Bel.-Zeiten Provia 400 P2 f/2,8?

  • Hallo Leute,
    im August gehts nach Namibia, und im Gepäck befindet sich ein 2,8/180mm Sonnar, das einen Provia 400 (Push auf 1600 ASA) mit Sternenlicht füttern soll. Welche Belichtungszeiten würdet ihr empfehlen?


    Vielen Dank und Grüße,
    Stefan

  • Hallo Stefan,


    in Namibia war ich noch nicht, dafür, wenn auch nicht ganz so gut, in den Hochalpen.


    Analog sahen meine Daten in etwa so aus:
    400 ASA, ungepusht, Ekrachrome 400:
    Blende 4 und 30 Minuten Belichtungszeit. Die Aufnahmen waren als Dia optimal.
    400 ASA, Ektar 400 Farbnegativ: Blende 4 und 40 Minuten. Teilweise in Ordnung, manche hätten ein wenig mehr vertagen.


    Zu Deiner Optik (die ich auch einsetze): bei KB kann man damit, genaue Focusierung vorausgesetzt, auch schon mit f:2,8 fotografieren. Du wirst aber einen Lichtabfall von ca. 1 Blende zum Rand haben. Blende 4 sind in Ordnung, f: 5,6 wäre optimal. In Namibia müsste der Himmel generell noch dunkler sein, Du könntest also bei Negativfilm auch bis zu einer Std. bei f:4 belichten.


    Gute Reise und tolle Fotos wünscht
    Winfried

  • Für Namibia nimm die Zeiten gegenüber anderen dubklen Plätzen (Teneriffa oder Alpen) locker mal zwei. Ernsthaft.Ich habe in Namibia meine Filme (auch Dia) immer vor Ort entwickelt, und das war gut so (sonst wäre ich nur mit unterbelichteten Bildern nach Hause gekommen. Wenn Du unbedingt mit Film (!!) arbeiten möchtest, würde ich Dir Selbstentwickeln vor Ort wirklich sehr sehr dringend anraten.


    Ansonsten: Die Milchstraßenregionen musst Du kürzer bis sehr viel kürter entwickeln, weil sie erheblich heller sind als die Milchstraße hierzulande.



    Hartwig

  • Hallo Winfried und Hartwig,
    vielen Dank für Eure Antworten.


    Winfried, mit dem 2,8/180 Sonnar hatte ich damals Hale-Bopp (auf KB-Film Ektapress Multispeed) abgelichtet, konnte aber bei Offenblende keine Vignettierung erkennen. Von daher irritiert mich deine Aussage jetzt etwas...
    Die Fotos wollte ich ohne Nachführkontrolle "nebenbei" laufen lassen (das Ganze kommt auf eine GP-2 auf der Farm Kiripotib), weswegen ich mich auf möglichst kurze Belichtungszeiten beschränken will. Von daher favorisiere ich Blende 2,8.Simultan kommt ein zweites Gehäuse mit 2,8/35 Flektogon (letzte Fertigungsreihe für die Exakta Varex aus den 80gern) dazu, das ich aber auf 5,6 abblende.


    In einer alten SuW habe ich namibische Milchstraßenbilder gesehen, angefertigt bei Blende 2,8 (und 50mm Brennweite) auf Scotchcrome 400 und 20 Minuten Belichtungszeit. Mit dem Provia 400, Push auf 1600ASA müssten dann doch 5 Min. bei Bl. 2,8 (bzw. 20-25 bei Bl. 5,6) reichen, oder?


    Viele Grüße,
    Stefan

  • Hi Stefan,


    du kannst diese ganzen Zeiten nicht vergleichen. Die Filme haben unterschiedliche Schwarzschildkoeffizienten, und daher ist es extrem unterschiedlich, welche Zeiten bei 2 Filmen rauskommen, auch wenn die ASA-Zahl gleich ist. Da die Filme sich eh seit der Hale-Bopp-Zeit verändert haben, und weil der Himmel da dunkler ist als woandes, helfen m.E. nur Belichtungsreihen vor Ort.


    Eine zweiter kriticher Punkt beim Film waren damals immer schwankende H-alpha-Empfindlichkeit und Änderungen der schwarzschildbedingten Urcks-Farbstiche. In der Chemie-Zeit änderte sich das oft von Sommer zu Sommer. Ich verfolg das ganze nicht mehr und habe keine Ahnung, welchen Film man heute verwenden kann. Ich fahre auch nach Namibia, auch im August, und ziehe Film nicht mehr als ernsthafte Option in Betracht. Ich war in Namibia zweimal zur Film-Zeit, habe viele nette Bilder gemacht, und kann nur dringend raten: Will man zuverlässig bei dem wirklich dunklen Himmel da unten Bilder machen, muss man vor Ort entwickeln, um die sehr vielen Fehlerquellen zu erkennen (gibt noch andere Probleme als die Belichtungszeit).


    Aber mal so eine Hausnummer: Bei f/1.65 und einem auf ca. 600 ASA gepushten E200 (sehr schwarzschildarm) habe ich ca. 10-12 Minuten außerhalb der Milchstr. belichtet (Schmidtkamera). Bei f/2.8 wären das (ohne Schwarzschild) ca. 3mal so lange, also ca. 30 Minuten. Hat der Film etwas Schwarzschildverhalten, bist Du ganz rasch bei 40 oder 50 Minuten. Film verträgt Unterbelichten wegen der nicht-linearen Schwärzungskurve eher gar nicht (aber Überbelichten auch nicht). Der Trick "viele kurz belichtete Bilder addieren" geht nicht. Du musst, um irgendwas draufzukriegen, schon so lange belichgten, bis der Hintergrund zu sehen ist. Und das heisst in NAM: Sehr lange. Also musst Du guiden, auch schon mit kurzen Brennweiten. Mein ganz dringender Rat: Wenn Du nicht guiden und addieren willst, machs digital. Wenn Du unbedingt Film nehmen willst: Guiden und vor Ort entwickeln.


    Wenn mich das oberste Gericht von Namibia zu 10 Jahren Film bei Wasser und Tetenal verurteilen würde, würde ich meine Experimente in hellen Milchstraßenregionen etwa bei den vorgeschlagegen 5 Minuten (f/2.8, 1600 ASA) beginnen und ev. doppelt so lange weitab der Milchstraße. Am Horizont musst Du kürzer belichten, es hat da Airglow. Ich würde aber den Strafantritt ohne Chemieset und Entwicklungstank unter Hinweis auf das Verbot ungewöhnlich grausamer Bestrafung in der namibischen Verfassung verweigern.



    Hartwig

  • Hallo Hartwig,
    vielen Dank für deine Ausführungen zur namibischen Verfassung und den drakonischen Strafen[8D]


    Von Digitalfotografie habe ich keine (praktische) Erfahrung- und zum Aneignen wären die verbleibenden 2 Monate auch zu kurz. Davon abgesehen, dass ich mir erst eine Digi-SLR kaufen müsste...
    Anders sieht es mit Analog aus. Auf dem Farbsektor hab ich nur mit C-41 Negativchemie Urlaubserfahrtung (nur siehts da ziemlich mau aus mit höchstempfindlichen Material). Am E-6 Diaprozess schreckt mich die Forderung nach der Temperaturkonstanz von +/- 0,3°C über mehr als 6 Minuten von der Urlaubsentwicklung ab (C-41 Chemie ist da toleranter bei kürzerer Zeit.).


    Das Stacken 100ter Einzelaufnahmen funktioniert nur bei Digitalbildern, stimmt. Einen hoffentlich gangbaren Weg sehe ich noch darin, zwei oder drei 5-Minuten-Bl. 2,8-Belichtungen zu einem Komposit zu verarbeiten. Bzw., die Dias einscannen und dann überlagern. Oder hab ich da jetzt n Denkfehler?


    Grüße,
    Stefan

  • Hi nochmal,


    sofern Du den Hintergrund einigermaßen erreichst, kannst Du mehrere Analogbilder addieren. M.E. sind die +- 0,3 Grad Konstanz nur dazu da, dass der Hersteller jedem Regressanspruch gelassen entgegen sehen kann. Realistisch waren wir bei 0.5-knapp 1 Grad +-, und die Ergebnisse waren sehr reproduzierbar. Nur der Erstentwickler soll genau eingehalten werden, und Du weisst vom Pushen, dass man die Zeit ohne desaströses Resultat auch verändern kann. Man muss natürlich z.B. den Tank vorher im Wasserbad vortemperieren. Wir haben in NAM immer etwas heißes Wasser gemacht und eine große Wanne mit 37 Grad Wasser so genau wir konnten per Colorthermometer (wictig) überwacht und ggf etwas heißes Wasser nachgekippt. Typischerweise haben wir pro Tag 3-4 Filme so entwickelt. Wir haben die Tetenal-Chemie benutzt. Ging sicher.


    Wenn Du mich fragst: Der Aufwand ist riesig im Verhältnis zum Resultat. Chemiesets usw. werden auch immer teurer. Ich kann voll verstehen, dass Du mit bewährter Technik nach Namibia fahren willst, etwas was sicher funzt. Ist vielleicht wirklich der beste Ansatz, laass Dich also von mir nicht verunsichern. Aber man könnte alternativ etwas Digialerfahrung vor Ort zu sammeln? Du dürftest viele viele klare Nächte haben und kannst viele Erfahrungen sammeln und Fehler korrigieren. Und garantiert etliche gute Bilder machen, da Dein Approach doch ganz realistisch klingt (180mm f/2.8 --> 4) auf GP, das sollte passen.


    Cheers
    Hartwig

  • Ich habe zwar keine Erfahrung mit chem. Fotografie, aber der einstieg in die digital Fotografie war nicht sonderlich schwer! Du kannst auch mit einer DSLR die Monti ungeguidet laufen lassen und ein paar Bilder machen. Wenn die Rohbilder gut sind, kann man dadran mit sicherheit gut die Bearbeitung üben, oder lass dir mal ein paar Rohrbilder zukommen falls du das schon im voraus tun willst!
    Die Investition in eine gebrauchte DSLR mit Modifizeierung lohnt sich garantiert (350Da für vielleicht 350€?)! Bei den Bildern kann man auch sofort evtl. Fehler sehen, was den Frustfaktor senken würde... Die Zeit in Namibia ist sehr kostbar!

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