Planung 18": F4,2 versus 4,5

  • Hallo ihr Meister der großen, dünnen Scheiben,


    in absehbarer Zeit möchte ich einen 18"-Rohling bearbeiten.
    Jetzt habe ich ausgerechnet, daß es möglich sein sollte, ein Gerät mit ca. 175cm Einblickhöhe zu bauen,
    sodaß ich bei meiner Körpergröße ohne Tritt o.ä. auskäme. Extrem niedrige Konstruktion der Basis sei vorausgesetzt.
    Dabei kommt ein Öffnungsverhältnis von F4,2 heraus, welches bei dieser Größe sicher äußerst anspruchsvoll bezüglich der Korrektur ist.
    Mir ist klar, dass die Toleranzen bei schnelleren Spiegeln sehr schnell immer kleiner werden.


    Die meisten hier im Forum, die diese Größe schon gemacht haben, wählten eher so um F4,5 herum, sicher aus guten Gründen.
    Genau diese Gründe würden mich zur Entscheidungsfindung interessieren.


    Die Option "Lowrider" gibts ja auch noch, will ich aber erst mal außen vor lassen.


    Meine bisherige Erfahrung beschränkt sich auf die Fertigstellung eines 10" / F5,6.


    Über eure Meinungen würde ich mich sehr freuen.


    Grüße Uli

  • Hallo Uli,


    > Mir ist klar, dass die Toleranzen bei schnelleren Spiegeln sehr schnell immer kleiner werden.


    Die zulässigen Toleranzen bleiben gleich, egal welches Öffnungsverhältnis du wählst.
    Das Problem besteht darin, dass bei schnelleren Spiegeln die Parabolisierung schwieriger ist. Bei f/4.2 ist die Abweichung zwischen Sphäre und Parabel schon 23% grösser als bei f/4.5.
    (4.5 / 4.2) ^ 3 = 1.23


    Gruss
    Michael

  • Hallo Uli!
    Ich arbeite gerade an einem 18" F4,4 als "Highrider" und bin gerade beim Polieren.
    Meine Gründe:


    1) Die Okus bei 4,2 sind schon ganz schön teuer (Nagler)!


    2) Fangspiegel mir kleiner Achse 82mm ist noch möglich und nicht viel teurer als 200,-. Bei diesem kleinen Fangspiegel hat man nur 18% Obstruktion aber dafür keine Lowrider-Möglichkeit. Einen Fangspiegel würde ich erst ab 20" selbst schleifen.


    3) Je größer die Lichtstärke, deso besser sollte der Himmel sein. Bei unserem Landhaus ist der Himmel nicht so ideal. Ins Gebirge fahre ich nicht so oft.


    4) Man beobachtet ja nicht ständig im Zenit d.h. man muss ja nur manchmal auf's Stockerl.


    5) Die Kollimation ist bei F4,2 natürlich heikler.


    Viel Freude beim Planen,
    Richard


    PS: Ein 18" Boroflot-Rohling, Stärke 1", 5,5mm ausgebaggert liegt noch bei mir herum.

  • Moin Ulli,


    mach es wie du denkst, aber mach es!
    Wenn du es willst packst du es auch.


    Als ich 2003 einige Experten fragte ob 450mm Borofloat und 1" dick ginge hieß es einstimmig no Chance, zu dünn, das biegt sich unkontrolliert usw...
    04 war das unmögliche Ding fertig - seitdem frage ich keinen mehr und baue so wie ichs mir vorstelle [^]


    Gruß Roland

  • hi!
    dem roland möchte ich mich anschliessen. obst jetzt einen f/4.5 oder einen f/4.2 parabolisierst ist relativ wurscht. als f/4 besitzer kann ich aber auch dem richard recht geben, dass es in dem bereich kaum mehr brauchbare okulare gibt. zumindest mit einem billigen meade QX ist das ein drama [:D]...
    lg

  • Nach Wichtigkeit sortiert aus meiner persönlichen Sicht sehe ich <b>folgende Gründe für f/4,5</b>:


    1. Wichtigster Grund: Okulare:
    Der Unterschied von f/4,5 zu f/4,2 klingt gering, doch die offaxis Koma des Hautspiegels steigt ca. mit der dritten Potenz an. Ich vermute, dass auch die Abbildungsfehler der Okulare (hauptsächlich offaxis Astigmatismus) ebenfalls mit der 3.Potenz ansteigen. Die Okular- Abbildungesfehler überwiegen die Hauptspiegelkoma bei weitem (das wird oft verwechselt). Bei f/4,2 bleibt aus meiner Sicht bei den kürzeren Brennweiten nur noch Nagler übrig. Auch Nagler machen bei f/4,5 ein deutlich besseres Bild über's Gesichtsfeld als bei f/4,2. Bei Übersichtsvergrößerungen (2" Okulare) kann ich auch gut mit Panoptik oder mit noch günstigerem leben, wenn man kein Randabbildungs-Ästhet ist.


    2. Einblickhöhe:
    - Den meisten reicht auch im Zenit ein Tritt. Martin Birkmaier hat für seinen 20" f/4 einen mit dem man 3 Höhen realisieren kann, je nachdem wie man ihn hinstellt - super Sache. Man beobachtet statistisch gesehen meist bei 30-70° Höhe, das geht je nach Körpergröße sowieso ohne Tritt. Das ist ein sehr individuelles Kriterium. Ich bin da ziemlich schmerzfrei und steige im Dunkeln auch 3 m hohe Leitern rauf und runter, das hält mich warm. Ein "Lowrider-Timm" wird das ganz anders sehen.


    3. Parabolisierung:
    Dass die Toleranzen gleich bleiben, hat Michael ja schon geschrieben. Es wird aber mit steigendem Öffnungsverhältnis immer schwieriger diese einzuhalten


    <b>Keine Gründe sind für mich:</b>
    1. Spiegeldicke/ Stabilität:
    Ein 460x25 mm Spiegel hat bei f/4,5 eine Pfeiltiefe von 6,39 mm, also noch 18,61 mm Mittendicke, das ist schon recht sportlich dünn.
    f/4,2 ergibt eine Pfeiltiefe von 6,85 mm, und 18,15 Mittendicke. Da die Steifigkeit auch in etwa mit der 3. Potenz der Dicke ansteigt, wird sich der f/4,2 um ca. 7% mehr durchbiegen. Wer mit f/4,5 leben kann, wird mit f/4,2 sicher auch klar kommen.


    2. Kollimation:
    Wenn die Hauptspiegelzelle und auch der Rest der Mechanik schlau gebaut ist, klappt's auch mit f/4,2 völlig problemlos.


    <b>Vorteile für f/4,2:</b>
    1. Kürzere Stangen: Ist stabiler, da statische Durchbiegung und Schwingungen mit der 3. Potenz der Länge zunehmen (ach schon wieder dieses fiese "hoch 3" Gesetz)
    2. Niedrigerer Schwerpunkt: Insgesamt etwas kompakter und leichter


    Wenn du dich nicht entscheiden kannst, wie wäre es mit 17 Zoll f/4,5 als Kompromiss? Das ergibt 1,94 m Brennweite.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">mach es wie du denkst, aber mach es!
    Wenn du es willst packst du es auch.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ob überhaupt, steht wohl gar nicht zur Debatte. Einen 16" (400x25 mm) Rohling, den ich zur Zeit auf Lager habe, hat Uli schon abgelehnt: Zu klein![:o)]

  • Danke für die ausführlichen Antworten!


    Das sind genau die Informationen und Erwägungen, die ich mir erhofft habe.


    Ja, ja, die Okulare. Leider komme ich wahrscheinlich mit meiner momentanen Ausstattung (TS WA 32+15mm, TS Planetary 6+9mm) auch mit F4,5 nicht sehr weit. Es ist aber natürlich auch ein Unterschied auf einen Komplettsatz Nagler oder was günstigeres zu sparen.


    &gt;Richard:
    Danke für das Angebot mit dem Rohling, ich habe aber schon bei
    Stathis bestellt und will eigentlich auch alles selber machen, incl.
    Rückseite planschleifen etc.


    &gt;Stathis:
    Danke für den 17 zoll Hinweis. Kommt nicht in Frage: zu klein! [;)]


    Es dauert noch etwas bis das gute Stück kommt, kann ich also noch eine Zeitlang drüber nachdenken.


    Grüße Uli

  • Hallo Uli


    ich habe so meine Zweifel, ob Du mit f/4.2 und der angestrebten Anblickhöhe hinkommst. Ich denke, das läuft eher auf f/4.0 raus.


    Was ich Dir raten würde, kannst Du Dir sicher denken :-), f/4.5 oder sogar noch länger und einen Lowrider.


    Ich sehe das Hauptproblem auch in den Okularen. Bei f/4.0 macht schon mein Panoptic24 schlapp, während es bei f/4.5 noch ganz in Ordnung ist.


    Viele Grüße
    Reiner

  • Hallo Reiner,


    hmm, Lowrider.
    klar, wenn ich mir die Bilder von Deinem ansehe, könnte ich auf den Geschmack kommen.


    Vielleicht läßt mich auf dem ITV ja mal jemand durch so ein edles Teil schauen, um zu sehen wie sich das "anfühlt".


    Grüße Uli

  • Tach Uli, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Vielleicht läßt mich auf dem ITV ja mal jemand durch so ein edles Teil schauen, um zu sehen wie sich das "anfühlt".
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> ich denke Timm wird ein maßgeschneiderten 18er mitbringen


    Gruß Roland

  • Hallo,


    ich stand auch vor dieser Frage, wollte mir ein Zweitteleskop für den schnellen Einsatz bauen. Das Ziel war eine möglichst große Öffnung mit klassischer Bauweise ohne eine Leiter. Bei 2m Körpergröße wäre das kein Problem. Ich bin aber nur 1,69m. Heraus kam ein 18-Zöller f/3.9 (179cm).
    Okularprobleme habe ich nicht, da ich von Anfang an auf Naglerokus gesetzt habe. Außerdem habe ich mir noch den Komakorrektor von Tele Vue gegönnt. Mit der Abbildung bin ich sehr zufrieden. Wenn der Spiegel gut ist, kann man selbst bei diesem Öffnungsverhältnis super Planetenbeobachtungen machen. Es ist aber wichtig bei so schnellen Öffnungsverhältnissen und dünnen Spiegeln vor der Verspiegelung den Sterntest zu machen. Bei mir zeigte sich, dass obwohl nach Foucault der Spiegel fertig war, noch ein Unterkorrektur im Sterntest. Wahrscheinlich liegt das an der Verformung des Spiegels im Teststand, die immer größer wird je größer und dünner der Spiegel ist.
    Also keine Angst vor schnellen Öffnungsverhältnissen.


    Viel Erfolg


    Werner

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: reiner</i>
    <br />
    Ich sehe das Hauptproblem auch in den Okularen. Bei f/4.0 macht schon mein Panoptic24 schlapp, während es bei f/4.5 noch ganz in Ordnung ist.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    hallo!


    danke für die mitteilung. die kinder laufen schon in erdäpfelsäcken herum, statt dem geplanten lamborghini wirds wohl doch ein dacia werden, und ich bin von der krautstrunkdiät schon ganz vom fleisch gefallen...


    ... aber ich werde ein nagler besitzen, koste es was es wolle ...


    lg
    wolfi

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... aber ich werde ein nagler besitzen, koste es was es wolle ...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> yes, Trabbireifen aufm Lambo gehen nämlich auch nicht [:D]

  • Hallo Werner,


    (endlich mal ne Respektsperson vor Ort *g*)
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wahrscheinlich liegt das an der Verformung des Spiegels im Teststand, die immer größer wird je größer und dünner der Spiegel ist.
    Also keine Angst vor schnellen Öffnungsverhältnissen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    ich begegne dem mit einer leichten Kippung nach hinten.
    F/4 is wohl herstellungstechnisch als auch naglermässig ne Schallmauer die ich nur ungern durchbreche, bei einem F/3.4 Finder war auch die Abbildung eines 16er Naglers ab 60% recht bescheiden



    Gruß Roland

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