Komet 17P/Holmes: Helligkeitsausbruch!

  • Hi,


    in München haben sich netterweise die Wolken gerade verzogen und neben einem schönen hellen Vollmond gibt es trotzdem noch den Kometen Holmes mit blosem Auge zu sehen!


    Mit blosem Auge erscheint er praktisch stellar. Er liegt helligkeitsmäßig zwischen beta (2m1) und delta Persei (3m0), allerdings näher bei delta, also vielleicht so bei 2m7.


    Im 8x56 Fernglas und im 114mm Newton bei 18-160fach sieht man einen hellen "Kern" in einer deutlich größeren Hülle. Der sichtbare Kern ist etwa 6 mal kleiner als die Hülle und sitzt leicht azentrisch. Das was man visuell als Kern sieht ist aber bestimmt noch viel größer als der echte feste Kern des Kometen. Den ganz kleinen hellen Kern wie auf dem Foto heute bei APOD habe ich nicht gesehen:
    http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap071026.html


    Geschätzter scheinbarer Durchmesser der Hülle (aus Gesichtsfeld bei maximaler Vergrößerung mit meinem 114mm Newton): 2,5 Bogenminuten.


    Hat jemand Daten, wie groß die Hülle (in km) etwa sein könnte?


    Echt ein heißes Teil!


    Gruß,
    Martin

  • Moin Martin!


    > Geschätzter scheinbarer Durchmesser der Hülle (aus Gesichtsfeld bei maximaler Vergrößerung mit meinem 114mm Newton): 2,5 Bogenminuten.


    > Hat jemand Daten, wie groß die Hülle (in km) etwa sein könnte?


    Da der Komet im Moment 1,6307 AE von der Erde entfernt ist, hast Du alle Daten, um das auszurechnen... [;)]

  • Guten Abend sehr geehrte (griechische) Mathematiker, [;)]


    kann ja sein, dass ich mich jetzt blamiere, aber Trigonometrie ist bei mir schon ein bißchen länger her... [:D]


    Bei einem scheinbaren Komadurchmesser von 2,5' am Himmel und einer Entfernung von 1,6307 AE beträgt der Durchmesser der Koma ca. 177400 Km. (?)


    Gruß


    Andreas

    Gruß & cs

    Andreas


    Meade LXD55 10" f/4 | GSO Dobson 8" f/6 | TS PHOTOLINE 3" f/7 Apo | Fujinon 10x70 FMT-SX2 | Fujinon 16x70 FMT-SX | AstroTrac TT320X-AG | Canon EOS 1000Da / 600Dfs / 6D

  • Hallo Andreas,


    ich habe nachgerechnet und bin auf die gleiche Größe der Koma gekommen[:)]


    Laut Wikipedia hatte Hale-Bopp 1997 einen Durchmesser von 150 Millionen km. Da wäre Holmes also noch eher klein dagegen.


    Gruß,
    Martin

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: MartinM</i>
    <br />Hallo Andreas,
    Laut Wikipedia hatte Hale-Bopp 1997 einen Durchmesser von 150 Millionen km. Da wäre Holmes also noch eher klein dagegen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo,


    das ist falsch. Die 150 Millionen Kilometer waren bei Hale-Bopp die Länge des Staubschweifs. Die Koma hatte einen maximalen Durchmesser von 2,5 Mio Kilometern (1,5 Mio im Perihel).
    Quelle: http://kometen.fg-vds.de/koj_1997/c1995o1/95o1_aus.htm


    Gruß
    Christian

  • Hallo Kometenfreunde,


    Das war gestern viel Arbeit mit dem Wolkenschieben, zuletzt hielten sich die letzten Wolkenfetzen sehr lange genau im Bereich Perseus und Fuhrmann, der grelle Vollmond war natürlich frei. Da wo die Wolkendecke dünner war, konnte man ihn schon gut mit freien Auge erkennen, mit dem 10x30er Fernglas war die flächenhaftige Struktur schön zu sehen.


    Dann ging's erstmal zum Vollmondstammtisch unserer Astrogruppe. Einer hatte sein neues 20x100 Miyauchi auf Manfrotto-Stativ dabei. Bei klarem Himmel war die Beobachtung sehr gut möglich. Ein Bild was mich schon sehr beeindruckt hat. Bei geringer Vergrößerung erscheint der Komet mit einem hellen Kern und einer gleichmäßig erleuchteten Koma. Dies sieht ein wenig unwirklich aus, da ja in der Regel die Helligkeit nach außen hin abnimmt, nicht so bei Holmes.


    Als ich dann wieder zuhause war, holte ich gleich den 10" Dobson raus. Der Himmel war jetzt schon leicht diesig und der nahestehende Vollmond tat sein übriges. Mit freien Auge war die Sichtbarkeit nicht mehr recht auffällig, fst etwa nur noch 3mag. Im Teleskop erschlossen sich aber viele interessante Details, am besten mit 140facher Vergrößerung (Okular: 8mm Hyperion). Mangels Meßokular kann ich die Größe nur schätzen: etwa 4'. Die Koma erscheint kreisrund, im geometrischen Zentrum ein absolut stellarer, sehr heller Kern. Die Grundhelligkeit der Koma ist sehr homogen, die den Komet wie gemalt erscheinen läßt. Ich hatte den Eindruck, daß der äußere Randbereich sogar noch ganz leicht heller ist und mir der Komet als ganzes plastisch als Kugel vorkommt. Nur der absolut äußerste Rand fällt dann nach außen hin schnell ab in der Helligkeit und verliert sich dann im Raum. Dieser sehr schmale Bereich erscheint leicht zerfranst. Im Inneren der Koma gibt es noch zwei interessante Details. Zum einen ein leicht hellerer knapp 1' großer Bereich, der sich scheinbar wie eine Wolke westlich vom Kern anschließt. Man könnte schon den Eindruck bekommen, als würde sich ein Staubwolke vom Kern lösen. Auf der anderen Seite, gegenüber vom Kern, ist die Koma an einer etwa 1,5' großen Stelle etwas dunkler, liegt aber nicht am Kern an, sonder mehr zum Rand der Koma. Außerhalb der Koma sind keine Details, wie etwa Schweif zu erkennen, die Hintergrundhelligkeit des Himmels ist aber auch so hoch, daß hier Strukturen schon sehr hell sein müßten, um was erkennen zu können.


    Mit einer kompakten Digitalkamera habe ich dann mal draufgehalten, um einen unverfälschten Eindruck zu schaffen (es geht nicht um prettyPictures), habe ich das Foto völlig unbearbeitet belassen und nur 50% verkleinert: Hier
    KB-Brennweite etwa 250mm, 5 sek. belichtet, ohne Nachführung. In der Mitte der Komet, der hellste Stern rechts ist deltaPer mit 3,02mag.


    All die Details, die zu erkennen sind, umfassen ein sehr weiten Helligkeitsbereich, sodaß es sicher nicht einfach ist, dies fotografisch so festzuhalten. Die Bilder, die ich bisher sah, können dies nicht vermitteln. Aber die Beobachtungszeit beginnt ja erst noch und ich drück' allen die Daumen, daß alle ihn beobachten können.


    Viele Grüße
    Rudi

  • Moin zusammen!


    &gt; Bei einem scheinbaren Komadurchmesser von 2,5' am Himmel und einer Entfernung von 1,6307 AE beträgt der Durchmesser der Koma ca. 177400 Km. (?)


    Das war auch mein Ergebnis. [:D] (man muß ja nicht alles verraten...)
    Im Nachbarforum ist ein schöner Größenvergleich mit dem Vollmond von letzter Nacht zu sehen. Da sich die sichtbare Koma jetzt ausdehnt, nimmt auch der wahre Durchmesser stetig zu.


    Größenvergleich 17P/Holmes / Mond

  • 17P/Holmes Beobachtungsbericht vom 26. Okt. 2007, ca. 21-24:00 Uhr MESZ.


    Wir sind gestern in die Voralpen und hatten bei einer Höhe von ca. 1.100 m ü N.N. den Nebel unter uns und ca. 50% Bewölkung über uns, dazwischen jedoch sehr gute Transparenz, fst. ca. 5,5 mag, trockene Luft, der fast Vollmond wie ausgestanzt, ich konnte die Karten beim Mondlicht lesen.


    Einhellige Meinung von uns allen: "So was habe ich bisher noch nicht gesehen" - und der Spruch kam von Leuten, die schon seit 20-30 Jahren dabei sind.


    <font color="orange"><b>Freies Auge:</b></font id="orange">
    Man muss nicht Sherlock Holmes heißen, um das DING zu finden. Sofort dominant als "neuer Stern" im Perseus fast einen rechten Winkel mit Alpha zu Delta Persei bildend - entfremdet das Sternbild geradezu.
    Im ersten Blick stellar, beim genauen Vergleich ganz leicht ausgefranster als ähnlich helle Sterne. Warmer Farbton, geschätzte Helligkeit 2,6 mag (17P/ 5 Stufen heller als Deta Per, 3 Stufen heller als Gamma Per, ganz leicht heller oder gleichhell wie Delta Cas).


    <font color="orange"><b>Fernglas 10x50 und 16x70:</b></font id="orange">
    Runde bis leicht ovale O-W elongierte extrem helle Scheibe mit noch hellerem Kern, schlagartiger Helligkeitsabfall nach außen. Wie ein abartig heller planetarischer Nebel mit hellem Zentralstern. Nur die gelblich orange Färbung passt nicht zu einem Planetary. Etwas kleiner als der Abstand von Epsilon Lyr, also ca. 2,5', vielleicht etwas mehr. Im 16x70 Fujinon beieindruckend.


    <font color="orange"><b>130 mm F76 Binoptic Bino:</b></font id="orange">




    Dieser Anblick zieht mir endgültig die Schuhe aus. Bester Gesamteindruck mit den 13 mm Naglern = 60x:
    Die ca. 2,5' oder etwas größere Koma als kreisrunde unnatürlich helle Scheibe in deren genauer Mitte der auch bei 110x absolut stellare sehr helle Pseudonucleus thront. Von diesem nach W ausgehender heller Fächer ca. 90° aufgefächert und bis ca. 1/2 weit in die Koma reinragend. Danach deutlich schwächer, und zum Rand der Scheibe wieder heller. Auch auf der Ostseite dunkleres Segment. Sieht aus wie ein Spiegel im Foucaulttest mit einer Zone bei 70% Radius. Rand der Koma ganz leicht heller als weiter innen. Nach außen schlagartiger Helligkeitsabfall, geradezu unnatürlich für ein astronomisches Objekt.
    Nachtrag zur Farbe: Warmer Farbton, gelblich- orange Scheibe. Pseudonucleus weiss, Fächer auch weiß mit leichtem Grünschimmer? (letzteres unsicher).
    Bis zum doppelten Komaradius ganz schwaches Halo um das Objekt, das am Rand scheinbar etwas heller wird um dann abrupt im vom Mond aufgehelltem Hintergrund überzugehen. Ich dachte zuerst an einen Kontrasteffekt, doch die Kumpels bestätigten diesen Außenring als real. Man musste mich von den Okularen zerren, einfach brutal!
    Ähnliche Erscheinung auch im 6" f/5 Newton, nur nicht ganz so kontrastreich. Im Laufe der 4 stündigen Beobachtung erschien mir das Teil zu angewachsen zu sein.


    Wer der Meinung ist, nach Shoemaker Levi, Hyakutake, Hale Bopp, Swassmann Wachmann und Mc. Naught schon so ziemlich alles an Kometenvariationen da oben in irgend einer Form gesehen zu haben, der schaue auf diesen Holmes. Er wird dein Astroweltbild verändern!


    Dank an Winnie für seine tollen Kometenkarten (auch wenn sie hier völlig überflüssig waren) und an alle, die Informationen zusammengetragen haben, dafür liebe ich dieses Forum! Trost an alle die fluchend unter den Wolken schmoren - die Welt ist halt ungerecht!

  • Hallo Stathis,


    da hast Du sicher einen der besten Berichte zur visuellen Sichtung geschrieben und auch eines der schönsten Trostworte gefunden:


    "Trost an alle die fluchend unter den Wolken schmoren - die Welt ist halt ungerecht!"



    ein wunderbar weiser Gedanke ! [:)]

  • "Trost an alle die fluchend unter den Wolken schmoren - die Welt ist halt ungerecht!"


    Vielleicht findet trotzdem jemand den Henkel zum Deckel von diesem *&?§§%[##!!] Suppentopf!


    Dann wäre den Backnanger Sternguckern auch ein Blick auf Holmes gegönnt[:)]
    <font size="3">Denn die Hoffnung stirbt zuletzt!</font id="size3">

  • Hallo Kometenfreunde,
    hier ists eben freigezogen und, trotz fast-Vollmond, konnte ich den Kometen sofort mit freiem Auge wahrnehmen. Schon so stellt er sich mir nicht ganz punktförmig dar, im 15x70 auffällig als Scheibchen.
    Habe also das 115/805er Binoptic rausgezerrt und kann mich nur Statis´ Beschreibung anschließen!
    Der stellare Kern erscheint mir von einem dunklen Ring umgeben zu sein, das kann aber auch eine Täuschung sein. Dann der etwa halbe Durchmesser sehr hell und anschließend bis zum scharf dargestellten Rand gleichmäßig etwas dunkler.
    Der stellare Kern sitzt etwas unsymmetrisch im Nucleus, mal sehen, was die nächste Zeit noch bringt!

  • Nachtrag: Der Kern stellt sich am nord-östlichen Rand des Nucleus dar!
    Leider ziehen jetzt hohe Schleierwolken durch, die durch die Säufersonne beleuchtet, den Kontrast versauen!

  • Gütiger!


    Die gestrigen Bilder waren von der Auflösung her zwar nicht mit deiner vergleichbar, aber trotzdem wage ich zu behaupten, dass das gestern definitiv noch *nicht* so aussah. Was tut das Ding da?


    Ciao,
    Roland

  • super, das Ding ist echt Klasse!!!


    Rund ist er aber im 6" nicht gewesen, auf der einen Seite total diffus und etwas Oval...
    Ohne Teleskop hab ich ihn aber nicht gesehen, zu hell. Naja, jetzt zieht Nebel auf, aber immerhin!

  • Wenn ich das so vergleiche, erscheint es, als wenn die Halo auf Deinem Bild nicht heraus kommt, Cai-Uso! Die Position des Kerns zum Nucleus sehe ich im Binoptic ähnlich. Was mich beschäftigt, ist der Eindruck einer schwach dunkleren Zone unmittelbar um den Kern herum. Ich erkenne sie aber nur im Binoptic mit beiden Augen, einäugig ist das nicht wahr zu nehmen.
    Kann das irgend jemand bestätigen?

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Übrigens: Absolut kreisrund und scharf begrenzt!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Dann lags vielleicht auch am nebel, der die ganze Zeit ein klein wenig da war...

  • Hallo Detlev,


    der Halo ist bei mir etwas schwach geworden - die DMK ist leider keine Deep Sky Kamera und länger zu belichten habe ich mich nicht getraut.
    Zwischen der äußeren schwachen und der helleren inneren Schale fällt die Helligkeit deutlich ab. Leider kenne ich nur kein Programm, das mir den Helligkeitsverlauf an einer vorgegebenen Schnittlinie anzeigt, das wäre nochmal interessant.

  • Konnte eben auch den Kometen festhalten. C8 mit Feldstecherobjektiv als Reducer, DMK-Kamera


    300 Bilder mit 1s, gestackt mit Registax



    Und hier ein L-RGB (bin mir aber diesbezüglich der Farbe nicht sicher=)



    Zum Herausarbeiten kernnaher Strukturen habe ich dann noch mal einen Sekanina-Larsen-Filter laufen lassen



    Hartwig

  • Hallo Kometen-Freude,


    wenn man sich das Bild und das durchgelegte Profil von cuwohler anschaut, dann sind die hellen Ränder, die Stathis gesehen har wohl doch optische Täuschungen, oder?


    Martin

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