Polhöhenwiege contra Bildfeldrotator

  • Liebe Astrogemeinde,


    hier liest ein noch nicht angemeldeter Einsteiger mit, der an mich persönlich folgende Frage gestellt hat, die ich gerne einmal zur Diskussion stellen möchte.
    Es handelt sich um ein 12" SC, gabelmontiert.


    Die Frage:
    Was ist zur Fotografie besser, eine große Polhöhenwiege oder die azimutele Aufstellung in Verbindung mit einem Bildfeldrotator, wie ihn Meade als Zubehör anbietet.


    Ich selbst habe nur mit der Polhöhenwiege gearbeitet und war damit zufrieden. Über den Rotator gab es mal eine Diskussion, ich finde sie aber nicht mehr. Viel gutes kam über dieses Gerät meines Wissens nach aber nicht heraus. Wer weiß mehr darüber oder setzt einen Bildfeldrotator ein?


    CS
    Winfried

  • Hallo Winfried,


    der EInsatz eines Bildfeldderotators ist nicht ganz einfach.
    Wir setzen einen in unserer Sternwarte ein.


    Da stecken einige Tücken dahinter, bis es vollständig läuft.


    So ist extrem wichtig, dass er absolut plan am Gerät sitzt, sonst eiert er Sterne ins Bild.


    Auch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten abhängig von Alt und AZ sind nicht einfach zu händeln.


    Zum dem Gerät von Meade kann ich leider nichts sagen, da ich den nicht kenne.


    Falls du weitere Infos brauchst, meld dich einfach
    .


    CS Timm

  • Danke Timm für die Antwort.


    Ist nicht für mich, hier liest ein noch nicht angemeldeter Gast mit, der meine Polhöhenwiege gekauft hat. Er fragte mich, was ich für besser hielte. Deine Antwort bestätigt mich aber darin, daß der Rotator mehr Fehlerquellen beinhaltet els er vorgibt. Und da sein Gerät mobil aufgestellt ist, also es nicht fest in einer Sternwarte steht, dürften die Probleme jedesmal beim Aufstellen eine doch starke Rolle spielen, so denke ich.
    Da scheint mir eine einmal justierte Polhöhenwiege die stabilere Veriante zu sein.


    CS
    Winfried

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Winfried Berberich</i>
    <br />Die Frage:
    Was ist zur Fotografie besser, eine große Polhöhenwiege oder die azimutele Aufstellung in Verbindung mit einem Bildfeldrotator, wie ihn Meade als Zubehör anbietet.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Das ist m.E. die Wahl zwischen Pest und Cholera. Überzeugende Resultate habe von beiden Varianten noch nicht gesehen. [B)]


    Ich würde zur Fotografie komplett neues Equipment anschaffen und auch erst mal mit deulich weniger Brennweite anfangen.


    mfg
    Torsten

  • Hallo Torsten,


    hab`s am Anfang ja bereits geschrieben: es geht hier nicht um mich und um mein Equipment, sondern um jemanden, der hier (noch) nicht angemeldet ist und sich eben dieses Gerät (das ich, da defekt, derzeit "in Teilen") verkaufe, zugelegt hat. Nun hat er es eben und muß sehen, wie er fotografisch damit klar kommt. Daher meine Anfrage (für ihn).


    So nebenbei: ich habe ja bereits das zweite Gerät aus dieser "Gabelserie" und weiß ansich auch nicht mehr, warum ich mir das zweite überhaupt zugelegt habe, aber bei Windstille oder max. Bf.2 ging das auch bei 3 Metern Brennweite sehr gut. Ab Windstärke 3 war ein fotografieren natürlich nicht mehr möglich, zugegeben. Aber ab Windstärke 5 ergebe ich mich lieber einem Schoppen Wein, statt beobachten zu wollen...
    Aber das sehen Leute aus dem Norden wohl ganz anders, bei denen an der Küste sind Windstärke 4 oder 5 ja wahrscheinlich gerade mal ein Lüftchen...


    CS
    Winfried

  • Hallo Winfried,


    ich hatte (habe) auch einen Meade LX200GPS 12"er - war mein 2. Gerät nach einem FH auf einer EQ6.
    Die Gabelmontierung muß der Teufel erfunden haben, denn sie taugt meiner Meinung nach maximal zum Beobachten. In Verbindung mit einem 12"er wird das Schleppen schon zur sportlichen Höchstleistung und wenn dann noch Astrofotografie am Tagesplan steht erreicht der Frust seinen Höhepunkt.
    Die Polhöhenwiege erschien mir daher als brauchbare Lösung, aber die Ernüchterung beim Aufstellen folgte sofort nach dem Erwerb.
    Transportabel bist Du dann bereits in der Schwergewichtsheberliega und man kann von Glück reden, wenn das Ding beim zusammensetzen nicht mit lautem Krach zu Boden fällt.
    Hat man es dann endlich oben ist die Einnordung wieder ein langes Leiden - genau wird es ohnehin nie - und das Alles bei 3 Meter Brennweite, wo man auf fix montierten Säulen schon einige Zeit braucht um das Gerät zu justieren. Die Nacht ist dann meistens auch schon recht fortgeschritten und daß Alles nachher immer noch zittert wie ein Lämmerschwanz macht Astrofotografie zu einem der letzten großen Herausforderungen unserer Zeit.
    Zum BildfeldDErotator kann ich aus der Praxis nichts sagen, außer die ehrliche Antwort eines Meademitarbeiters vor 4 Jahren: "Die Schwierigkeiten die Sie haben werden nicht viel kleiner, dafür kommen aber noch neue Probleme dazu".


    Ich würde Deinem Freund raten, wenn das Klamauk ohnehin schon zerlegt ist, gleich eine parallaktische Montierung zu kaufen - so hab ich es gemacht und jetzt ist der 12"er auf einmal ein tolles Gerät.
    Die Gabel liegt wieder in der Originalschachtel und wer Probleme will, ich verkaufe sie gerne.


    Eigentlich habe ich ja diesen Ärger längst vergessen, aber dieser Thread hat mich angergt, noch mal so richtig meine Meinung zu diesem Klumpert (die Montierung, nicht das Teleskop) zu äußern.


    Wenn Du Deinen noch nicht angemeldeten Einsteiger wieder siehst, sag ihm das bitte!


    Gruß, Christian

  • So - jetzt komme ich auch dazu, mich hier kurz vorzustellen:
    ich bin der "Neue", den Winfried stellvertretend für mich hier um Meinungen pro/contra Polhöhenwiege/Bildfeldderotator gefragt hat.


    Ich hatte mich (natürlich) schon vor dem Kauf dieses 12" LX200 ACF in diversen Foren/Testberichten/Zeitschriften und Büchern einigermaßen kundig gemacht und weiß daher auch, daß es da richtig konträre Meinungen gibt, weniger zum OTA, sondern zur azimutalen Gabelmontierung. Rein zum Sehen und Ad hoc Beobachten scheint mir das Gerät schon geeignet zu sein, auch wegen der vollautomatisch arbeitenden Standortbestimmung und Einnordung. Für mich als "Wieder"-Einsteiger schien es daher ein guter Kompromiß zu sein, mit dem man <b>bei entsprechender</b> Zusatzausrüstung fast alles machen kann, auf Jahre hinaus, ohne dann ständig neue Geräte anschaffen zu müssen. Es kann natürlich gut sein, daß ich dann auf den Geschmack komme und nach Dicke des Portemonnaies Spezielles nachrüste, ggf. speziell für die Astrofotografie ein zusätzliches Gerät anschaffe.


    Vorerst sollte es reichen, um wieder einigermaßen Teile seiner Nächte am Fernrohr zu verbringen, vorausgesetzt, Wetter und Sicht spielen mit. Ich werde das Riesenteil an mehreren möglichen Standorten nach einer Einarbeitung quasi "im Trockenen" testen und euch natürlich hier Bescheid geben, was ging oder auch nicht.


    Zum Gewicht und der schieren Größe: ich schaffe es gerade noch, mit Sackkarre den Meade-Karton ohne Stativ ins oder aus dem Auto zu wuchten, das Stativ führe ich lose mit. Ist schon schwer und gerade noch handlich, das Teil. Vom Hof/Garten aufs Flachdach im 1. Stock kommt es mit Hilfe eines Flaschenzugs, so meine Idee. Aber das hat noch Zeit. Die Okulare etc. werde ich in einem Alukoffer gut sichern, 12V erhalte ich stationär über das Netzteil, mobil über einen Powerpack oder 12V-Autostecker.


    Anzuschaffen sind noch Literatur zum Thema Astrofotografie, diverse Zeitschriften usw.


    Übrigens: ich habe das LX einem Sternenfreund abgekauft, der leider sehr schwer erkrankt ist und es daher nicht mehr alleine händeln kann. Außerdem hatte er noch Pech mit seinem von Straßenlampen erleuchteten Balkon - es kann kaum schlimmer kommen. Das Gerät ist 7 Monate alt und daher fast unbenutzt, hat noch die Restgarantie und war mit etwas über der Hälfte des Straßenverkaufspreises incl. dem Zubehör zu haben. Des Einen Leid ist halt des Anderen Freud - und mit 61 sollte man nicht zu lange überlegen, wenn man es sich geldlich noch leisten kann, seinen Jugendtraum nachträglich zu erfüllen.


    Ich werde also, auch dank eurer Tips und dank Winfried, übernächstes Wochenende eine Polhöhenwiege bei ihm zuhause erwerben, montieren und dann sehen, was mehr wackelt: die Montierung oder mein Kopf! Ich berichte natürlich im Forum von meinen Stolperversuchen. ;)


    Klaren Himmel sagt man ja wohl, und bis später


    Kalle


    Nachtrag: wer hat Erfahrung mit einem Meade DSI 2 und dem Dizzle-Verfahren und kann mir dazu etwas sagen?

  • Hallo Kalle,


    mir war das Ding von Meade a) zu teuer und machte b) nicht den besten Eindruck von der Verarbeitung her. Viele bewegliche Teile (Grob- und Feineinstellung der geografischen Breite) führen nach meiner Einschätzung sicher auch zu den oft beschriebenen Instabilitäten. Vielleicht kann Dich darum meine Variante zur Polhöhlenwiege interessieren: Ich habe mich für eine massive Wiege entschieden, die auf den Breitengrad unseres Gartens abgestimmt ist. Angefertigt hat das Ding eine Metallwerkstatt meines geringsten Misstrauens (lasergeschnitten und exakt meinen Vorgaben entsprechend). Das ganze hat mich 200 Euro gekostet und steht nun fest montiert auf meiner Sternwartensäule.



    Gruß


    Manfred

  • Hallo Kalle,


    Erstmal Willkommen im Forum. Ich hatte lange Zeit ein 8zoll Meade in einer Gabel und bin dann auf einen 12zoll ACF Tubus auf einer deutschen Montierung umgestiegen. Die 3m Brennweite des Tubus sind fotografisch schon schwer genug zu bewaeltigen. Nach meiner Erfahrung wird es mit einem 0.66x Reducer bei 2m solangsam ertraeglich. Trotzdem ist das dann nur ein Geraet, fuer Naechte mit gutem Seeing. Allein der Tubus hat noch eine Menge Tuecken. Spiegelschifting und Justier-Instabilitaet sind da zu nennen. Gegen das erste hilft ein angeflanschter Mikrofokussierer und der Spiegel-Lock. Aber nach jedem Umlegen der Montierung ist die Justage nicht mehr perfekt. Man muesste den Tubus mal ganz zerlegen und mit einige Verbesserungen wieder neu zusammenbauen. Einer aus der Meade-Yahoo-Gruppe macht das gerade und postet dabei erklaerende Bilder. Siehe:
    http://tech.groups.yahoo.com/g…es/LX200-OTA-disassembly/


    Hier zwei Ergebnisse, die ich fotografisch mit dem 12zoll Meade gemacht habe;
    http://www.trivalleystargazers…lery/ngc5194_st10xme.html
    http://www.trivalleystargazers…lery/ngc5055_st10xme.html


    Clear Skies,
    Gert

  • Hallo Manfred,


    danke für die Anregung, auf sowas werde ich ggf. zurückkommen, wenn ich endgültig meine feste(n) Standort(e) gefunden habe. Diese Säule ist natürlich stabiler als das Riesenstativ von Meade. Wo hast du die her? Wenn du eine Planzeichnung von der Polhöhenwiege hast, kannst du mir die ggf. zugänglich machen? Der Preis ist ja auch sehr interessant. Momentan muß ich mich mit der alten PHW von Winfried zufriedengeben, wird schon erheblich besser sein als ohne im fotografischen Bereich. Wie schützt du dein Teleskop im Garten?


    (==&gt;)Gert:


    danke für die Hinweise; nach meiner "Einarbeitung" ins Thema werde ich ggf. reagieren und noch ein passendes Newton mit entsprechender Montierung dazukaufen. Das wird aber noch einige Zeit dauern bei der Masse an Lehrstoff und dem Mangel an Clear Sky in den kommenden Nächten *lol*


    Tolle Bilder übrigens, ich wäre zu Anfang mit wesentlich weniger zufrieden, ggf. auch in S/W zunächst.


    Ein schönes Wochenende und CS,


    Kalle

  • Hallo Kalle,


    schön, daß Du Dich nun angemeldet hast.
    Das mit der schlampigen Verarbeitung der Meade Polhöhenwiege stimmt schon. Daher ist es, wie bei (fast) allem besser, so etwas gebraucht von jemanden zu kaufen, der eben schon Astrofotografie damit gemacht hat. Denn ich hatte die gleichen Probleme. Daher ist diese Meade-Wiege nachträglich unten geplant, sie war nicht einmal gerade! Alle Schrauben sind rausgeflogen und durch bessere ersetzt. Nun funktioniert die Wiege.


    Zum Gerät selbst (Tubus): konnte ich eigentlich nie klagen, völlig scharf, kaum Shifting. Gut, auch das wurde geändert, zudem fokusierte ich mit dem Baader Crayford und der elektrischen Fokusierung. Auch bei mir steht/stand das Teleskop auf einer Säule, die kannst Du dir bei mir mal anschauen. 250 kg schwer (sandgefüllt) und keine 60 Euro teuer (!). Ein massiver und guter Eigenbau. Fotografisch mit Gabelmontierung geht das bis Windstärke 2, nicht ganz bis 3. Darüber wird das zum Wackeldackel. Die Einnordung, wenn man sie beherrscht, dauert etwa 15 Minuten und sie hält. Für Belichtungen über einer Minute muß allerdings bei dieser hohen Brennweite unbedingt gescheinert werden, - und zwar sehr genau! Und das geht, zumindest bei mir, NICHT in 15 Minuten...


    CS
    Winfried


    Noch ein Nachsatz zu Manfred: natürlich ist eine solche Wiege sehr gut, allerdings immer nur an einem Standort und man muß wissen, daß man sie später kaum noch verkaufen könnte, höchstens noch an den eigenen Nachbarn!, da sie ja "ortsfest" gebaut ist

  • Hallo,


    nachdem ich mir die ganzen bisher eingegangenen Bilder der Eigenbauten angeguckt habe: Respekt! Allerdings habt ihr auch genug Platz und wohnt nicht im Vorortgürtel einer Großstadt in einem alten Reihemhaus; mein Garten dahinter ist schon wegen der Lichtverschmutzung ringsum weniger geeignet, unten einen festen Standort einzuplanen. Oben auf dem Flachdach könnte man sowas realisieren, das Licht bleibt aber. Dafür wohnt man da und ist bei Bedarf schnell auf dem Dach am Gerät.


    Eine Alternative habe ich <u>am Rande </u>eines quasi Freizeitgeländes mit eigener Terrasse am Hunsrück, nur sind da auch einige hohe Bäume und etwas entfernter niedrige Hügel zum Teil im Weg. Die Lichtverschmutzung ist oberhalb eines kleineren Städtchens doch eher gering. Das wäre etwas für im Sommer, denn da bin ich wegen der Nähe zu Mainz in 40 Minuten mit dem PKW - wenn ich nicht sogar dort im Wohnwagen länger übernachte.


    Die geringsten Licht-Probleme hätte ich im Winter auf einem Campingplatz auf 1600m Höhe in Südtirol, aber da sind halt einige 3000er im Weg. Allerdings - und ich habe es mit einem ETX70 ausprobiert - der noch sichtbare Sternenhimmel ist überwältigend sauber und glasklar! Wenn die Kälte nicht wäre *lol*. Da ich dort mehrmals im Jahr einige Wochen zu meinem Winterstellplatz hinfahre, wäre das dort kein Problem. Nur: der Transport ist aufwendig. Ich werde es im Oktober ausprobieren, wenn ich den Wohnwagen hinfahre und aufbaue.


    Bis dahin muß zumindest daheim das mitgelieferte Stativ ausreichen, aber langfristig sind schon ein oder zwei stationäre Säulen besser. Nur die Gabel + Tubus zu transportieren geht gerade noch. Kommt Zeit kommt Rat!


    Gestern und heute war in Mainz nichts zu sehen, die Trockenübungen gehen weiter! Für weitere Anregungen, Baupläne oder Vorschläge zu weiterem Equipment bin ich jederzeit offen. ;)


    Bis dann und CS,


    Kalle

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