bedeckt nach Mitternacht den 5,9 mag hellen Stern 45 Cap im Sternbild Steinbock (Capricornus). In diesem Jahrhundert wird kein annähernd so heller Stern mehr von Jupiter bedeckt...


    Quelle:


    Astronomie-Heute.de

  • Hallo zusammen,


    wer die Bedeckung etwas genauer studieren möchte, findet dazu nützliche Informationen auf der Website der IOTA/ES und bei Gerhard Dangl.
    Die Sternbedeckungsliebhaber bereiten sich gerade eifrig auf das Ereignis vor, so auch bei mir an der AStW in Berlin.
    Es soll versucht werden eine Lichtkurve des Verschwindens und wiedererscheinens des Sterns aufzuzeichnen. Dies könnte interessante Daten über die Dichte der Jupiteratmosphäre liefern. Wer entsprechend ausgerüstet ist, sollte das einmal versuchen.
    Die Schwierigkeit einer solchen Messung besteht in dem hohen Helligkeitsunterschied von Jupiter und 45Cap. Ideal ist daher die Verwendung eines Methanbandfilters bei etwa 890nm, da die Albedo Jupiters in diesem Bereich ein Minimum aufweist. Wer so etwas nicht hat, kann es lt. Dangl auch mit einem Blaufilter aus einem RGB-Filtersatz versuchen, da der A7-Stern 45Cap dort am hellsten ist.
    Eine große Öffnung mit gut justierter Optik und gutes Seeing sind weiterhin förderlich, um das Licht des Sterns so konzentriert wie möglich zu halten.
    Na und hoffentlich spielt das Wetter mit.


    Obwohl sich die Bedeckung in D-land auf den selben Jupiterbreiten wie die Impaktwolke abspielt, wird diese wohl weder bei Eintritt noch beim Austritt am entsprechenden Rand befinden. Das wäre natürlich nochmal zusätzlich interessant gewesen.


    Viele Grüße
    Guido

  • Hallo,


    ich will mir das auch anschauen und hoffe mal auf gutes Wetter - oder zumindest passende Wolkenlücken...


    Guido, danke für den Hinweis auf IOTA/ES.


    CS
    Gerd

  • Hallo Guido,


    die Einschlagsstelle wandert meines Wissens um 1:18 MESZ durch den Zentralmeridian, 45 Cap verschwindet nur 20 Minuten früher, also sollte immerhin beides gleichzeitig sichtbar sein.

  • So, da will ich mal schnell noch meinen Bericht zum Jahrhundertereignis posten. Der -2,8mag helle Jupiter bedeckte also den 6,0mag Stern 45 Cap. Die Annäherung des Planeten an den Stern habe ich die letzten 2 Wochen bereits verfolgt. Heute Nacht nun die Bedeckung.
    Ab 0 Uhr starte ich auf dem Balkon, mein Teleskop ist ein SC Celestron 5, doch der Himmel ist zugewölkt. Der gesamte Süden bleibt in einer Wolkenbank, doch später steht Jupiter über dieser. Der Mond bleibt dahinter und ist die nächste Stunde nicht zu sehen. Die Wolkenbank bleibt in Höhen unter 15°, ab 0.30 Uhr ist Jupiter gut beobachtbar, der Stern neben ihm direkt und getrennt zu erkennen. Die Luftunruhe ist zu sehen, am Tag war es warm, nun kühlt es ab, entsprechend turbulent geht es zu. Die vier Monde sind schön zu sehen, außerdem die Äquatorbänder auf dem Planeten. Der Stern bleibt immer noch sichtbar bei indirektem Sehen, letztmals ist er einwandfrei um 0.51 Uhr zu sehen, verschmilzt mit dem Planetenrand. Danach kann er an dem wabbernden Planetenscheibchen nicht mehr eindeutig ausgemacht werden. Die eigentliche Bedeckung ist um 0.58 Uhr MESZ.
    Die Wolken gehen nicht weg, verhüllen auch Jupiter später leicht. Der ganze Himmel ist mittlerweile klar, nur im Süden halten sich die Wolken, der Mond bleibt auch verhüllt. Es wird 1.25h, die Impaktregion steht jetzt mittig, aber wie zu erwarten ist nichts zu erkennen.
    Um 1.47h tritt Europa in den Schatten des Planeten. Die Wolken bleiben weiter niedrig, rasant nimmt die Helligkeit Europas ab! Ich bin erstaunt, dann bleibt nur ein winziger Lichtfleck übrig, der um 1:47:52 auch verschwindet. Zu diesem Zeitpunkt ist eigentlich, laut Guide Simulation, noch die Hälfte des Mondes beleuchtet. Ich hätte erwartet, der Mond bleibt länger erkennbar. Nun ist er verschwunden. Zeit, bisschen mit dem Fernglas zu schauen und Fotos zu schießen. Da, wo sonst immer 45 Cap die Dreierreihe von Sternen mit 44 und 42 Cap abschloss, steht nun der Jupiter. Schon komisch…
    Ganymed und Callisto sind sehr schön in größerem Abstand zu sehen, auch im Fernglas sehr einfach. Die Wolken ziehen immer noch über den Südhimmel, irgendwann wird auch Jupiter da hineinsinken…
    Die Luftunruhe hält weiter an, nach 2 Uhr ziehen Wolkenfetzen vor Jupiter, um 2.49:54 Uhr soll der Stern wieder am Planetenrand erscheinen. Die Wolken verschwinden langsam und ab 2.30h kommt der Mond zum Vorschein. Die Sicht ist nun deutlich besser. Wie rasch würde der Stern nun sichtbar? Und da ist er schon, um 2.50:16h ist das Sternchen bereits erkennbar! Damit hatte ich nicht gerechnet, es ist auch deutlich „weißer“ als die Farbe des Planetenrandes direkt daneben. Ab 2.54 Uhr ist der Stern getrennt sichtbar, eine minimale schwarze Lücke zum Planetenrand erkennbar, obwohl da nur 1“ Abstand ist. Die Bedeckung ist vorbei, ich beobachte noch ein bisschen den Stern und Jupiter. Um 3.03h ist Jupiter schon deutlich sichtbar von 45 Cap abgerückt. Dann fotografiere ich den Monduntergang, er sinkt hiner die Bäume am Horizont. Die Luft ist nun gegen 3.19h viel ruhiger. Sehr schön steht das Sternchen neben Jupiter, auf diesem sind die Wolkenbänder nun klar zu sehen. Für 4.05 Uhr steht die Verfinsterung Io’s durch Jupiters Schatten an. Das kann ich dann auch noch abwarten: Schnell wird auch Io schwächer, bis 4.06:36 ist ein letztes Leuchten erkennbar, da sind schon ca. 70% des Mondes im Planetenschatten. Jetzt sind nur 45 Cap nahe Jupiter und die heute recht weit weg stehenden Callisto und Ganymed neben Jupiter sichtbar.


    So, nun reicht’s auch, es wird schon hell, Zeit ins Bett zu gehen.


    Eine Bedeckung eines richtig hellen Sterms wäre sicher spektakulärer gewesen, der helle Jupiter überstrahlte den 6mag Stern doch sehr. Aber es war der hellste Stern, den Jupiter in diesem Jahrhundert von Europa aus bedeckt hat. Und ich war dabei, das Wetter hat ausnahmsweise mal ganz gut mitgespielt.

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