Hallo Leute!
Ich traue mich mittlerweile garnicht mehr meine Berichte zu posten. Einige werden mich nach dem BB wohl für bekloppt erklären... Ich versuchs trotzdem:
Datum: 03.April 2009
Zeit: 02:30 bis 06:00 Uhr
Ort: Benzweiler, Hunsrück
Wetter: Klar, Zunächst hell wg. Mond, später sackdunkel
Seeing: 3
Grenzgröße: 7mag in UMa
Geräte: 10" Dobson
Heute ist wohl das allerletzte mal Beobachten in dieser Mondphase möglich. Deshalb entschloss ich mich, um halb 3 nochmal rauszugehen.
Der Halbmond stand schon tief im Nordwesten, sodass ich den Süd-Östlichen Himmel ohne Probleme nutzen konnte.
Zunächst, um die Augen ein wenig an die "Dunkelheit" zu gewöhnen, fuhr ich ein paar Standartobjekte an. Als erstes war es mal wieder M13. Er war schön anzusehen, dennoch litt er immenz am immernoch dominierenden Mond. Weiter ging es zu M57, dem Ringnebel. Hier die Vergrößerung auf 250x hochgeschraubt. Es zeigte sich der wunderschöne Rauchring mit der charakteristischen Zitronenform [:)] Bei solch hohen Vergrößerungen stört der Mond nicht mehr so...
Weiter ging es zu M64. Das schwarze Auge war indirekt angedeutet. Noch nicht beeindruckend... Aber etwas tat sich am Himmel. Von Süd-Osten her wurde es richtig dunkel, fast pechschwarz. Es gleicht fast einem "Sonnenuntergang". Dieser schwarze "Schatten" erhob sich immer weiter in den Zenit, bis er schließlich auch den Nord-West Horizont berührte. Der Mond hat sich verzogen...
Der Himmel zeigte sich so beeindruckend wie ich ihn bisher nur seltend gesehen hatte.
Einzelbild: 30sec, ISO 1600, Blende 3.5
Ungläubich starrte ich meine Grenzgrößenkarte an, als im Zenit zwichen bei den 2 letzten Deichselsternen ein 7mag Stern neben einem 6.8mag stern indirekt immer wieder aufblinkte.
Die Kontrolle später an CdC bestätigte es. 7mag.
Allerdings muss dazu gesagt werden, dass ich wohl sehr große Pupillen habe. Nach eigenen Messungen sind sie 8mm groß [;)]
Ich entschloss mich kurzerhand meine ursprünglich geplanten Objekte zu ändern.
Als erstes war <b>NGC 2685</b>, auch bekannt als Helix oder <b>Polarring Galaxie</b>, dran. Mit 11.2mag ist sie relaiv leicht zu erkennen. Sie liegt im vorderen Bereich des Großen Bären. Schnell war die Position mit dem Telrad eingestellt. Es zeigte sich auch sofort in der Übersichtsvergrößerung eine längliche Galxie, etwa 1:4 elongiert. Auf Details hatte ich garnicht geachtet. Die Vergrößerung hatte ich auch nicht höher gelegt, denn ich hatte noch 2 weitere Objekte im Hinterkopf, die schon lange auf meiner Liste stehen.
Als nächstes schwenke ich Richtung Schlange. Direkt beim Kopf liegt <b>Hickson 79</b>, auch bekannt als <b>Seyferts Sextett</b>.
Die ausgedruckten Aufsuchkarten helfen ungemein, diese Ansammlung von eigentlich nur 4 Galaxien zu finden. Die grobe Rinchtung wird wieder mit dem Telrad eingestellt. Die in der Karte eingezeichneten Sterne kann man gut im 8x50 Sucher erkennen. Ich bin so froh, dass ich den immernoch am Scope habe. Trotzdem sehe ich erstmal nichts. So sehr ich auch suche...nichts.
Aber zum Glück habe ich mir auch ein visuelles Bild mit ausgeduckt. Nach etwa 15 min habe ich die passende Sternenkonstellation gefunden. Von dortan hangele ich mich zum Sextett. Die Vergrößerung auf 113x erhöht und...tatsächlich... Zwichen einem Sternenmuster sieht man eine sehr schwache Aufhellung! Diese ist ca. 80% zu halten. Manchmal blitzten aus dem "L" förmigen Gebilde 3 Einzelgalaxien heraus.
Das war bisher meine schwierigste Beobachtung. Stephans Quintett empfand ich als einfacher.
Später stellte sich heraus, dass ich die Komponenten A(14.98mag), B(15.31mag), und E(14.7mag) gesehen hatte. Absoluter Grenzgrößenrekord für mich [:)]
Vom Erfolg beflügelt ging es weiter zum letzten Objekt meiner Liste. Die sog. <b>Mäusegalaxien</b>. Sie stehen im Sternbild Coma Berenices und sind mit ihren 14.1mag auch nicht gerade Leuchttürme.
Auch hier das gleiche Spiel. Ungefähre Position mit Telrad, dann genauer mit dem 8x50, und endgültig mit dem 31er Nagler. Sternenposition gemerkt, 11er Nagler rein und.. Jawoll, wesentlich "einfacher" als das Sextett! Die 2 Komponenten waren eindeutig voneinander getrennt.
Ich versuchte dort noch bis 250x zu gehen, aber ohne Erfolg. Die Galaxien waren nicht mehr sichtbar. Natürlich habe ich die Gezeitenschweife nicht erkennen können. Es waren mehr oder weniger 2 übereinander liegende, etwas längliche Plops.
Nun war es 5 Uhr. Aber bei so einem Himmel wollte ich noch nicht einpacken. Also schwenkte ich nochmal auf UMa.
Hier versuchte ich mich an <b>M101</b>, die bisher immer nur eine graue Scheibe war...
Schon in der Übersichtsvergrößerung sah man feine Vermottelungen und Ansätze von Strukturen. Also schnell die Vergrößerung erhöht und.... WOAH! 3 Spiralarme waren deutlich zu sehen!
So hatte ich die Galaxie bisher nur 1 mal gesehen- und das in einem 25 Zöller mit Ethos am ITV... Wie BEEINDRUCKEND M101 sein kann.. DAS hätte ich nicht erwartet... Toll...
Die Dämmerung ist bereits angebrochen... Der Osthorizont wird langsam aber sicher erhellt... Die Milchstraße verliert allmählich an Glanz.
Schnell nochmal in den Schützen. Die erste Lagune für dieses Jahr. Unheimlich viele Strukturen mit einem dominant hellen Knoten. Leider war der UHC zugetaut, sodass ich nur ohne ihn beobachtet habe. Schnell weiter zu M20, dem Trifidnebel. Die Dreiteilung war bei 113x kein Problem. Auch der schwächere, auf Fotos blaue Nebel war gut zu erkennen.
Weiter nördlich wartet M16 auf mich. Der Adlernebel beinhaltet einen dominant hellen Sternhaufen. Der Nebel war zwar zu sehen, aber die charakteristischen Säulen konnte ich nicht erkennen... Dafür brauchts dann wohl einen Filter und einen MItternachtshimmel [;)]... Die Dämmerung überholte mich langsam... Deshalb schnell noch zur Schildwolke geschwenkt... Dort liegt der Offene Sternhaufen M11. Der ist mein absoluter Liebling. Sehr viele Sterne in einem sowieso sehr sternenreichen Gebiet... [:)]
Die Vögel fangen an zu singen. Zeit zum Abbauen...
Einzelbild: 30sec, ISO 1600, Blende 3.5
Eine höchst beeindruckende Beobachtungsnacht, an die ich mich wohl noch lange erinnern werden, geht zu Ende...
Ich bleibe noch sitzen, bis sich Jupiter über den Horizont kämpft. Der Himmel färbt sich blau... Auch die hellsten Sterne werden langsam ausgeknipst... Wega und Arktur thronen noch am Himmel...
Zufrieden sink ich ins Bett [:)] Geil... [:)]
Ich hoffe, ich hab euch nicht zu sehr schockiert Es war unglaublich...
Astronomie [:)]
Viele Grüße
Nils