Ab wann funktioniert indirektes Sehen?

  • Einbildung kann ja Wunder bewirken - aber manchmal bildet man sich nichts ein.


    Situation: Gestern abend mit meiner Frau spazieren gegangen. Die ersten beiden Sterne waren zu sehen. Daraufhin habe ich weitere gesucht und durch so ein wenig Übung bei Dunkelheit doch schon so gaaanz schwach den einen oder anderen gesehen.
    Jetzt bilde ich mir ein, durch indirektes Sehen wiederholt einen Stern wahrnehmen zu können, der beim direkten Blick nicht zu sehen war.


    Kann das sein? Oder bin ich in der Kategorie "Farbe im Orion mit 60mm-Refraktor"?


    Gruß,
    Jens

  • Hi Jens,


    selbstverständlich kann und wird das so gewesen sein, das macht das indirekte Sehen ja aus, auch bei der Grenzgrössenbestimmung machen wir das ja mit blossem Auge an Sternen fest die wir nur noch indirekt sehen können.


    Viele Grüsse Benny

  • Hallo Jens,


    ja sicher kann das sein.
    Wir machen uns ab und zu einen Spass an der Sternwarte, wer z.B. Saturn am (fast) Taghimmel als erster findet.
    Das ergibt sich so, wenn man das Teleskop schon eingestellt hat. Ohne Indirektes Sehen kaum eine Chance.
    Meine Frau beherrscht das z.B. noch nicht so und wundert sich dann immer, wie wir Saturn schon sehen konnten.

    Ei,ei,ei.... was hatte ich denn in meiner alten Signatur stehen?


    sternengedönsige clear sky Grüsse,

    Robert aus dem Allgäu

  • hi jens,


    ab wann seht ihr saturn ?
    ich hab das schon öfter gelesen, glauben kann ich das aber nicht. da muss es doch schon dämemrn.


    bis dann,
    christian

  • Hallo Jens,


    ich kann dich beruhigen mit deinen Augen ist alles in Ordnung.
    Um es kurz zu fassen, die Nervenzellen auf deiner Netzhaut werden in zwei gruppen den Zapfen und den Stäbchen unterteilt.
    Die Zapfen werden in 3 Typen unterteilt die für rotes, grünes oder blaues Spektrum empfindlich sind.
    Leider sind die Zapfen nicht gerade sehr lichtempfindlich, so das ein gewisser Lichtstrom auf sie treffen muss um diese zu reizen.
    Zu aller "übel" befinden sich nur Zapfen an der Stelle des schärfsten Sehen, also wenn Du etwas anschaust (fixierst).
    Zur Peripherie nimmt die Anzahl ab und der Anteil der Stäbchen zu.
    Diese sind sehr lichtempfindlich, können aber nur zwischen "hell" und "dunkel" unterscheiden
    - Daher: Nachts sind alle Katzen grau.
    Deshalb nimmst Du nur schwach leuchtende Objekte im peripheren Gesichtsfeld wahr und wenn Du diese dann fixierst verschwinden sie, weil keine Reizung der Zapfen stattfindet.
    Da nicht alle Zellen direkt mit Nervenfasern verbunden sind, sondern sich diese noch mit anderen teilen müssen, geht auch die Sehschärfe bei Dunkelheit in den Keller.
    Was bei der Wahrnehmung von Objekten noch wichtig ist, ist die Anzahl der Stäbchen und Zapfen, das Adaptationsvermögen, die spektrale Hellempfindlichkeit, der optische Bau aus Hornhaut und Linse, die Klarheit des Auges (Streuung).
    Und das ist bei jedem Menschen anders. [:)]


    Grüsse
    Steffen

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: kszysiu</i>
    <br />hi jens,


    ab wann seht ihr saturn ?
    ich hab das schon öfter gelesen, glauben kann ich das aber nicht. da muss es doch schon dämemrn.


    bis dann,
    christian
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hi Christian,


    das kommt natürlich drauf an. Etwas dämmern muss es schon. Ich kann mich erinnern, dass ich Saturn z.B. um Ostern rum, gegen acht gesehen habe.


    Das kommt ziemlich genau mit dem Sonnenuntergang hin, die bürgerliche Dämmerung war eine halbe Stunde später. Daher schrub ich fast und was natürlich sehr hilfreich dabei ist, ist die ungefähre Position zu kennen.
    Den ganzen Himmel mit indirektem Sehen absuchen stell ich mir dann doch auch recht anstrengend vor.

    Ei,ei,ei.... was hatte ich denn in meiner alten Signatur stehen?


    sternengedönsige clear sky Grüsse,

    Robert aus dem Allgäu

  • AAAH!


    Danke euch!


    Der Mechanismus war mir schon klar - nur ging es mir um den "Schwellwert" der Hellogkeit, der demnach höher ist, als ich annahm. Kräftige Dämmerung reicht also, es muß nicht dunkel sein.


    Gruß,
    Jens

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: JensStark</i>
    <br />AAAH!


    Danke euch!


    Der Mechanismus war mir schon klar - nur ging es mir um den "Schwellwert" der Hellogkeit, der demnach höher ist, als ich annahm. Kräftige Dämmerung reicht also, es muß nicht dunkel sein.


    Gruß,
    Jens


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich würde noch weiter gehen und "kräftige" durch "beginnende" Dämmerung ersetzen.
    Bei guten Verhältnissen, entsprechendem Training / Erfahrung und dem Wissen wo man schauen sollte, denke ich, dass es möglich ist entsprechend helle Objekte in der frühen Dämmerung zu sehen.

    Ei,ei,ei.... was hatte ich denn in meiner alten Signatur stehen?


    sternengedönsige clear sky Grüsse,

    Robert aus dem Allgäu

  • Jupiter am Taghimmel:


    den kann man sogar direkt sehen!
    Zumindest dann, wenn ich ihn am Taghimmel mit dem Teleskop eingestellt habe und genau weiß, wo er steht. Dann peile ich über das Teleskop und kann ihn auch mitten am Tag bereits sehen. Venus ebenso.
    Nur sind die sooo klein, daß man sie, nicht wissend wo, mit bloßem Auge am großen Himmel kaum finden kann.


    Da der Sehnerv genau in der optischen Achse unserer Sehweise liegt und damit Licht abschattet, ist das indirekte Sehen oftmals unabdingbar, um schwache Galaxien (durchs Teleskop) überhaupt sehen zu können.


    Dieses Sehen muß man aber erst lernen, da der Blick natürlicherweise zuerst immer DIREKT auf das Objekt sich ausrichtet, da muß man sich regelrecht zwingen, "daneben" zu schauen.


    CS
    Winfried

  • Hallo Winfried,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Da der Sehnerv genau in der optischen Achse unserer Sehweise liegt und damit Licht abschattet...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das stimmt selbstverständlich nicht. Sonst würden wir immer indirekt sehen müssen. Genau auf der optischen Achse liegt die Stelle mit maximaler Auflösung (Makula). Dort befinden sich aber ausschließlich die weniger empfindliche Farb-Rezeptoren (die Zapfen). Das hat die Natur, in Zusammenarbeit mit Herrn Darwin so optimiert.


    Etwas seitlich davon, rum herum, werden auch Stäbchen dazwischen eingebaut. Die sind, wie schon erklärt, viel empfindlicher, können aber keine Farbe. Wenn Du die benutzen willst, musst du halt „zu Seite“ schauen. Nicht viel, 5 bis 10 Grad, weil danach die Sehkraft sehr schnell abnimmt.


    Die Stelle wo die Sehnerven das sehen stören heißt „blinder Fleck“, ca. 15° außeraxial in Richtung Nase.


    Viele Grüße
    Horia

  • Nachdem der Horia Winfried´s "biologischen Augenfehler" erfolgreich "operieren" konnte, noch mein Senf dazu:


    Die hohe Kunst des indirekten Sehens liegt darin, an einem Objekt vorbeizuschauen - aber sich dennoch auf dieses zu konzentrieren (--&gt; blödes Wort: "in die Mitte rücken", aber genau das wollen wir ja nicht), besser: die volle Aufmerksamkeit darauf lenken.
    Das "Dranvorbeischauen" ist einfach, der Rest ist Übung und die "Hohe Schule"....


    CS, Rainer

  • Servus,


    Indirektes sehen muss man üben oder besser lernen. Wenn man den Bogen einmal raushat, geht es ohne viel nachzudenken.
    Ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster hinauslehen, bei mir geht das indirekte sehen schon "automatisch" - ich muss mich auf das vorbeischauen nicht mehr besonders konzentrieren, das klappt so selbstverständlich wie das direkte sehen.


    Es macht in der visuellen Beobachtung einges aus. Einige Objektdetails und schwache Objekte sieht man erst richtig im indirekten sehen.


    Gruß
    Gerd

  • Hallo,


    gerade gestern Abend habe ich es auch ausprobiert:


    Der Saturn war recht gut zu sehen, nur die Monde sind manchmal ein Problem (kommt natürlich auch auf die Vergr. an).


    Bei 150fach habe ich am Saturn nach rechts unten geschaut, und links oben sah ich dann was aufblitzen, also seitenverkehrt.


    Ist denke ich eine Übungssache, die aber viel Spass bringt!!


    Viele Grüße und CS
    Norbert

  • Hallo Copernicus,


    Bei Dunkelheit war mir das ja klar, mich verwunderte nur, daß es bereits bei Dämmerung funktioniere... (Aber es ist eine gute Übung, denn hier im Norden ist ja bald "Sommerpause".)


    Gruß,
    Jens

  • Hallo,
    Wenn ich auch noch meinen Senf dazugen darf: da war mal auf einem amerikanischen Forum ein interessanter Thread über die Zäpfchen und Stäbchen. Im Prinzip schlafen die einen tagsüber und wachen erst in der Dämmerung auf, wenn die anderen schlafen gehen. Was dabei interessant ist, ist dass sich die Wellenlänge auf der das Auge am empfindlichsten ist, bei Nachtsehen (mit den Stäbchen) nach links, d.h. in Richtung auf das blaue Spektrum verlagert, siehe: http://www.atmsite.org/contrib/Holm/vissens/vissens.html


    Und jetzt noch was ganz interessantes: Eines der farbig sehenden Zäpfchen tanzt, in mehrfacher Hinsicht aus der Reihe: sowohl, was das "Schlafengehen" , als auch was die Sensitivität angeht. Das blaue Zäpfchen ist anscheinend ultrasensitiv und auch nachts noch aktiv: siehe (runterscrollen bis zu dem dritten, schwarzen Diagramm mit den griechscehn Buchstaben beta, gamma und rho) : http://photo.net/learn/optics/edscott/vis00010


    Seit dieser Zeit frage ich mich, warum die meisten Okulare im blauen bis violetten Bereich so schlechte Durchlasskurven haben, siehe z.B. hier: http://www.amateurastronomie.com/Astronomie/tips/tips3.htm
    Ich habe die Werte in eine Excel-Tabelle eingegeben und dann ein Diagramm daraus gemacht; es ist schon erstaunlich, wie die Transmissionskurven der Okulare alle bei 450 nm, viele schon bei 500 nm steil abfallen.


    Warum ist das so ? Ist blaudurchlässiges Glass so teuer oder liegt das daran, dass die Transmission bei Okularen ein Kompromiss zwischen visuellen und photographischen (= eher roten) Ansprüchen ist ?


    Warum ich die Frage stelle: vgl: http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap960713.html


    You know what I mean !? Sind Spiralarme nicht eher blau ?


    Rudi

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