Hallo Kollegen,
hab gestern bei Durchsicht 6.5m und passablem Seeing meine beiden Okulare 12mm RKE Edmunds und 13mm Nagler T6 direkt verglichen. Völlig unerwartet war das RKE am Newton f4.5 das bessere Okular, das Nagler aber am Refraktor. Das RKE gilt als "Planetenokular" für hohe f und funktioniert da auch sehr gut. Über deep sky Einsatz liest man wenig. Das Nagler gilt als hochwertiges Weitwinkel für deep sky und wird überall für scharfe Newton empfohlen.
Objekte:
- Trapez Orion
- M46 mit planetarischem Nebel NGC2438
- M35 mit schwachem Nachbarsternhaufen NGC2158
12mm RKE 350f4.5 (ohne Parrcorr oder ähnliches)
Trapez war mit allen 6 Sternen problemlos aufzulösen, solange halbwegs in Mitte des 45° Gesichtsfeldes, bei Bewegung des Teleskopes tritt ein Verzerrungseffekt am Rand des Okulares auf, den ich sonst nur aus Beschreibungen der Nagler kenne. Newton Koma am Rand des Okulares deutlich zu sehen, hat mir aber ermöglicht, den Newton perfekt so zu justieren, das Komafreie Zone direkt in der Mitte des Gesichtsfeldes lag.
Planetarischer Nebel NGC2438 ist, wenn in die Mitte gestellt, eine schöne scharfe Scheibe mit hellem Rand und erscheint gegenüber Nagler gefühlsmäßig 0,5m heller, ein Quantensprung zum Nagler, Gesamteindruck super ästhetisch.
Sternhaufen NGC2158 läßt sich in viele Einzelsterne auflösen, in 15° Gesichtsfeld fast nadelfeine Sterne, weiter außen leicht vergrößert, aber immer noch ästhetisch, Gesamteindruck super ästhetisch
13mm Nagler T6 350mmf4.5
Von den 6 Trapez Sternen meist nur die 5 helleren zu sehen. F Komponente wird immer wieder verschluckt. Mag auch Seeing und Vergrößerungsbedingt sein, hab aber immer wieder gewechselt. RKE deutlich besser. Sterne im RKE wenigstens in der Mitte kleiner.
Plantarischer Nebel schön zu sehen, aber nicht so kontrastreich und hell wie im RKE, matschigerer Eindruck, wenig Details im Nebel.
NGC2158 eher eine Wolke als hochaufgelöst, einige Einzelsterne zu sehen.
Zusammenfassung 350f4.5:
in der Mitte FOV ca. 20° des RKE 12mm (einfaches inverses Kellner Design, günstig)hat das RKE zum Nagler deutlich kontrastreichere und schärfere Abbildung und trotz etwas höherer Vergrößerung kleinere Sternabbildung. RKE verzeichnet am Rand kräftig, was aber nicht extrem negativ auffällt, wenn man Teleskop nicht bewegt. Für die kleinen Objekte ist RKE dem Nagler deutlich überlegen und erstaunlicherweise auch mit f4.5 empfehlenswert (gegen jeden Literaturhinweis), wirklich ein überraschender Tipp für den Newton!
RKE 12mm APO ED80 600mm
Trapez war mit 4 Sternen problemlos aufzulösen, leichte Verzerrungseffekt zum Rand hin, ca.7° FOV zu Rand etwas schlechter als Mitte, aber nicht wirklich schlecht, kaum Verzeichnung.
Planetarischer Nebel NGC2438 ist, wenn in die Mitte gestellt, eine erahnbare Scheibe, aber nur indirekt wirklich zu sehen .
Sternhaufen NGC2158 ist kleine unspektakuläre unaufgelöste Wolke
13mm Nagler ED80
Trapez schön scharf in 4 Sterne aufgelöst, ästhetisch astrein.
Plantarischer Nebel deutlich ohne Probleme indirekt zu sehen. Er ist "da". Das 13mm Nagler scheint hier lichtstärker als da RKE (auch hier immer wieder gewechselt, reproduzierbar!).
NGC2158 eine deutliche helle Wolke am Rande von M35, kleine saubere Sterne in M35, ästhetisch astreiner Anblick beider Haufen, wobei der NGC eher wie ein Komet rüberkommt.
Zusammenfassung ED80:
Das Nagler 13mm ist am APO Refraktor für mich völlig unerwartet dem RKE 12mm in vielen Beziehung leicht bis deutlich überlegen. Die Sternabbildungen sind in der Mitte gleichwertig, am Rand im Nagler besser. Am Newton aber ist das Nagler dem RKE unterlegen, jedenfalls in der Mitte des Gesichtsfeldes, da aber deutlich. Gibt es jemanden, der ähnliche gerätespezifische Erfahrung mit Topokularen hat?