Liebe Interferometrieexperten,
Wer hat schon FringeXP für Interferometrie von Paraboloiden aus dem Krümmungsmittelpunkt, d.h. <b>nicht</b> in Autokollimation durchgeführt? Prinzipiell sollte das Programm ja den Aufbau rechnerisch zum Nulltest machen können. Auf dem Nachbarforum gab es vor einiger Zeit einen längeren Beitrag über das Programm, die meisten Beispiele waren jedoch in Autokollimation entstanden.
Der Zusammenhang: Ich habe einen 14" f/5 Spiegel mehr oder weniger fertig gestellt. Foucault-Tests ergeben recht reproduzierbar immer wieder dieses Bild
Die Mitte ist schwierig zu messen, von daher weiss ich nicht wie hoch der zentrale Berg letztendlich wirklich ist. Trotzdem, damit wäre ich ja hochzufrieden [:D]. Sterntest war nicht sehr aussagekräftig, Seeing war gut, aber nicht sehr gut. Ich konnte kaum Details in den defokussierten Bildern sehen. Test der Korrektur war unauffällig, der Fangspiegelschatten mit zusätzlicher 33% Zentralobstruktionsblende kam intra- und extrafokal etwa gleichschnell. Ich liege mit den Foucault-Messungen jedenfalls nicht total daneben.
Vor zwei Tagen habe ich nun zusammen mit Lutz Bath hier aus der Freiburger Gegend Interferogramme des Spiegels aufgenommen.
Die Interferogramme entstanden aus dem Krümmungsmittelpunkt mit einem Eigenbau Common Path Bath-Interferometer mit roter Laserdiode (etwa 630 nm Wellenlänge). Die Spiegeldaten sind 3600 mm Krümmungsradius und 353 mm Durchmesser und er soll natürlich paraboloid sein. Beide Messungen entstanden mit leicht veränderter Justierung des Interferometers, aber ohne Veränderung am Spiegel.
Auswertung mit FringeXP ergab nun für beide Interferogramme recht unterschiedliche Ergebnisse
Da in dem verwendeten Interferometertyp nicht genau auf der Achse gemessen wird, habe ich Koma und Astigmatismus mal abgeschaltet, Piston, Defocus, und Tilt sowieso.
Woher können diese doch sehr unterschiedlichen Ergebnisse kommen? Machen wir da irgendetwas falsch?
Was mir weiterhin aufgefallen ist, ist die Sensitivität der Ergebnisse auf die Eingabewerte für die Parameter. Null-Tests sind ja prinzipiell stabile Tests. Die nachträgliche Nullung des Tests durch das Programm hingegen ist ziemlich instabil. Änderungen der Werte für den Krümmungsradius oder den Spiegeldurchmesser um wenige mm oder der Mess-Wellenlänge um wenige nm haben recht große Auswirkungen auf die Berechnung der Spiegeloberfläche.
Für mich stellen sich da nun mehrere Fragen:
1. Warum differieren die Ergebnisse der zwei verschiedenen Fringe-Bildern so erheblich?
2. Warum differieren die interferometrischen Ergebnisse von den Foucault-Messungen (hängt sicher nicht unwesentlich mit (1.) zusammen)?
3. Ist die Instabilität der Ergebnisse generell ein Problem bei der Messmethode (ohne Autokollimation oder Kompensation) oder habe nur ich dieses Problem? Wie sind Eure Erfahrungen damit?
4. Mache ich hier prinzipiell etwas falsch?
5. Sollte ich den Spiegel einfach einpacken und zu Befort schicken[;)]? Nein, das ist natürlich nicht ernst gemeint. Ich will den Spiegel schon noch mal mit einer vom Foucaulttest unabhängigen Methode testen, am Besten natürlich am Stern (Ende März ist Messiermarathon und bis dahin muss das Ding wieder da sein). Aber ganz unabhängig davon, ob der Spiegel jetzt OK ist oder nicht: Mich interessiert das mit der Interferometrie natürlich ziemlich und es ist nicht wirklich schwer oder teuer, so ein Teil selbst zu bauen (jedenfalls der Typ nach Lutz Bath). Wenn die Analyse von größeren Spiegeln aus dem Krümmungsmittelpunkt (ohne die Notwendigkeit eines zusätzlichen Planspiegel oder einer Kompensationslinse) mit Hilfe von FringeXP zuverlässig geht, wäre das eine sehr interessante Sache.
Viele Fragen! Wer hat das alles schon mal ausprobiert?
Grüße
Reiner