Test: Minox, Minolta, Pentax, Eschenbach

  • Hallo, in den letzten Tagen konnte ich folgende Ferngläser miteinander vergleichen:


    Minolta 10x50 WPFP
    Eschenbach 8x56 sector d compact
    Minox BV 8x42
    Minox BL 8x42
    Pentax 10x50 DCF SP


    Ein wissenschaftlich fundierter Test war es nicht, es ging mir mehr um das praktische Beobachten.


    Zunächst mal das Fazit:


    Meine persönliche Bestenliste aus den genannten Gläsern ist:


    1. Pentax 10x50 DCF SP
    2. Minolta 10x50 WPFP
    3. Minox BL 8x42
    4. Eschenbach sector d compact 8x56
    5. Minox BV 8x42


    Hier nun eine Kurzbeschreibung zu den Gläsern, was mir gefiel, und was nicht:


    - Minox BV 8x42


    Die BV-Reihe ist die einfachste der Dachkantgläser.
    Das merkt man am Material und der Verarbeitung. Die herausdrehbaren Okularmuscheln geben beim Drehen ein matschiges Geräusch von sich, welches vom reichlich vorhandenen Fett in deren Gewindegang kommt. Dieses ist sogar deutlich zu sehen. Für mich eine Frage der Zeit, wann ein wenig Fett seinen Weg auf die Augenlinse findet...


    Die Kappen für die Okulare halten schlecht, und fallen relativ leicht ab. Kappen für die Objektive gibt es nicht. Die Einstellung des Dioptirienausgleichs ist sehr schwergängig, das Rädchen ist auch sehr schlecht zu greifen, da es kaum "geriffelt" ist.


    Die Scharfstellung per großem, griffigen Einstellrad geht leicht, fast zu leicht. Schnell verstellt man sich die Einstellung, wenn man mal dagegen kommt. Was mich sehr störte ist die Tatsache, daß die Scharfstellung zu schnell reagiert. Nur einen Millimeter gedreht, und es wird unscharf. Außerdem konnte ich oftmals nur schwer den optimalen Schärfepunkt finden.


    Die Vergütung machte einen guten Eindruck, die Glühbirnen der eingeschalteten Zimmerlampe spiegelten sich nur schwach auf den Objektivlinsen. Im Tubusinneren ist in jedem Tubus eine Kreuzschlitzschraube zu sehen. Ferner machen die Blenden einen nicht besonders guten Eindruck, sie sind sehr klein und teilweise glänzen sie im Licht. Die Streulichtempflindlichkeit ist relativ hoch, der Kontrast bei ungünstigen Lichtverhältnissen eher bescheiden. Farbränder sind ziemlich auffällig, es lässt sich häufig an kontrastreichen Kanten ein lilafarbener Rand erkennen.


    Auf der Vorderseite lässt sich eine Kappe abdrehen, darunter befindet sich das Gewinde für einen Stativadapter. Der Adapter von TS lässt sich hier problemlos anbringen.


    Somit war ich mit dem BV 8x42 recht schnell am Ende, da es meine Erwartungen überhaupt nicht erfüllte.


    - Eschenbach sector d compact 8x56


    Das Eschenbach ist das größte und schwerste der getesteten Gläser, nur das Minolta ist noch etwas größer, da es ein Porro-Glas ist.


    Das Gewicht hat seine Vorteile, es liegt massiv in der Hand, und die Sterne zittern bei freihändiger Beobachtung weniger. Dafür lahmen die Arme bereits nach kurzer Zeit, besonders wenn man auf dem Liegestuhl liegend in Richtung Zenit beobachtet, und die Ellbogen nicht auflegen kann.


    Die Verarbeitung ist gut, die Okularmuscheln laufen weich. Allerdings sind diese, wie beim Minox BV und beim Minox BL, nicht in verschiedenen Stellungen einrastend. Es gibt nur ein- oder ausgefahren. Dafür lassen sie sich bei allen dreien nicht ungewollt einschieben, sondern müssen wieder eingedreht werden.


    Die Dioptrieneinstellung geht recht leicht, die Mittelscharfeinstellung läuft auch angenehm weich. Der Schärfepunkt ist recht schnell gefunden.


    Die Vergütung ist ähnlich wie beim Minox BV. Im Tubusinneren sind Blenden zu sehen, ansonsten keine Schraubenköpfe oder Ähnliches. Trotzdem ist das Eschenbach sehr Streulichtanfällig. Bei Licht von schräg vorne ergibt sich ein großer, halbseitiger grauer Bereich, in dem die eigentlichen Details untergehen. Ich habe dies nachts auf einem Feld getestet, die Furchen und Rillen im Boden sind im grauen Bereich kaum mehr zu erkennen.


    Ein großer Minuspunkt sind die Okular- und Objektivkappen. Diese fallen bereits beim direkten Ansehen ab. Ob man sie fest oder leicht aufsteckt, ist egal. Sie halten einfach nicht. Laut Eschenbach gibt es keine anderen Kappen dafür, da könne man nichts machen.


    Die Abbildungsqualität des Eschenbach ist etwas besser als beim Minox BV. Man hat aber einen leichten Röhrenblick, was auf Dauer keinen Spass macht. Außerdem ist die Austrittspupille von 7mm nicht wirklich für einen leicht erhellten Himmel geeignet, da säuft so einiges an Details ab. Die Farbränder sind geringer als bei den beiden Minox-Gläsern.


    An der Vorserseite gibt es auch hier eine Kappe, hinter der sich das Gewinde für den Stativadapter befindet. Eschenbach liefert hier einen passenden Adapter mit, man braucht also keinen dazukaufen.


    - Minox BL 8x42


    Die BL-Serie ist die nächsthöhrere im Minox-Dachkant-Programm. Das Material erscheint wertiger als beim BV, es liegt angenehm in der Hand. Es ist schwarz, im Gegensatz zum Waldgrün des BV.


    Das Einstellrad für die Dioptrienverstellung ist geriffelt und relativ leichtgängig. Die Scharfstellung des Glases ist vergleichbar mit der des BV, es treten dieselben Probleme auf wie oben beschrieben.


    Die Okularmuscheln lassen sich auch nur ein- oder ausdrehen, laufen aber weich und ohne Fettgeschmatze. Die Vergütung sieht genauso aus wie beim BV, im Tubusinneren gibt es nur Blenden zu sehen, keine Schraubenköpfe.


    Das BL 8x42 hat zusätzlich auch Objektivkappen. Diese halten zwar besser als beim Eschenbach, sind aber noch immer zu locker drauf, und können bei Unachtsamkeit abfallen.


    Die Kappe an der Vorderseite ist genauso wie beim BV.


    Insgesamt macht das BL schon Spaß, ist aber auch nicht ganz unempflindlich gegen Streulicht. Farbränder gibt es auch hier, nur unwesentlich geringer als beim BV. Außerdem fiel mir beim Betrachten von waagerechten Stromleitungen auf, daß das BL am oberen und unteren Rand dazu neigt, die geraden Linien nach außen zu verbiegen.


    - Minolta 10x50 WPFP


    Das Minolta ist das einzige Porro-Glas im Test. Es liegt gut in der Hand, und hat ein angenehmes Gewicht.


    Die Okularmuscheln lassen sich in 3 Stufen herausdrehen, was ich sehr angenehm finde, um den richtigen Augenabstand zu finden. Der Schutzdeckel für die Okulare besteht aus einem Stück Plastik, und hält recht gut. Die Objektive haben Einzeldeckel, die auf die Tuben geschoben werden, und sehr gut halten.


    Die Dioptrienverstellung geht leichtgängig, die Scharfstellung des Glases erfolgt mit einem großen, griffen Rad, und geht leicht. Man muß schon ein wenig drehen, bis sich an der Scharfstellung was ändert, dadurch lässt sich aber der Schärfepunkt gut treffen.


    Die Vergütung der Objektive ist ähnlich wie bei den anderen Gläsern. Die Abbildungsaualität ist gut, das Streulichtverhalten in Ordnung.


    Das Minolta-Glas konnte gegen alle 3 zuvor genannten Gläser mithalten. Die Sternabbildungen sind genauso punktförmig, der Durchblick ist angenehm. Sehr helle Objekte zeigen aber ein leichtes Strahlen. Im Vergleich zum Pentax ist die Kontrastwiedergabe aber um einiges schlechter. Dies ist mir bei der Mondbeobachtung aufgefallen. Wo im Minolta die Krater nur "zu sehen" waren, ließen sich im Pentax Details erkennen. Das Minolta liefert also bei der Mondbeobachtung scharfe Bilder ab, es ist aber nicht dessen Spezialgebiet.


    Das Minolta zeigt auch Farbränder, aber eher blau und gelb. Diese fallen nicht so störend auf, wie die der Minoxe und des Eschenbach. Ein Stativadapter lässt sich problemlos anbringen.


    Betrachtet man den Preis des Minolta, der sich weit unterhalb der anderen Gläser befindet (allerdings wird es nicht mehr hergestellt), so bietet es ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.


    - Pentax 10x50 DCF SP


    Das Pentax ist mein absolutes Lieblingsglas geworden! Allerdings ist es mit einem Preis von knapp 500 Euro auch das teuerste.


    Pentax liefert Okular- und Objektivkappen mit. Die Okularkappe besteht aus einem Stück, und bleibt gut auf den Okularen sitzen, wenn das Fernglas ein wenig zusammengeklappt ist. Die Kappe lässt sich mit dem Trageriemen verbinden und kann somit nicht verlorengehen. Die Kappen für die Okulare sind über kurze Bändel mit der Abdeckschraube für das Stativadaptergewinde verbunden, und sind somit auch nicht verlustgefährdet. Sie halten jedenfalls bombenfest und werden wohl nie von selbst abfallen können.


    Die Okularmuscheln lassen sich in 3 Stufen herausdrehen, und lassen sich nicht versehentlich wieder einschieben. Die Dioptirienanpassung erfolgt über ein griffiges Rad, welches nach oben gedrückt und dann gedreht werden muss. Danach schiebt man es wieder nach unten. Damit ist die Einstellung fixiert, und kann nicht versehentlich verstellt werden.


    Die Scharfstellung erfolgt über ein sehr griffiges Rad, welches leicht und weich, aber nicht zu leicht zu drehen ist. Der optimale Schärfepunkt konnte immer leicht gefunden werden, nur bei extrem dunklen Objekten (Gras und Bodenplatten im Dunkeln) ist es etwas schwieriger, was aber bei den anderen 4 Gläsern noch schwieriger ist.


    Die Vergütung der Objektive macht einen sehr guten Eindruck, die leuchtenden Birnen der Deckenlampe schimmern nur leicht auf dem Glas. Im Tubusinneren sind die Blenden zu sehen, nur eine leicht aufgehellte Stelle ist sichtbar. Schraubenköpfe gibt es auch hier nicht zu finden.


    Das Pentax ist sehr griffig, und liegt gut in der Hand. Das Gewicht ist auch sehr angenehm.


    Die Abbildungsqualität ist meines Erachtens nach sehr gut! Auf dem Mond werden die Licht-Schatten-Kontraste enorm stark wiedergegeben. Wie schon beim Minolta geschrieben, sind im Pentax die Details erheblich besser und viel knackiger zu erkennen.


    Die Sternabbildungen sind im Pentax am brillantesten, das helle Leuchten der Plejadensterne, Farbunterschiede zwischen verschiedenen Sternen kommen gut am Auge an.
    Ich bin auch der Meinung, daß das Auflösungsvermögen des Pentax am besten ist, das konnte ich auch am Orionnebel erkennen, wo die meisten Details sichtbar waren.


    Dort waren auch die Dunkelgebiete um den Nebel herum am besten zu erkennen. Wahrscheinlich liegt das an der guten Kontrastwiedergabe des Glases.


    Farbige Kanten gibt es auch beim Pentax. Diese sind lilafarben, fallen aber eher gering aus. Gegen Streulicht ist das Pentax sehr unanfällig, lediglich bei starkem, direkten Gegenlicht wird ein hellgrauer Schein sichtbar.


    An der Vorderseite des Glases kann man die Schraube für das Stativadaptergewinde abschrauben. Wie schon geschrieben, sind dort werksseitig die Bändel dran, an denen die Objektivkappen hängen. Die Schraube kann aber nicht abfallen, da die Bändel mit einer Art Überwurfmutter gesichert sind. Der TS-Stativadapter passt leider nichts ans Pentax, man braucht einen schmaleren, z.B. den Pentax-N-Adapter.



    Das Pentax hat es bei meinem Vergleich also auf den ersten Platz gebracht. Alleine schon der perfekte Anblick der Mondkrater und Gebirge hat viel dazu beigetragen, die Sternabbildung ebenso.
    Es ist wie gesagt das teuerste im Testfeld, aber ich bin bereit, den Preis zu zahlen, da ich häufig mit dem Fernglas beobachte, und meine Freude daran habe.


    Vielleicht ist dieser Bericht etwas unstrukturiert, evtl. sind manche Aussagen ungenau oder nicht detailliert genug. Wenn ihr also weitere Fragen habt, versuche ich, sie bestmöglich zu beantworten!

  • Hi,


    also ich finde deinen Vergleich und Bericht sehr informativ und wollte mich bei dir bedanken. Ich finde es schön, wenn Leute, die verschiedene Sachen testen, darüber auch berichten, wovon andere "zehren" können.


    Mach weiter so, ich freue mich schon auf deinen nächsten Vergleichsbericht.



    Ciao Falko

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