BB Winterspechteln mit 16"

  • Hallo zusammen


    Habe die Nacht vom 10.2.08 auf den 11.2.08 mal endlich wieder Zeit zum spechteln gefunden. Nach vier Monaten hatte ich schon regelrechte Entzugserscheinungen, aber ich hatte die letzten Wochen leider sehr wenig Zeit und das teilweise miese Wetter tat dann noch sein übriges dazu.
    Doch das gewaltige Hochdruckgebiet das sich zur Zeit über uns breit macht sollte diesmal ausgenutzt werden und so karrte ich meinen 16" Dobson gegen halb zehn an meinen Beobachtungsplatz ins Feld.
    Nachdem der Dobson aufgebaut und justiert war und gegen 10 Uhr der Mond untergegangen war konnte es dann los gehen. Die Bedingungen waren zu beginn noch nicht ganz optimal. Mein erst kürzlich erworbenes SQM Gerät registrierte am Anfang Werte um die 20,90 mag was sich aber im laufe der Nacht immer verbesserte. Spätestens ab 1 Uhr wenn in den Umliegenden Ortschaften die Straßenbeleuchtung größtenteils ausgeschaltet wird hatte ich dann Werte zwischen 21,15-21,20 mag.


    Hier nun meine Liste der Objekte.


    IC 342 (SQM 20,90)
    Ziemlich schwache Galaxie die zum Zeitpunkt der Beobachtung schon recht tief stand. Sehr groß aber geringe Flächenhelligkeit, bei 72x ein blasser Nebel der diffus erscheint und sich nur schwach vom Hintergrund abhebt. Über die Galaxie sind einige hellere Vordergrundsterne verteilt, außerdem ist ein leicht helleres Zentrum erkennbar, ansonsten strukturlos.


    IC 356 (SQM 20,90)
    Recht helle und schon bei 93x direkt sichtbare Galaxie. Am besten bei 278x, leicht länglich in Elongation O-W, hellerer flächiger Kern, nach außen hin schwächer und diffus, etwas NO des Zentrums steht ein schwächerer Feldstern.


    NGC 1485 (SQM 20,90)
    Helle Galaxie und bei 93x direkt noch erkennbar. Am besten bei 186x, deutlich länglich in Elongation NNO-SSW im Verhältniss von ca. 1:2,5. Die Helligkeit ist etwas unregelmäßig verteilt, der N Teil der Galaxie ist heller und besser begrenzt während der S Teil schwächer ist und eher diffus ausläuft. Am SO Rand der Galaxie steht ein schwächerer Feldstern.


    IC 1747 (SQM 21,01)
    Heller und direkt einfach sichtbarer PN. Reagiert sehr gut auf den O-3 Filter. Relativ klein und rund, homogene Helligkeitsverteilung. Der W Rand scheint leicht schwächer definiert aber ansonsten gut begrenzt, bei 390x meine ich am N Rand des PN einen helleren Knoten zu erkennen.


    IC 289 (SQM 21,01)
    Mittelheller PN der bei 93x zwar noch direkt erkennbar aber am besten indirekt sichtbar ist. Mit O-3 Filter dann auch direkt deutlich sichtbar. Am besten bei 278x. Der O Berich ist leicht heller und auch besser begrenzt als die gegenüberliegende Seite. Kein Zentralstern sichtbar.


    NGC 1501 (SQM 21,09)
    Hell und bei 93x direkt einfach sichtbarer PN. Am besten bei 278x. Einfach sichtbarer Zentralstern, der PN erscheint annähernd rund und auf den ersten blick homogen. Bei genauerer Beobachtung erkennt man das die Nebelscheibe nicht völlig gleichmäßig ausgeleuchtet ist, es scheinen sich dort mehrere dunkle Flecken zu befinden. Der Rand des PN ist gut begrenzt wobei der N bereich heller erscheint als die gegenüberliegende Seite und aus zwei getrennten Filamenten zu bestehen scheint. Auf jeden Fall ein interessantes Objekt.


    NGC 1569 (SQM 21,09)
    Ziemlich helle Galaxie, bei 186x deutlich länglich in Elongation NW-SO, ca. 1:2,5. Sehr ungewöhnliche Helligkeitsverteilung, der NW Teil ist mit Abstand am hellsten, nach SO hin wird die Galaxie recht schnell schwächer und läuft diffus aus. Oberflächlich betrachtet sieht die Galaxie einem Kometen ähnlich.


    NGC 1469 (SQM 21,09)
    Recht helle und direkt sichtbare Galaxie. Leicht länglich in Elongation NW-SO, nach außen hin schwach auslaufend, deutlich hellerer flächiger Kern, am besten bei 278x.


    Hickson 37 (SQM 21,09)
    Interessante Galaxiengruppe, am besten bei 278x. NGC 2783 mit Abstand am hellsten und direkt ohne Probleme sichtbar, leicht oval in N-S und zum Zentrum heller werdend mit flächigem Kern und nach außen diffus auslaufend. Unmittelbar O und um einiges schwächer steht UGC 4856 die aber indirektgut sichtbar ist. Sie ist eine auffallend längliche und schmale Edge-On-Galaxie in Elongation O-W im Verhältniss von ca. 1:3 mit gleichmäßiger Helligkeitsverteilung. Zwischen diesen beiden Galaxien, etwas näher zu NGC 2783, kann ich noch PGC 26004 indirekt schwach als sehr kleinen runden Nebel erkennen. PGC 26005 und PGC 26006 waren nicht sichtbar.


    Abell 33 (SQM 21,09)
    Ohne Filter nur schwach sichtbar, aber mit O-3 Filter bei 93x dann eine deutliche Sache. Der PN ist als großer runder Nebel unmittelbar NO eines 7mag hellen Vordergrundsternes noch direkt sichtbar und besitzt eine homogene Helligkeitsverteilung mit gut begrenztem Rand. Im NW Teil des PN stehen zwei schwächere Vordergrundsterne.


    Hickson 40 (SQM 21,15)
    Sehr kompakte Hickson Gruppe die zur Auflösung höhere Vergrößerung erfordert. Bei 278x sind 3 Galaxien zu erkennen. PGC 27509 im Zentrum der Gruppe am hellsten und direkt noch sichtbar als annähernd runder Nebel mit hellerem fast Sternförmigem Kern. Südlich davon PGC 27513 nur indirekt sichtbar als runder gleichmäßig heller Nebel, und als Nördlichste Galaxie der Gruppe noch PGC 27516 die ebenfalls nur indirekt, etwas schwächer als PGC 27513, als kompakter kleiner Nebel sichtbar ist und unmittelbar NW eines schwächeren Feldsternes steht. Die Galaxien PGC 27508 und PGC 27515 konnte ich auch bei 390x nicht erkennen.


    NGC 3184 (SQM 21,15)
    Helle und bei 93x direkt sichtbare Galaxie. Groß und rund, nach außen hin diffus auslaufend, hellerer leicht flächiger Kern. Spiralstruktur nur Ansatzweise erahnbar. Im N Teil der Galaxie steht ein hellerer Feldstern und ein weiterer schwächerer Stern steht O des Zentrums.


    M 108 (SQM 21,15)
    Wunderschöne Edge-On-Galaxie. Deutlich langgestreckt in Elongation O-W im Verhältniss von ca. 1:4. Die Galaxie ist deutlich strukturiert, es sind mehrere Dunkle Flecken und hellere Knoten sichtbar. Bester Anblick bei 150x. Im Zentrum der Galaxie steht ein hellerer Vordergrundstern, zwei weitere Sterne stehen im O Teil der Galaxie. Nord und Südkante der Galaxie gut begrenzt während sie in länglicher Richtung leicht diffus ausläuft. Am O Ende der Galaxie der erste hellere Knoten gefolgt von einem auffälligem Dunklem Einschnitt. Der zweite helle Knoten steht unmittelbar O des Sternes im Zentrum der Galaxie welchem sich wieder ein auffälliger Dunkelnebel anschließt, ihm folgt dann der hellste Knoten in der Galaxie zum W Ende hin. Sicher eines der strukturreichsten Messier Objekte!


    M 97 (SQM 21,15)
    Eulennebel bei 150x direkt einfach sichtbar als runde gut begrenzte Nebelscheibe, am besten bei 186x. Die beiden Augen relativ gut sichtbar wobei das Südliche etwas deutlicher erkennbar ist, auch der Zentralstern war indirekt dauerhaft sichtbar.
    Die in manchen Katalogen angegebenen 15,9 mag sind doch sicher nicht richtig, oder[?]


    NGC 4244 (SQM 21,15)
    Als letztes Objekt der Nacht dann noch eine der schönsten und eindrucksvollsten Galaxien in Kantenlage am Himmel.[8D]
    Extrem langgestreckt und schmal in Elongation NO-SW mit einem Verhältniss von ca. 1:8. Füllt das Gesichtsfeld des 13er Nagler Okulars (150x) schon recht ordentlich aus. Die Enden der Galaxie laufen spitz zu und werden nach außen hin schwächer. Zum Zentrum hin wird die Galaxie leicht heller, besitzt aber kein besonders ausgeprägtes Kerngebiet. Am NO Ende der Galaxie nehme ich bei indirekter Beobachtung eine leicht hellere Kondensation wahr die sich Östlich eines Vordergrundsternes befindet.
    Dieses Teil muß man einfach gesehen haben.[:p]


    Danach bin ich noch einen moment bei 278x in den Spiralarmen von M 51 versunken und schaute mir zum Abschluß noch Saturn an.
    Gegen 3.30 Uhr baute ich dann wieder alles ab und machte mich auf den weg nach Hause.


    Ich hoffe mein kleiner Ausflug in die tiefen des Universums hat euch gefallen, und wünsche allen noch eine angenehme Woche.


    Viele Grüße


    Mike

  • Hi Mike [8D]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich hoffe mein kleiner Ausflug in die tiefen des Universums hat euch gefallen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Klar hats gefallen. Danke für den Bericht! [:)] NGC 4244 ist wirklich eine Augenweide. Eine wunderbare Lichtnadel und dazu noch sehr anmutig. Nach den Kondensationen hab ich mit 13" auch geschaut, aber so sicher war ich mir da nicht. Deswegen hab ich's als Nichtgesehen eingestuft. [B)]


    Die Spiralarme von NGC 3148 konnt ich mit indirektem Sehen auch wahrnehmen, wenn auch nicht sehr deutlich. Aber sie waren definitiv da.


    Christian

  • Hallo Jens


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Unwissende Frage, was ist ein SQM Geraet?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das SQM Gerät (Sky Quality Meter) misst die Helligkeit des Himmels, also praktisch wie dunkel der Himmel an deinem Beobachtungsort ist.
    Bei dem angezeigtem Wert handelt es sich um die Flächenhelligkeit die in Größenklassen pro Quadrat-Bogensekunde angegeben wird. Je größer der Wert um so dunkler der Himmel.
    Das Gerät wird nun mit ausgestrecktem Arm in den Zenit gehalten und ein Knopf gedrückt. Der sich im oberen bereich des Gerätes befindliche Sensor misst dann die aus einem 80° weiten Kegel eintreffende Lichtstrahlung.
    Vorteil dieses Verfahrens ist das die Messergebnisse jederzeit untereinander verglichen werden können. Bei der Grenzgrößenschätzung mit bloßem Auge ist die Streuung bekanntlich sehr groß, was ich selber schon öfters erlebt habe. Ich selber tue mich da als Brillenträger auch eher schwer und sehe meist weniger schwache Sterne als andere Beobachter. Deswegen ist es auch noch recht schwierig zu sagen welcher SQM Wert in etwa der Grenzgröße mit bloßem Auge entspricht.
    Als Anhaltspunkt hier mal die Werte aus der Beschreibung des Gerätes.


    - nautische Dämmerung &lt;13
    - bürgerliche Dämmerung 13-19,5
    - astronomische Dämmerung &gt;19,5
    - Vororthimmel 19,5-20,3
    - schlechter Landhimmel 20,4-20,9
    - guter Landhimmel 21,0-21,3
    - Alpenhimmel 21,4-21,7
    - Namibiahimmel &gt;21,8


    Ich hoffe deine Frage beantwortet zu haben.


    Viele Grüße


    Mike

  • Hallo Mike,


    klar hat der Bericht gefallen [:)] - vielen Dank dafür. Für mich ist es auch immer besonders interessant Berichte von Leuten zu lesen, die mit ähnlichem Equipment unter dem Sternenhimmel beobachten.


    Eine Ergänzung zum SQM:
    Ab guten, bedingt weniger bei schlechtem Landhimmel wird der Einfluß der Milchstraße für SQM-Werte relevant. Warum? Diese trägt dann einen relevanten Anteil an Hintergrundhelligkeit ein. Der Effekt ist je größer, je zentraler die Milchstraße im Zenith steht, und wie hell die Milchstraßenregionen sind. Um diesen Einfluss zu kompensieren haben wir (eine kleine, verworene Gruppe [;)]) ein Programm erstellt, um diesen Effekt zu kompensieren.
    Dazu wurden die Flächenhelligkeitsanteile der Milchstraße in Abhängigkeit zur Sternzeit (für 50 Grad nördliche Breite) ausgewertet, diese Beiträge auf SQM-Werte zurückgerechnet. Am Ende ist eine kleine Excel-Tabelle herausgekommen.


    Wen es interessiert kann die Tabelle gerne von mir bekommen.


    Viele Grüße


    Achim


    p.s. die Wintermilchstraße im Zenith macht - bei unbereinigten Werten - von SQM21,20 ausgehend 0,2Punkte Unterschied, d.h. ohne Milchstraße wären es dann 21,4
    p.p.s bei Namibischen Bedingungen mit Schützen im Zenith beträgt die Differenz (21,4 unkorrigiert) bis über 0,5 Punkte, bei SQM unter 20,5 ist eine Korrektur kaum mehr nötig

  • Hallo -
    eine Frage: wie berücksichtigt das Gerät die Durchsicht? D.h. das Gerät misst dunklen Himmel, aber die Sterne sind trotzdem schwach und fst schlecht.


    Thomas

  • Hallo Mike,
    ich finde deinen BB auch sehr gelungen, vor allem weil ich auch mit einem 16er beobachte.
    So kann ich meine Beobachtungen sehr gut mit deinen vergleichen.
    Allerdings bin ich ja erst vor kurzem von Goto gesteuerter Fotografie zum Dobsonschubsen gewechselt, so das ich noch viel üben muss bis ich auch die schwierigeren Objekte finde.
    Letztes WE konnte ich zum Glück immerhin insgesamt 12 Std. üben.[:D]
    Mein SQM habe ich seit ca. 3 Wochen und bin begeistert. Ich habe mein SQM jetzt immer dabei, so das ich in klaren Nächten auch die Qualität mehrerer Beobachtungsplätze direkt miteinander vergleichen kann.


    Gruß
    Peter

  • Hallo Thomas


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">wie berücksichtigt das Gerät die Durchsicht?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Gewisse Objekte die sich im Erfassungskegel des Gerätes befinden können natürlich das Ergebnis für den übrigen Himmelhintergrund verfälschen. Wie Achim schon schrieb kann das bei gutem Himmel die Milchstraße sein, aber auch Mond, helle Wolken und Streulicht das auf den Sensor fällt lassen den Himmelshintergrund dann heller erscheinen als er in wirklichkeit ist. Auf der anderen Seite können dunkle Wolken, dunkle Gebäudewände und Bäume die sich im Erfassungsbereich befinden das Ableseergebniss zu mehr Dunkelheit hin verfälschen.
    Deshalb sollte man das Gerät auch nur dort verwenden wo keine Abschattung bis in 40° Höhe vorhanden ist.
    Ganz sicher bin ich mir was die Durchsicht betrifft auch nicht, da ich selber das Gerät erst seit zwei Wochen besitzte und es das erste mal am Himmel eingesetzt habe. Vielleicht kann ja einer der Erfahrenen Beobachter die das Gerät schon länger haben noch etwas dazu schreiben.


    Viele Grüße


    Mike

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