Maximal sinnvolle Vergrößerung überhaupt?

  • Guten Abend!


    Gerade überlege ich, ob es eigentlich eine maximale sinnvolle Vergrößerung für uns Amateurastronomen gibt? Sprich: lohnt es sich für mich als Otto-Normal-Himmelsgucker, ein großbrennweitiges Teleskop und ein winziges Okular zu kaufen, das ich vielleicht den Saturn in 2000x facher Vergrößerung bewundern kann (gut, vielleicht etwas utopisch, aber ist ja nur ein Beispiel), oder stören irgendwann die Luftunruhen so sehr, dass es keinen Spaß mehr macht zu beobachten?


    Ich hoffe mal, dass ich meine Frage so formuliert habe, dass ihr wisst was ich meine [;)]


    Frohe Ostern, auch wenn bei dem Himmel gerade auch eine 2000x Vergrößerung nichts bringen würde.



    Carsten

  • Hallo Carsten,
    insgesamt kannst du sagen, dass die maximal sinnvolle Vergrößerung 1,5-2x der Optikdurchmesser in mm ist, also bei deinem 6" Teleskop (150 mm) 225-300-fach.


    Jedoch begrenzt das Seeing die sinnvolle Vergrößerung, wie du bereits richtig erkannt hast. In manchen Nächten kann man wirklich an die maximal sinnvolle Vergrößerung gehen (wobei 2000x schon wegen der Nachführung utopisch ist), in manchen Nächten geht vielleicht nur 200x oder gar 150x.


    Viele Grüße, Marius

  • Hallo Carsten,


    bei uns an der Sternwarte gibt es nach meiner Erfahrung ca. 1-2 Tage im Jahr, wo sich 1000-fache Vergrösserung die ganze Nacht nutzen lässt.


    Gruss Heinz

  • Hallo Carsten.



    Generell hat ein Teleskop bei 1mm AP die beste Auflösung, also dann, wenn die Vergrösserung gleich ist wie der Optikdurchmesser (in mm).
    Wenn man dann noch höher vergrössert, wird das Bild nicht mehr schärfer, sondern nur noch grösser.


    Ist die Optikqualität des Teleskopes gut, dann verträgt es auch 0,7mm AP (also ca. V = 1,5 x Optikdurchmesser) noch einigermassen gut.
    Die Abbildung ist dann nur wenig unschärfer als bei 1mm AP, dafür deutlich grösser und deshalb trotzdem "besser".


    Und spätestens bei etwa 0,5mm AP sollte dann etwa fertig sein mit der Vergrösserungsorgie. Dann wird nur noch Unschärfe aufgeblasen, auch wenn die Optik noch so perfekt ist.


    Soviel zum theoretischen.


    In der Praxis, unter'm Nachthimmel, kommt ein weiterer entscheidender Faktor dazu, das "Seeing" also die Luftunruhe.


    Man unterscheidet
    "Tubusseeing" (wenn die Optik noch nicht richtig temperiert ist)
    "local seeing" (wenn man z.b. über's schlecht isolierte Nachbarsdach beobachtet)
    "atmosphärisches seeing" (wenn in einigen 100m bis einigen km Höhe die Luftschichten wirbeln)


    Je mehr man vergrössert, desto mehr vergrössert man auch das wabern des Bildes - und irgendwann wird's dann jedem zu viel. (manche Beobachter sind da toleranter/geduldiger als andere!!)


    An meinen üblichen Spechtelplätzen hab'ich meist ein Seeing, was um die 300x zulässt, manchmal etwas mehr, manchmal etwas weniger.


    Meist ist am frühen Abend das Seeing noch nicht besonders gut, weil viele Flächen (die sich am Tag aufgewärmt haben) erst ihre Wärme noch abgeben. Je später die Nacht, desto besser das Seeing!
    (nicht immer, aber meistens)



    Mein bisher bestes Seeing hatte ich an meinem ersten TT-Langis, da war im Umkreis von ettlichen Kilometern um den Beobachtungsplatz alles etwa n'Meter tief eingeschneit. Das ergab fast keine Luftturbulenzen (local seeing) und in der Atmosphäre war es in der Nacht auch ziemlich ruhig. Da haben wir an meinem 12"er am Saturn bis knapp 500x vergrössert, dann wurde die AP zu klein. An einem grösseren Gerät in gleicher (oder besserer) Qualität wäre vielleicht noch mehr Vergrösserung möglich gewesen, aber es war keines verfügbar...


    Und da kommen wir nun zur Gerätegrösse...


    Wenn das Seeing schlecht ist und das Bild bei 200x schon wabert wie Götterspeise auf'm Rasenmäher, dann bringt ein 12"er nicht mehr Auflösung wie ein 10"er oder ein 8"er.
    Im Gegenteil: mit dem kleineren Gerät ist die Chance auf ein etwas ruhigeres Bild sogar noch etwas grösser, weil: je kleiner die Öffnung, desto eher erwischt man "ein Stück nicht wabernde Luft" über dem Teleskop.


    Das ist mit ein Grund, weshalb man (im Normalfall) mit kleineren...mittleren Geräten (z.B. kleiner FH oder ED) auf kleinere AP vergrössern kann, als mit grossen Geräten.


    Mit einem 100mm Gerät bei 0,5mm AP ist man "erst" bei 200fach und hat meist kein Seeingproblem -
    jedoch mit einem 20"er bei 0,5mm AP schon bei 1000x und dazu brauchts gutes Seeing.



    Vielleicht hilft Dir das ein wenig.
    Frohe Ostern!

  • Tja. Schaue ich mir als Extrembeispiel das "Vorführgerät" der Hamburger Sternwarte an, den Großen Refraktor mit 60cm Öffnung und 9m Brennweite an, zusammen mit dem TSWA 32mm, das da normalerweise als Okular dranhängt, dann macht das schon unflätige 281fache Vergrößerung, für einen Hamburger Vorort fast immer schon zuviel des Guten. Wenn also jemand ein vernünftiges Okular weiß... (Wesentlich längerbrennweitig, also auch als das 55mm Plössl... Wir haben ein 70mm Kellner, aber das kommentiere ich nicht weiter.)


    Ich habe es noch nie gewagt, eines meiner eigenen Okulare damit zu benutzen. Wenn ich bedenke, daß ich mit den minimalen 7mm, die ich besitze, bei 1285fach bin...


    Gruß,
    Caro

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Caro</i>
    Wesentlich längerbrennweitig, also auch als das 55mm Plössl... Wir haben ein 70mm Kellner, aber das kommentiere ich nicht weiter.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Mit "nur" 2" würde mehr Brennweite ja nicht so viel Sinn machen, oder? Dürfte dann ja schon langsam tunnelig werden.


    Habt ihr da auch noch einen dickeren OAZ dran? Dann ist ja vielleicht das hier was: Observatory Series.


    120mm Okulare, oh mann [:)]


    Grüße,
    Michael

  • Erinnere da so eine Lehrstunde zum Thema chromatische Abbereation
    [:)]


    Aber im Ernst - wie waere es denn mit einem Einschraub-2" Reducer vor dem 50er?
    Hartwig





    Hartwig

  • Hallo Caro,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Caro</i>
    <br />Wenn also jemand ein vernünftiges Okular weiß... (Wesentlich längerbrennweitig, also auch als das 55mm Plössl... Wir haben ein 70mm Kellner, aber das kommentiere ich nicht weiter.)<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">ich kenne das Problem von unserer Vereinssternwarte. Da haben wir als längstes Okular für den 600/7500'er Cassegrain ein 80'er Plössl. Der Beobachtungsabstand ist so gross, dass man fast schon beidäugig beobachten kann [;)]. Und sobald man den Kopf nur etwas aus der richtigen Position bewegt, die mangels passender Auflage nur sehr schwer einzuhalten ist, hat man heftiges Blackening. Da fällt der Tunnelblick schon fast gar nicht mehr negativ auf. Wie Michael schon gesagt hat, haben alle langbrennweitigen 2"-Okulare ein sehr kleines scheinbares Gesichtsfeld.
    Besser geht es nur mit einem ausreichend grossen Reducer. Wir haben so ein Teil mit knapp 4" Durchmesser. Leider ist der Einbau des Teils recht aufwändig, da muss erst immer reichlich viel am OAZ zerlegt werden.


    CS Heinz


    PS: Wie bunt ist denn der 24"-Refraktor? Vermutl. hat so ein Teil doch trotz f/15 bei hohen Vergrösserungen einen heftigen Farbsaum.

  • &gt;Wie bunt ist denn der 24"-Refraktor? Vermutl. hat so ein Teil doch trotz f/15 bei hohen Vergrösserungen einen heftigen Farbsaum.&lt;


    Ich kann es Dir sagen --- quietschbunt. Wenn man mit einem R-Filter fokussiert hat, muss man durch den halben Fokussierspielraum des Motorfokussierers fahren, um den Fokus für ein G-Filter zu erreichen.


    Hartwig

  • Hallo Hartwig,
    wie kann man denn da ein Objekt vernünftig Beobachten? Ist das so wie bei einem Skywatcher 152/1200mm Refraktor oder noch schlimmer?
    DAS wollte ich schon immer mal wissen.

  • Hallo!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Stefan_S</i>
    <br />...Ist das so wie bei einem Skywatcher 152/1200mm Refraktor oder noch schlimmer?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich habe durch den 60er mal den Saturn gesehen. Der Blausaum war wesentlich auffälliger als bei einem 150er FH, aber die Auflösung war natürlich viel besser, und um Saturn herum war eine ziemlich unübersichtliche Wolke von Monden!


    Grüße von Michael.

  • Hallo Caro!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Wenn also jemand ein vernünftiges Okular weiß... <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Beim Ludes in den Gebrauchtteilen gibt's ein Zeiss-Okular, Huygens, mit 100mm Brennweite und 120mm Feldblende(!!), das kost' aber 2'600 Steine...[B)]


    (Bis vor n'paar Wochen hatte's da auch noch andere, glaubs bis f=190mm, zu ähnlichen Sammlerpreisen...[:(])


    Da sind die grossen Okulyten beim Siebert deutlich günstiger (sind aber keine Zeiss). Ich weiss aber nicht, wie's mit deren Lieferbarkeit ausschaut.



    Ich täte's hald auch mal mit einem 2" Reducer versuchen, der kostet ja nicht die Welt.



    60 Öffnung und f/15, das hatte ich auch mal,
    aber die 60 Öffnung waren mm, nicht cm...[:D]
    60cm bei f/15, das ist ja ein riiiesiges Teleskop!!


    (okay, für Leute wie Dich ist beginnt "riesig" vielleicht ab 5m - Und zwar Öffnung, nicht Brennweite...[:0])



    Apopros 5m (aber Brennweite, nicht Öffnung):


    Ich hoffe(*) es mal nach Zürich zu schaffen, in die Urania-Sternwarte, dort steht ein frisch restaurierter 12" Zeiss mit 5m Brennweite. [:p]


    (* Nach Zürich hätte ich keine 50km, aber es ist mir irgendwie zuwider, zum Spechteln von meiner ländlichen Gegend in eine Grosstadt rein zu fahren. Die Urania steht mitten in Zürich, da hat's wohl Vst 2mag oder so...[8] Da fahr'ich lieber 20min in die andere Richtung und stehe im 6mag5 Schwarzwald - deshalb habe ich es noch nie in die Urania geschafft...[:I])

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