16" Parabel

  • Hallo Spiegelschleifer,
    mittlerweile hatte ich die Sphäre meines 16" Spiegels recht "parabelnah" hinbekommen. Ein Klick auf "Find Best Fit Conic Constant" in FigureXP bestätigte mir einen PV von nur noch 1/15 Wavefront Error bei Desired Deformation von 0,208. Dies nahm ich zum Anlass Richtung Parabel weiter zu polieren. Bis zu einem gewissen Punkt näherte ich mich recht gut an, doch plötzlich entstand eine Zone bei 60%:

    Nun wollte ich dieser mit einem Ringtool zu Leibe rücken. Ich bastelte aus Folie einen Ring (Außen 30cm, Innen 18cm und schnitt 3cm Dreiecke in die Ränder) und presste diesen in die 40cm Pechhaut. Nun polierte ich 10min MoT 1/3 bis 1/2 CoC und 5 min Chaos. Leider kam dabei genau das Gegenteil des erhofften Ergebnisses heraus:

    Messfehler kann ich ausschließen, da ich zwei mal im Abstand von mehreren Stunden gemessen habe und auf die selben Ergebnisse kam.
    Die F4,2 Parabel ist wirklich nicht ganz einfach für mich, aber irgendwie streube ich mich noch ein wenig davor, wieder zur Sphäre zurück zu gehen, das wäre dann das dritte mal. [B)]
    Was meint Ihr, ich habe ein 15cm, ein 27cm und ein 40cm Tool, ob man da noch was machen kann? Vielleicht unterliege ich mal wieder einem Verständnis Problem? Würde mich nicht wundern, wenn ich nach 4 Monaten Polieren nun so eine Art Tunnelblick bekommen habe...
    [;)]


    Viele Grüße, Henri

  • Hallo Henri,
    da hast du wirklich gerade das Falsche gemacht. Mit dem Ringtool hast Du die tiefe Zone weiter vertieft.


    Der Spiegel ist noch nicht missraten. Schnapp dir das 15cm-Werkzeug und mach mal 10 Minuten lang gerade Striche . Die Striche nicht genau über die Mitte führen, alle 70mm Exzentrisch zur Mitte mit etwas Seitenvariation, immer auf der gleichen Seite exzentrisch. Die Striche über den ganzen Spiegel und ca. 1/3 Werkzeugdurchmesser über die Spiegelkante hinaus machen.


    Damit wird der Hügel bei Z3 abgetragen. Du brauchst relativ viel Abtrag, so um die 300nm, damit der Rand wieder integriert wird, also nicht verzagen, wenns nach den ersten 10Min in die richtige Richtung geht, einfach weitermachen.


    Grüsse Max

  • Hallo Max,
    vielen Dank für die Antwort, ich habe mich gleich mal an die Arbeit gemacht. Das 15cm Tool ist am Rand ein wenig sternförmig angeknappert, aber ich denke, das kann nur gut sein. Habe 10 Runden(etwa 15min) gemacht und dabei immer wieder gedacht, wie schön es doch wäre, jetzt einen Motor am Drehteller zu haben. :)
    Jetzt muß der Spiegel austemperieren und morgen früh kann ich dann gleich messen, bin gespannt!


    Viele Grüße, Henri

  • Hallo,
    nun habe ich insgesamt 2 Stunden ToT mit dem 15cm Sterntool exzentrisch bei etwa 50-70cm Spiegelradius lange Striche mit 1/3 Toolüberhang(oben und unten) gemacht, dabei den Spiegel langsam bei jedem Strich 3cm nach links weitergedreht:

    Dabei kam die Mitte zwar höher, aber der Berg wurde ins gesamt etwas schmaler, macht das Sinn? Auch scheint die Kante etwas ab zu fallen.


    Grüße, Henri

  • Hallo,
    Schieb mal den weissen Schieber so dass der äußere Teil der Kurve möglichst flach wird. Der zentrale Berg wird etwas größer. Und du siehst vielleicht eine abfallende Kante. Den Zentralberg mußt du wegpolieren. Du kannst das mit einem kleinen Tool tun, aber der Spiegel wird dabei ziemlich unruhig. Ich würde vielleicht abwechselnd mit einem größeren Tool ausgleichen.
    Grüße marty

  • Hallo Henri,
    Marty hat schon das wichtigste gesagt. Die von mir verordneten zentrischen Striche haben genau die Wirkung, die Mitte auszuhöhlen, also einen Zentralberg abzutragen. Wegen der Exzentrizität des zentralen Strichs wurde nun der Berg schmaler.


    Ich habe gehofft, dass die Überkorrektur deines Randes mit diesen Strichen auch etwas zurückgenommen wird, deshalb der 1/3 Überhang. Der Rand ist aber nicht besser geworden. Es ist jetzt wahrscheinlich besser die Mitte mit dem kleinen Werkzeug und mit W-Strichen abzutragen. Heikel hierbei ist der Rand! Wenn die W-Striche nur bis Zone 7 gemacht werden (Rand des Sterntools geht nie über den Radius von Zone 7 hinaus), dann wird die Mitte schnellstmöglich abgetragen, aber der Rand wird weiter hängen. Evtl bildet sich dann auch noch eine Ringzone ausserhalb von Zone 7. Damit wirst Du dann in eine schwierige Situation hinein kommen (ist mir schon öfters passiert[xx(]). Ich würde das mal so probieren, und dann immer wieder mit W-Strichen des grössten vorhandenen Tools glätten. Wenn der Rand durch das Glätten wieder in die Form hineinkommt, kommts gut, ansonsten gehts wohl oder übel zurück zur Sphäre[:(].


    Grüsse


    Max

  • Hallo


    ich würde erst mal mit dem Volltool MOT polieren,
    wenn man die Kante des Tools in etwa über die Wulst vor dem Rand gehen lässt sollte es diesen Wall runterarbeiten.
    Wenn sich der Rand dann glatt einstellen lässt nochmal über die weitere Bearbeitung der Mitte nachdenken, bis dahin vor allem aufpassen das es in der Mitte kein Loch gibt.


    Gruß Frank

  • Hallo Leute,
    ich konnte natürlich wiedermal nicht abwarten und habe eine Stunde ToT mit dem 15cm Tool angehängt. Diesmal habe ich einen lokalen Kantendruck in die Mitte des Spiegels mit einfließen lassen. Dummerweise hat sich(Frank ahnte es) ein kleines Loch in der Mitte gebildet, was man auch im Foucault auch gut sehen kann.

    Insgesamt ist der Spiegel besser geworden, jedoch wird das Problem der Kante deutlicher und ein großes Tool ist mal wieder angesagt.
    Nur eines wundert mich, bei allen Versuchen ist es mir nicht gelungen, das 100nm-tiefe Tal bei 130mm Radius zu verändern.


    Grüße, Henri

  • Hallo


    wie Marty schon angedeutet hat, den ROC so hindrehen das der Rand möglichst gut ist, dann ist der berg in der Berg in der Mitte wahrscheilich 5x höher als die kleine Mulde am Gipfel


    Gruß Frank

  • Hallo Frank, ich muß den RoC-Regler nach rechts schieben, damit die letzten 20% am Rand so einigermaßen gut werden. Dann geht die Mitte aber runter.
    Ich setzte jetzt mal mein 27cm Tool an, da ist die Pechhaut noch sehr gut. Wills mal ToT mit Chaos und W versuchen und nicht so weit über den Rand hinaus.


    Grüße, Henri

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Henri</i>
    <br />Hallo Frank, ich muß den RoC-Regler nach rechts schieben, damit die letzten 20% am Rand so einigermaßen gut werden. Dann geht die Mitte aber runter.
    Ich setzte jetzt mal mein 27cm Tool an, da ist die Pechhaut noch sehr gut. Wills mal ToT mit Chaos und W versuchen und nicht so weit über den Rand hinaus.
    Grüße, Henri
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo,
    Nein du musst den Regler nach links schieben, damit der Rand gegen Null geht! Dann hast du in der Mitte einen Berg mit einer Delle drin.
    Der Randwulst ist etwa 60 Nanometer hoch das ist etwas viel. Den könnte man extra abtragen. Würde ich zuerst machen. Methode nach Stathis: "Scharfer Daumen" siehe "stathis-firstlight.de" Danach den Zentralberg angehen.
    Ich häng noch eine Graphik an, damit man es besser erkennen kann. Alles was grün schraffiert ist muß weg.


    Grüße marty

  • Hallo,


    Eure Tips haben mich schon entscheident weitergebracht und nun möchte ich doch mal kurz den Fortschritt meiner Bemühungen dokumentieren. Nach einigen Stunden Polierarbeit kam ich nun mit dem kleinen 15cm Sterntool gut zurecht und konnte die Oberflächenbearbeitung recht gut steuern. Nun habe ich heute früh meinen Foucault-Tester neu justiert und eine Messreihe in 0°, 120° und 240° gestartet. Dabei ist folgendes herausgekommen:

    Ich war natürlich sofort über den schlimm hängenden Rand erschrocken, denn bis gestern war dies noch nicht so. Normalerweise würde ich jetzt natürlich von einem Messfehler ausgehen. Die Tatsache, das die Kurve in allen drei Messreihen in etwa identisch ist, machte mich allerdings etwas unruig. Weitere Messreihen bestätigten leider das Randproblem. Auf einem den Foucaultbildern ist nichts zu erkennen:


    Also erinnerte ich mich, das ich vor einiger Zeit mal das Ronchi-Gitter aus Martys Buch abfotografiert hatte, gesucht, gefunden, Negativ an den Foucault-Tester drangebaut und siehe, meine ersten Ronchi-Bilder:
    Klicken, um Bilddetails zu aktualisieren
    Da ich noch keine Erfahrungen mit dem Ronchi-Test habe, frage ich mich nun, warum sieht der Rand so seltsam aus? Ist das mein Problem?
    Man hat allerdings den Eindruck, das der Streifen nach oben und unten schmaler wird. Als nächstes werde ich mal versuchen, ein Interferenz-Bild zu machen, allerdings habe ich da so meine Probleme, das Bild in die Kamera zu bekommen, es ist zu groß. Aber villeicht bekomme ich es noch hin.


    Viele Grüße, Henri

  • Hallo Henri,
    schön, hast Du das so gut in den Griff bekommen. Die äussersten 5mm des Randes hängen wirklich. Falls Du den Spiegel mit immerhin Strehl 97% so gebrauchen möchtest, musst Du einfach die äussersten 5mm abdecken.


    Um den äussersten Rand wieder in die Kurve zu bekommen, müsstest Du das gesamte Spiegelniveau absenken, ohne den Rand weiter zu verschlimmern. Das ist riskant und könnte bedeuten, dass Du nach einigen Poliersitzungen die Kurve ruiniert hast UND der Rand keinen Deut besser geworden ist.


    Ich würde abdecken. Falls Du aber Spass am Korrigieren der Parabel hast und dich Du gerne auch noch weitere 1-20 Stunden (...) für den absolut perfekten Spiegel investieren möchtest, solltest Du das auch tun.



    Grüsse Max

  • Hallo Max, ich habe gerade ein wenig über Ronchi-Test gelesen und möchte mir nächste Woche so ein Gitter zulegen. In der Zwischenzeit überlege ich mir, ob ich noch einen Versuch starte. Ehrlich gesagt möchte ich den Rand schon in den Griff bekommen, ich muß dazu sagen, das ich jetzt seit Februar daran rumpoliere und schon ne Menge Fehler geradegebogen habe(inklusieve zurück zum Feinschliff). Was sind da ein paar Stunden? ;)


    Grüße, Henri

  • Hallo Henri


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...ich habe gerade ein wenig über Ronchi-Test gelesen und möchte mir nächste Woche so ein Gitter zulegen...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    würde ich mir schenken, da Du mit dem Ronchi- Test an einer derart starken Parabel nix bis garnix aussagen kannst.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... In der Zwischenzeit überlege ich mir, ob ich noch einen Versuch starte. Ehrlich gesagt möchte ich den Rand schon in den Griff bekommen...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    .. wegen vielleicht ca.2% mehr nutzbarer Spiegelfläche soo viel Aufwand? Profis machen den Spiegel etwas größer im Durchmnesser und schleifen den Rand weg oder belegen die äußeren mm gar nicht. Ich würde an Deiner Stelle erst mal die Gesamtkonstuktion so weit fertigstellen, dass man damit den Startest an Polaris machen kann. Der Spiegel braucht dazu nicht belegt zu sein. Bei der Gelegenheit kannst Du durch sukzessives Abblenden genau ermitteln wie weit der abgefallene Rand tatsächlich wirksam wird.


    Weiterhin viel Erfolg
    wünscht Dir
    Kurt

  • Hallo Kurt, ich habe den Spiegel im Foucault-Test noch ein paar mal durchgemessen, und musste feststellen, das dieser Test bei fertiger Parabel F4,2 schon recht große Schwankungen in der Genauigkeit zeigt. Die Werte schwanken zwischen "Besser geht nicht" und p-v wavefront Error 1/5 und Strehl 0,93. Eine andere Art der Messung muß her. Ich werde nun nach reichlich Überlegung wohl doch zum Teleskopbau übergehen um letztendlich am echten Stern testen zu können. Den letzten Anstoß gab mir ein Sterntest an meinem 12" Spiegel. Dieser zeigt ebenfalls eine abgefallene Kante(intrafokal ausgefranster Rand). Nur ist das bisher noch niemandem aufgefallen, im Gegenteil, selbst bei höheren Vergrößerungen waren bisher immer alle begeistert. Also wird's so schlimm schon nicht werden.
    Stellt sich mir nur noch eine Frage. Wie kann man den Rand abblenden, ohne das es Reflexionen oder Beugungserscheinungen gibt. Ich habe den Rand mal an einer Stelle mit dem Füllstift 5mm abgeblendet. Die Stelle leuchtete im Foucault wie eine Halogenlampe!


    Grüße, Henri

  • Hallo Henri,


    Mit Ausnahme der äußeren 5 bis 10 mm ist der Spiegel so gut wie perfekt! Gratuliere!


    Der abgeblendete Rand muss leuchten. Nur eine leuchtende Kante ist eine gute Kante. Zum Abblenden würde ich ein Holzring machen den ich gut zentriert über den Spiegel, in ca. 0,5 mm Abstand, befestigen würde. Damit verschwinden auch die hässlichen Haltegriffe mit deren Beugungserscheinungen. Wenn Du 10 mm abblendest wird der Spiegel nur 15“ sein, dafür aber F/4,45 und Fehlerfrei. Würde ich machen.


    Viele Grüße
    Horia

  • Hallo Horia,


    so richtig befriedigend ist es ja nicht, wenn man einen 16" Speigel machen möchte und dann aus Versehen einen 15" draus macht. Aber Ihr habt schon alle recht, ich sollte hier nicht pingelig werden, zumal es ja auch Vorteile hat: Wenn ich demnächst mal einen 20" machen möchte, ist der Unterschied größer! [8D]
    Aber jetzt mal wieder im Ernst, habe gestern nochmal mit blauen Permanentmaker die 5mm übermalt und dabei folgendes FocaultBild gemacht:

    Was ich hier interessant finde, ist der Helligleitsunterschied zwischen der markierten und unmarkierten Stelle. Man hat den Eindruck, das der Rand an den unmarkierten Stellen weit nach innen einstrahlt. Nun habe ich mal den markierten Bereich vermessen und heraus kam das hier:

    Wie man sieht, habe ich auch diesmal bei 195mm angefangen, also ganz kanapp neben dem bemalten Rand. Das ist ein Effekt, den ich nicht einordnen kann. Deshalb traue ich meinen Messkünsten noch nicht ganz. Aber der Sterntest wird's zeigen, auch wenn das Seeing in meinen Breitengraden nur an 5 Tagen im Jahr gut ist...


    Grüße, Henri

  • Hallo Henri,
    jetzt leg erst mal deinen Spiegel und den Focaulttester gut weg und bau dein Teleskop. Dann machst Du einen Sterntest, und danach siehst Du weiter.<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Aber der Sterntest wird's zeigen, auch wenn das Seeing in meinen Breitengraden nur an 5 Tagen im Jahr gut ist... <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Günstig ist oft die Zeit der Abenddämmerung, oder dunstiges Wetter. Schlecht sind Quellwolken oder starke Windscherungen. Super-transparenter Himmel ist nicht nötig.
    Unter diesen Vorgaben hast Du sicher mehr als 5 Tage im Jahr, die sich gut zum Sterntest eignen.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Henri,


    da ich mich gerade auch mit der Parabolisierung meines 18" rumplage lese ich diese Art von Berichten natürlich besonders aufmerksam :o)


    Im Prinzip ist es immer dasselbe - Berg in der Mitte abtragen und den Rand beobachten, dann wieder den ROC Regler nach rechts - und irgendwann hofft man dann mal auf das Bild mit den 97+ Strehl, so wie bei Dir soeben geschehen.


    Also herzlichen Glückwunsch zu diesen super Ding!!


    Wie Kurt, Horia und Max schon sagten, abdecken und gut isses.
    Nach allem was man über diese unsäglichen Ränder liest, und leider auch selbst erfährt, habe ich mir jedenfalls vorgenommen einen 17,5" fertigzustellen mit ein bisserl Glas außenrum.


    Viele Grüße
    Kai

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