BB mit 13": Highlights am Himmel

  • Hallo [8D]


    Gestern Abend zeigte sich der Himmel wieder in einem wunderbaren Blau. Keine Wolken waren zu sehen, so dass ich wieder meine sieben Sachen gepackt habe und nach VB hoch bin. Oben angekommen erwarteten mich angenehme Temperaturen, kein Wind (der ab Mitternacht dann aber deutlich aufgefrischt ist), eine fst von 6.2mag und ein super geniales Seeing. Das Seeing war so klasse, dass ich sogar bei 250x punktfeine Sternchen im Okular hatte. Irgendwie hab ich den Eindruck, dass das mit dem offenen Gitterrohr- Tubus zusammenhängt, denn eigentlich ist das nicht mehr normal, wie oft ich gutes Seeing hab. [:D]


    Eingestiegen bin ich im Sternbild Delphin. Den Anfang hat der <font color="red">Kugelsternhaufen NGC 6934</font id="red"> gemacht. Bei 60x war ein helles, diffuses Fleckchen zu erkennen, das ich bei 250x ohne Probleme bis ins Zentrum auflösen konnte. Weiter ging es zu <font color="red">NGC 7006</font id="red">, der mal eben 180.000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Sterne konnte ich hierin keine erkennen, aber der Halo erschien leicht gemottelt und unregelmäßig. Zum Abschluss hab ich mir noch den schönen <font color="red">Doppelstern gammy Del</font id="red"> angeschaut, der bei 120x einen wunderbaren Anblick bot. Zwei knallgelbe Sterne in engem Tanz. :o


    Da der Herkules so langsam am Untergehen war, hab ich noch einen Blick auf die beiden Kugelsternhaufen geworfen. Zuerst war <font color="red">Messier 13</font id="red"> an der Reihe. Schon bei 120x bot er einen umwerfenden Anblick, bei 250x ist mir fast die Luft weggeblieben. Eine riesige Kugel aus hunderten von Sternen, die grad mal eben ins Gesichtsfeld gepasst hat. Sternketten wanden sich nach außen, im Zentrum glitzerten die Sternchen um die Wette und der Hintergrund war von einem zarten, körnigen Leuchten angefüllt. Ein Bild, das man so schnell nicht wieder vergisst. 13" sind der Hammer... [:D] Weiter ging es zu <font color="red">Messier 92</font id="red">, der bei 250x ebenfalls einen atemberaubenden Anblick bot. Das dichte Zentrum glitzerte nur so vor hellen Sternen, feinster Sternstaub hob sich vor dem samtschwarzen Hintergrund ab.


    Als nächstes ging es in die Leier. Den Anfang machte <font color="red">eps Lyr</font id="red">, der allseits bekannte Vierfachstern. Bei 250x waren die engen Komponenten sehr gut getrennt, die Luft stand förmlich und die Sterne waren fast punktförmig mit kleinen Beugungsringen. Auf einmal hatte ich eine Idee: wenn das Seeing so super und der Himmel so klar war, musste ich den <font color="red">Zentralstern von M57</font id="red"> probieren. Der Ringnebel stand fast im Zenith. Wenn nicht jetzt, wann dann... Also zwischen die beiden Sterne gepeilt und das 6er Planetary reingemacht. Mich erwartete ein sehr heller Ring, dessen schmale Seiten ausgefranst waren. Das Innere war mit einem leichten Nebelschleier überzogen. Zuerst hab ich die Grenzgröße im Teleskop bestimmt. Einen Stern mit 15.7mag war mit indirektem Sehen ohne Probleme zu erkennen. Deswegen schätze ich, dass die visuelle Grenzgröße in dieser Nacht bei 16.1 mag gelegen haben wird. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: 16.1 mag!! 8O Vor ein paar Jahren hab ich davon nur geträumt und jetzt ist es Realität. *freu* Nun denn, nachdem ich eine Weile ins Innere gestarrt hatte, blitzte mehrmals ein Punkt auf. Sollte das etwa... Jep, er war es!! Extrem schwach und immer nur für kurze Augenblicke, aber er war da! Der Zentralstern vom Ringnebel!! Leicht übermütig suchte ich nach der kleinen <font color="red">Galaxie IC1296</font id="red">, die ja direkt neben dem Ringnebel bei einem kleinen Dreieck steht. Auch sie war mit indirektem Sehen etwa 30% der Zeit zu erkennen. Zwar nur als diffuses Fleckchen, aber sie war da. [:D] [:D] Was für eine Nacht!!


    Jetzt hatte ich mir was einfaches verdient. Ich zielte auf den <font color="red">Crescent Nebel</font id="red">, der bei 120x und UHC sehr viele Strukturen offenbarte. Es war ein fast geschlossener Kreis mit Filamenten und Nebelflecken zu erkennen. Direkt daneben ein <font color="red">Karbonstern</font id="red">, der in einem tiefen orangerot leuchtete. Wie musste dann erst der <font color="red">Zirruskomplex</font id="red"> wirken? Ich hab mir das Ding bestimmt ne Viertelstunde lang angeschaut und war von Minute zu Minute mehr fasziniert. Es war schwer, alle Filamente zu fassen, der Flügel des <font color="red">Sturmvogels</font id="red"> bohrte sich strahlend hell in die tiefschwarze Nacht, die Ränder wie bei einer Wirbelschleppe verdreht und innen mit feinsten Filamenten verziert. Wunderbar. Wirklich wunderbar. Nun war es an der Zeit für ein weiteres Objekt: <font color="red">der Cocoon-Nebel IC 5146</font id="red">. Nach einen Umweg über diverse Sternhaufen (man will ja auch nix auslassen) war ich an der Stelle angekommen. Schon ohne Filter empfing mich ein blasses Leuchten. Mit UHC war der Nebel dann sehr gut zu erkennen, in der Mitte leicht dunkler, am Rand mit dunkleren Flecken. Im Cocon selbst ein paar Sterne. Weiter ging es zu <font color="red">NGC7008</font id="red">, für mich einer der schönsten PN am Himmel. Bei 250x zeigte sich eine große, ovale Scheibe, aus der jemand ein Stückchen herausgebissen hatte. [;)] Die beiden schmalen Enden waren mit hell leuchtenden Nebelknoten aufgefüllt, in der Mitte glitzerte der Zentralstern, ein weißer Zwerg. Nun kam ein etwas größerer Schwenk zu <font color="red">NGC 7026</font id="red">. Wow!! Ein wunderbarer Pn, der bei 250x in zwei Hälften geteilt war und wie ein Rechteck aussah. Die kerzengerade, schmale Dunkellinie, die den Nebel zerteilte, war Hammer! Um das Rechteck konnte ich einen schwachen Halo aus feiner Nebelmaterie wahrnehmen. Ganz anders <font color="red">NGC 7027</font id="red">, der wie eine kleine Scheibe aussah. Das Ding war mit seinen 8.4mag so hell, dass ich mir lieber was anderes gesucht hab. Hab mich dann für <font color="red">NGC 7048</font id="red"> entschieden, der bei 250x als helle Scheibe erschien, die in der Mitte leicht dunkler war. Man könnte also auch von einem breiten Ring sprechen.


    Da ich jetzt genug von Sternhaufen und Nebeln hatte, bin ich in den Pegasus gewandert. Zuerst war <font color="red">Messier 15</font id="red"> an der Reihe. Bei 250x ist dieser Kugelsternhaufen eine Wucht! Das dichte, mit hellen Sternen angefüllte Zentrum dominiert den KH. <font color="red">NGC 7331</font id="red"> bot bei 250x ebenfalls einen tollen Anblick. Mit indirektem Sehen war das Staubband zu erkennen, das als leicht unregelmäßiger Schatten die Galaxie an einem Ende begrenzte. Nach einem kurzen Abstecher zu <font color="red">PN Jones 1</font id="red"> bin ich zur <font color="red">Galaxie NGC 7479</font id="red"> gedobst, die es mir schon länger angetan hatte. War bei 50x nur ein längliches Fleckchen zu sehen, schälten sich bei 250x zwei dünne, gewundene Spiralarme heraus, die der GX eine unvergleichliche Form gaben. Irgendwie anmutig wie eine Balletttänzerin. Weiter oben wartete <font color="red">Mirachs Geist NGC 404</font id="red"> auf mich. Bei 120x bot sich ein umwerfender Anblick. Ein sehr hell leuchtender, orangefarbener Stern, direkt daneben eine helle, elliptische Galaxie mit einem stellaren Kern. Wunderschön.


    Nun musste <font color="red">Messier 33</font id="red"> dran glauben. Ich hatte mir extra einen Ausdruck besorgt, um diese GX mal so richtig zu studieren. Bei 120x zeigten sich sogar mit direktem Sehen die drei großen Spiralarme. Kein Vergleich zu 8", wo man diese nur erahnen konnte. Mit 13" sind sie einfach da. Kein Raten, kein Augenverbiegen. Nix!! Nur genießen!!! [:D] Mit der Zeit schälten sich immer mehr Verdickungen heraus: Sternwolken und Gasnebel! Was für ein Anblick! Alles 3.1 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Weil das Seeing immer noch hervorragend war, wurde ich verwegen. Ich wollte versuchen <font color="red">C39, einen KH</font id="red"> in M33 zu sichten. Mit einer Helligkeit von 15.9mag sollte er kein leichtes Ziel sein, aber hey: heute ging schon so viel, warum also nicht auch das! Die Position war schnell gefunden. Und tatsächlich: bei 250x ging mir ein sehr schwaches, leicht diffuses Leuchten ins Netz, das 20-30% der Zeit zu halten war. *freuuuuuu* [:D] Das muss man sich mal vorstellen: man dobst fröhlich in der Gegend rum und sucht Dinge, die gerade mal 16mag hell sind. Noch viel faszinierender wird es, wenn man sich vorstellt, dass dieses Fleckchen aus Hunderttausenden von Sternen besteht und über 3 Millionen Lichtjahre weit entfernt ist. In meinem Wahn bin ich dann zu <font color="red">NGC 604</font id="red"> gehüpft, der hellste Gasnebel in Messier 33. Als ich mir ihn eine Weile bei 250x angeschaut hab, konnte ich es kaum fassen: es zeigten sich zwei feine Bögen, die aus dem Nebel herauskamen und in der Mitte blitzte ab und an ein feines Sternchen heraus. Details in einem Gasnebel in 3 Mio. LJ Entfernung!


    Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, peilte ich zu <font color="red">Gamma And</font id="red">, ein wunderschöner Doppelstern aus einer gelben und einer blauen Komponente. Was für ein Glitzern, was für Farben!! [:)] Als Kontrast diente <font color="red">eta Cas</font id="red">, einmal Gelb und einmal Rot. Wunderschön. Da ich schon in der Ecke war, dachte ich mir, dass es vielleicht ganz nett wäre, sich den <font color="red">Pacman Nebel NGC 281</font id="red"> anzuschauen. Mit UHC bei 120x zeigte sich die dicke Dunkelwolke, die sich wie ein Dolch in den Nebel bohrte. Die Ränder waren leicht ausgefranst bzw. gemottled. Ne kleinere DN konnte ich ebenfalls ausmachen. <font color="red">NGC 7789</font id="red">, nun ja, ihr wisst es... Ohne Worte. Der <font color="red">Eulensternhaufen</font id="red"> leuchtete in seiner ganzen Pracht und auch <font color="red">NGC 663</font id="red"> glitzerte fröhlich vor sich in. Über 50 Sterne... Weiter ging es zum <font color="red">Bubble-Nebel NGC 7635</font id="red">, der sich mir heute ebenfalls in Bestform zeigte. Der hellste Nebelbogen der Blase zog sich bis zu einem schwachen Stern, das Innere war mit leuchtendem Nebel aufgefüllt, auch auf der anderen Seite waren Nebelmassen zu sehen.


    Irgendwie musste ich nach so viel Schönheit wieder was schlichtes anschauen. Warum nicht nochmal den <font color="red">Quasar PG0117+21</font id="red"> in über 9 Milliarden Lichtjahren Entfernung. Bei 250x war er recht einfach als immer wieder herausblitzendes Sternchen zu sehen. Wie einfach heute alles ging... :o Nun dobste ich zu meiner Lieblingsgalaxie <font color="red">NGC 891</font id="red">, die sich bei 120x als feiner Strich mit zartem Dunkelband zeigte. Nun schraubte ich die Vergrößerung auf 250x herauf. Wow... Die Lichtnadel durchschnitt das gesamte Gesichtsfeld, das Staubband war deutlich zu sehen und reichte weit über die zentrale Verdickung, den Bulge, hinaus. Manchmal meinte ich, eine leichte Mottelung des Staubbandes zu erkennen, das dürfte aber eher Einbildung gewesen sein. Nun folgte noch ein Abstecher zu <font color="red">Abell 4</font id="red"> und zu ein paar Sternhaufen und Gasnebeln im Perseus, bevor ich mich zu <font color="red">NGC 6946</font id="red"> aufmachte, deren Spiralarme ich heute endlich einmal klar sehen wollte. Anfangs hatte ich wirklich Mühe, die hellen und dunklen Stellen zuzuordnen, aber mit der Zeit ergab sich ein Muster, das mit dem übereinstimmte, was ich an Bildern von der Galaxie kannte. Nach weiteren 10 Minuten war die Spiralstruktur klar sichtbar. 13" scheinen hier wohl die Untergrenze für eine verlässliche Sichtung zu sein.


    Ein Objekt möchte ich noch hervorheben: es ist dies <font color="red">Messier 76</font id="red">, ein sehr interessanter PN im Perseus. Schon ohne Filter war bei 120x ein sehr helles und längliches Objekt zu sehen, bei 250x mit UHC zeigten sich eine Menge Strukturen. Ich war überrascht, wie hell die Bögen waren, die von diesem Nebel ausgehen. Das Innere selbst war ebenfalls gemottelt.


    Den Abschluss der Nacht machten ein paar Sternhaufen im Fuhrmann und zuguterletzt warf ich noch einen Blick auf <font color="red">Messier 82</font id="red">, die noch ein wenig im etwas aufgehellten Dunst herumhing. Bei 120x zeigte sich dennoch eine schöne Spindel, die deutlich besser hervorkam als mit 8" unter guten Bedingungen. Neben zwei Staubbändern konnte ich auch zwei SSC's sichten, sogenannte Supercluster. Sie waren als schwache, sternförmige Punkte zu erkennen. Wie muss diese Galaxie erst wirken, wenn sie hoch am Himmel steht...


    Christian


    Edit: neuer Titel und M76 eingefügt.

  • Servus Christian,


    wieder einmal ein cooler Beobachtungsbericht von Dir ! Bin zwar etwas neidisch, weil ich dieses Wochenende zu nix gekommen bin, aber hey - meine Stunde wird schon noch schlagen ... hehe [:D]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Perseus, bevor ich mich zu <font color="red">NGC 6946</font id="red"> aufmachte, deren Spiralarme ich heute endlich einmal klar sehen wollte.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    ---&gt; Hast Du auch ein paar der HII-Regionen ausmachen koennen ? Hab mir gerade den blauen DSS angesehen und die Galaxie ist voll davon ...


    CS !


    Matthias

  • Hallo Christian,


    2 tolle Berichte hast du hier "hingesetzt", gespickt mit lauter hochinteressanten Objekten.
    Hab davon in den letzten 4 Nächten mit Kumpel und 16" auch mal Cygnus A versucht. Respekt, dass du die sehen konntest. Im 16" war die Galaxie für mich auch nicht ständig zu halten. Zwar sicher zu sehen, aber jeweils nur für wenige Sekunden zu halten.


    Zu den HII Regionen. Einfacher als die HII Regionen ist der helle Superstarcluster 6946-1447, den du 3' SW vom Kern findest. Mit 16" sehr einfach sollte das Teil auch ganz locker mit deinem 13" gehen. Die HII Regionen schätze ich schwerer, da sind die in z.B. NGC 6822 und NGC 2366 deutlich einfacher.


    Viele Grüße und Spaß mit deinem 13", uwe

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