Hallo Astrogemeinde,
lange Zeit habe ich überlegt, ob das was ich berichten kann, eine kleine Dokumentation, von meinem ersten eigenen selbstgeschliffenen Spiegel überhaupt, wirklich einen Threat bzw. ein Thema im Astrotreff belegen sollte. Immerhin, ist das schon 1000 Mal da gewesen.
Auf Anraten/Nachfrage ein paar Personen, habe ich kurzerhand den Entschluss gefasst und stelle diese Doku, auch wenn diese Gefahr laufen sollte, als nie endende Fortsetzung abgetan zu werden, hier ins Astrotreff.
Leider besteht meine kleine Doku mittlerweile aus ein paar Berichten, dass ich nicht mittendrin einsteigen möchte, denn da ich das Ziel weiter verfolgen will, weitere Berichte Nahtlos anzuknüpfen. Das wiederum schließt mit ein, dass ich auch von Anfang an berichten muss/will.
Ok, dann fang ich mal an (Übrigens, wer sich wirklich die Zeit nehmen möchte und alles durchlesen, der sollte sich spätestens jetzt einen Kaffe holen [:D] )
<b>A</b>ngefangen hat das alles mit der Website vom Stathis K. und dem Wunsch nicht mehr so Systemabhängig zu sein, wie das was auf div. Händlerseiten für viel Geld alles so angeboten wird.
Mein Entschluss stand fest, eigenen Spiegel schleifen [8D]! Ausgesprochen, klang es auch richtig gut nur wie ich das bewerkstelligen sollte, war mir einfach noch nicht ganz klar.
Daher habe ich lange „herumgeschnüffelt“ um hier und da alles aufzusaugen, was sich mit dem Thema Spiegelschleiferei befasst.
Als erstes kam die Frage nach der Rohlingsgröße auf. Hmm,... 8“ , 10“ oder gar 12“ ?? Die Mischung aus purer Öffnungssucht [:p] und gesunder Selbsteinschätzung, machte klar, dass nur ein 10“ für mich anfangs in Frage kommt. Also Spiegel bestellt und abgewartet.
Paar Tage später klingelt es an der Tür und ein unscheinbares Paket findet den Weg in meine Räume. Wie lange die Verpackung gehalten hat, brauch ich sicher nicht zu erwähnen. 
Mittlerweile hatte ich schon alle Vorkehrungen in Sachen Tool getroffen, sodass es gleich losgehen konnte. Ich habe mich für ein Fullsizetool entschieden und so habe ich es hergestellt.
Zuerst musste ich eine Möglichkeit finden (auswählen trifft es wohl besser) wie ich die Pampe auf den Spiegel gieße ohne dass mein Wohnzimmer aussieht wie ne Maurerbaustelle.
Frischhaltefolie war meine erste Wahl, lässt sich wunderbar anpassen und was anderes hatte ich auch nicht da. 
Die Folie hielt auch was ich mir davon versprach, leider auch noch ein Bisschen mehr, denn als ich den Spiegel vom Tool lösen wollte, kam der erste Schock! FESTGESAUGT! 
Da war ich etwas verwundert, wie fest sich diese Verbindung gesaugt hat. Erst nach vielen verzweifelten Versuchen mit vieeelen Zahnstocherhölzchen ringsum zwischen Tool und Spiegel, konnte ich die Sache wieder lösen. Es sah kurzzeitig so aus, als würde ich nen Korb mit Glasboden Flechten wollen 
Ok, Tool trocknet am besten von allein. So heisst es, aber ein wenig Unterstützung vom Meister Backofen und dessen Kumpel 30°C konnten den Prozess recht schnell verkürzen.
Krümelt aber dennoch wie *** .
Als das Tool Trocken war mussten auch noch die Fliesen aufgeklebt werden und das geht am einfachsten mit Fliesenkleber. Was ich nicht noch einmal machen würde, ist die Fliese vorher mit der Flex bearbeiten, das ist zum einen nicht ganz ungefährlich und zum anderen macht man sich da irgendwie doppelte Arbeit mit der ganzen Herumflexerei. 
Aber man muss nicht regungslos warten bis die Fließen halten, ich habe in dieser Zeit die Phase am Spiegelrohling gezogen, und das hat auch gedauert. Ich rate jeden Anfänger (wie ich) zieht die Phase nicht zu klein, Ihr werdet es sehen, die wird von ganz alleine schmaler. 
Als die Fliesen Oben und unten, Hinten und Vorn, wie man es auch sehen will aufgeklebt und angetrocknet waren, konnten die Kanten mit Epoxykleber versiegelt werden. 
Hier muss man auch wieder min. 24h warten bis das ganze so fest ist, dass man damit loslegen kann.
Nachdem ich alle Vorbereitungen getroffen hatte konnte es endlich losgehen. Der First-Knirsch sozusagen. 
Und es hat geknirscht, ordentlich laut. Meine Pfeiltiefe/höhe war bekannt. Ich wollte gern einen f/5 Spiegel machen. Dazu musste ich es schaffen die ca. 3,36mm aus dem Glas zu holen.
Anfänglich galt es für mich die beste Schleifbewegung und alles was damit verbunden ist zu finden. Immer von dem Alptraum Astigmatisch zu werden begleitet, drehte ich Spiegel, Mich selbst und Tool, bis der Gleichgewichtssinn am hinteren Gaumenende sein Versagen ankündigte.
Ganz so übertreiben braucht man das aber auch nicht. Wie das aber so ist, machen alle Anfänger ab und zu Fehler und meiner war, das Karbo 60 mehr oder weniger gestreichelt zu haben. Denn nachdem mein Karbo 60 fast alle war
und ich erst 0,6 mm hatte, ahnte ich schon dass ich im Sitzen gar nicht weiter machen sollte.
Von nun an hieß es Stuhl wegräumen und stehend arbeiten, der Druck auf das Glas brachte auch umgehend den Effekt, den er hätte die ganze Zeit haben müssen, 1,5mm in knappen 90min.
Zwar sind die Kräfte dann auch verbraucht, aber von jetzt an war die Arbeitsweise klar. 
Eine kurze Nachorder von Karbo 80, sollte das Erreichen der Pfeiltiefe sichern. (was es auch hat)
Irgendwann einmal war meine Pfeiltiefe auch erreicht und vom Thema Sphärisch war ich noch so weit entfernt wie der Mond.
Das beweist der Eddingtest.
Ehrlich gesagt, war mir noch schleierhaft, wie ich das machen sollte?! Aber ein kurzer Anruf bei Spiegelschleif-erprobten Leuten, brachte die gewünschte Hilfe.
Jetzt auch mal Tool on Top (nachfolgend nur noch TOT gen.) schleifen und den Überhang sowie die Strichlänge etwas verkürzen. Und auch immer drehen! Gerade jetzt, denn im TOT Mode schein mir der Abtrag irgendwie noch effektiver zu sein. Ich habe ja sowieso Schiss vor Asti also dreh ich immer schon alles ganz geplant chaotisch
Jetzt ging es mir nur noch darum die Löcher zu verkleinern und die Oberfläche feiner zu machen, nebenbei sollte der Spiegel immer sphärischer werden. Dazu habe ich zwischen MOT und TOT immer mal gewechselt. Zwischen durch immer wieder den Eddingtest gemacht.
Und es war eine große Freude, als der Spiegel wie von Zauberhand zeigte, dass er so langsam aber sicher sphärisch wird. Da mein Freund Dreher von Beruf ist bzw. seine eigene Werkstatt besitzt und seit vielen Jahren Rotationsteile für Kreiselkompasse herstellt, war er mir eine kleine Zusätzliche Unterstützung, als ich ihn bat ein Sphärometer für mich herzustellen.
Mit diesem Gerät, konnte ich dann nochmalig die Genauigkeit der Sphäre
prüfen. Bis Karbo 180 hatte ich eine Sphäre drin, die eine Abweichung von Mitte zum Rand, von 6/1000mm.
Beim 320er angekommen war diese Abweichung bereits nochmals auf 1/1000 mm gefallen. Videoclip 1,5 Mb
Das glaubt man kaum, aber der Zeiger der Uhr bewegte sich nur dazwischen.
Auch der Eddingtest konnte dies zeigen, indem er überall gleichmäßig verschwand.
Ab diesen Zeitpunkt wusste ich, dass ich dem Eddingtest vertrauen konnte und wie ich ihn zu interpretieren hatte. Die Oberfläche wurde immer glatter und auch das Unterscheiden der Bits wurde ein Bisschen einfacher.
Viele machen immer mit Taschentüchern sauber, aber da hatte ich zu viel Fussel vor der Lupe, so habe ich ihn immer ganz sachte trockengefönt (nicht heiss!)
Ja der Rest ist eigentlich recht einfach immer schön zwischen MOT und TOT gewechselt.
Zwischen den Körungen jedes Mal 2 neue Lappen benutzt, einen als Unterlage und einen als Wischlappen.
Auch das Reinigen zwischen den einzelnen Körungen, habe ich sehr ernst genommen und dies hat mir bis jetzt auf 3 my eine kratzerfreie Oberfläche beschert.
Wenn man dann in die 25 my Abteilung kommt, ist das mit dem Ansaugen wirklich ernst zu nehmen. Einmal zu sehr gedrückt und/oder zu wenig Wasser dazwischen und man hat einen Hänger.
Da die Oberfläche immer feiner geworden ist und das Tool überall gleich Kontakt hatte, brauchte ich auch immer weniger Schleifmittel.
Mein letzter Eddingtest vor dem Polieren zeigt noch mal schön wie die Sphäre ausgearbeitet ist. Zwischen diesen beiden Fotos, liegen exakt nur 25 Sek. Danach waren die Striche verschwunden. 
Ja so sieht es bis jetzt aus. Nächste Woche, wird die Pechhaut hergestellt, das wird dann auch die Fortsetzung meiner Doku bilden. Keine Angst, das wird dann kürzer, denn was ich heute hier berichtet habe, umfasst ca. 12 Tage. Und danke wer sich bis hier hin durchgeschlagen hat.
Grüße
Matthias
