Hallo Freunde,
vor 4 Tagen erhielt ich meinen 6" F/6 Newton auf einer GP2, und heute Abend lichteten sich auch schon die Wolken, so dass ich unverhofft zu meinem First Light kam!
Dazu muss ich sagen, ich bin ziemlicher Anfänger, meine einzigen Erfahrungen sind von etwa 3 Stunden Dobson schubsen im letzten Jahr.
Na gut, wo fange ich an... nachdem ich um 21:30 sah, dass draußen doch tatsächlich ein sternenklarer Himmel war, baute ich die Montierung plus Newton in meinem Garten auf. Leider ist mein Haus ein wenig eingeengt, deshalb habe ich nur Blick entweder nach Westen oder Süd-Osten. Ich hatte mich für den Westen entschieden. Also, Teleskop auf den freien Himmel gerichtet, und dann... Ratlosigkeit. Was sehe ich denn da überhaupt, das einzige was ich normalerweise einwandfrei identifizieren kann ist der große Wagen!
Also, wieder rein, MacBook gestartet, Stellarium hochgefahren, und wieder raus. Umgeschaut, Richtung Westen, aha, ein heller Stern, mit Stellarium verglichen, das müsste Aldebaran sein... also rauf da. Bei der Gelegenheit habe ich den Leuchtpunktsucher justiert. Nach 5 Minuten stimmte die Bildmitte im 2" 26mm Erfle mit dem Sucherpunkt genau überein. Sehr schön. OK, was nun... mit einer parallaktischen Montierung habe ich auch keine Erfahrungen. Da habe ich einfach mal ein wenig an den Achsen rumgedreht und geschaut was passiert. Nach 10 Minuten hatte ich langsam ein Gefühl dafür in welche Richtung ich drehen muss damit ich mich dahin bewege wo ich nach Stellarium hin will.
Laut Stellarium ist 'über' Aldebaran ein offener Sternenhaufen, NGC 1647. Das war mein erstes richtiges Ziel. Und, oh Wunder, nach wenigen Sekungen hatte ich das Teil im Blick. Prima, klappt ja gut. Weiter östlich gibt es noch 2 Sternenhaufen, NGC 1807 und 1817. Auch diese beiden hatte ich schnell entdeckt, verweilte aber noch länger dort um mich weiter an die Orientierung zu gewöhnen. Spiegelverkehrt ist gar nicht so leicht. Danach rüber zum nächsten Sternenhaufen, NGC 1746.
So langsam näherte sich dieser Haufen dann den Baumwipfeln, ein neues Ziel musste also her. Wieder weiter oben fand ich in Stellarium dann das erste Messierobjekt das ich versuchen wollte, M1, der Crab Nebula. Dummerweise habe ich dann eine Viertelstunde lang den nahen Stern Tau 'irgendwas' mit Alhena verwechselt. Anfängerfehler nehme ich an. Aber dann habe ich doch die Orientierung wieder gewonnen, und tatsächlich M1 finden können, obwohl ich ihn nur gerade eben so erahnen konnte. Das indirekte Sehen klappte besser, aber durch das ständige auf das Notebook Schauen waren meine Augen wohl nicht so doll adaptiert. Oder ist es normal dass man M1 mit 6" nur als dunklen Wattebausch sieht?... Dann kam ich auf die Idee, es mal mit 7mm zu versuchen. Das war der totale Reinfall, da habe ich überhaupt nichts mehr finden können.
Plötzlich fiel mir auf, dass mir schweinekalt war. Bei all der Aufregung und Faszination ist mir das gar nicht aufgefallen. Wie haltet ihr nur die ganze Nacht im Winter aus? Eskimo-Kleidung? Ich brauche dringend wärmere Schuhe und eine lange Thermo-Unterhose fürchte ich. Und dünne Handschuhe die trotzdem warm halten.
Nenbei habe ich noch mindestens 4 Satelliten und 2 Sternschnuppen gesehen. Ist das eine normale Anzahl in gut 2 1/2 Stunden? Beim ersten Satelliten hatte ich mich fast ein wenig erschrocken!
Alles in allem war es ein aufregendes unverhofftes First Light. Ich bin immer noch ganz kribbelig!
Das nächste Mal ziehe ich mich wärmer an und hole mein Zeichen-Zeugs raus, dann werde ich versuchen die Objekte, die ich sehe, auf Papier zu bringen. Auch damit habe ich Null Erfahrung, aber es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Viele Grüße,
Markus