... nein, das ist nicht der Name meines neuen 24" Lowriders mit 10kg Kampfgewicht (der kommt erst in ca. 20 Jhren, wenn ich die nachlassende Sehkraft meiner Augen mit mehr Oeffnung kompensieren muss [:D]) - sondern der Name des Beobachtungsplatzes im Wallis, den ich gestern zum ersten Mal ausprobiert hab.
Jedenfalls denke ich, ihr kennt das alle: da gibt es Naechte, wo einfach gar nix funktioniert - man ist muede, der Himmel will nicht so richtig, der Beobachtungsplatz, den man ausgesucht hat, stellt sich als eher sub-optimal heraus, man sucht mehr, als man findet, waehrend man von den Gelsen aus den benachbarten Malariasuempfen aufgefressen wird - und man fragt sich nach spaetestens einer halben Stunde, warum man sich das alles eigentlich antut, wos doch im Bett grad so gemuetlich waere.
Und dann gibt es aber wieder die Naechte, wo einfach alles passt - die einfach nur absolut geil sind, wo man noch nach Stunden am Okular und mit der Gewissheit einer langen, noch bevorstehenden Heimreise sich kaum vom Himmel abwenden kann und selbst nach Abbau des Teleskops noch lange dasteht, um den Himmel in seiner ganzen Pracht einzusaugen, in sich zu verinnerlichen. Halt so wie die gestrige.
Ort des Geschehens wie gesagt der <font color="red"><b>Col des Mosses </b></font id="red">in der Naehe von Montreux (1450m). Recht bequem erreichbar ueber eine gut ausgebaute Passstrasse ( die das Valais mit dem Berner Oberland verbindet ), findet sich etwa 1km nach dem Ortsende des dortigen (Ferien)dorfes ein geraeumiger Parkplatz, der gute Sicht in alle Richtungen bietet. Zwar sind vom Suedhorizont ein paar Grad abgeschnitten, aber M 7 und (zu spaeterer Stunde) gamma Gruis konnten problemlos gesehen werden. Die Himmelsqualitaet ist ebenfalls sehr gut dort - zwar strahlt Richtung Sueden das Wallis etwas rein, und auch ueber den im Westen gelegenen Berggipfeln laesst sich noch die schwache Lichtglocke der Genferseeregion ausmachen; speziell in der Zenitregion sowie Richtung Osten und Norden sind die Bedingungen aber phänomenal gut - die wenigen Wolkenwinzlinge, die ab und an zu sehen waren, waren samt und sonders dunkler als der Himmelshintergrund, was ja prinzipiell einmal ein gutes Zeichen ist .... Ein bisschen Stoerung bringt der Verkehr auf der Passstrasse rein, da der Parkplatz nicht perfekt von der Strasse her abgeschirmt ist; allerdings war nach 11h kaum mehr nennenswerter Verkehr. Ebenfalls nachteilig ist die doch recht lange Anfahrtszeit von 1 3/4 Stunden, was speziell am Ende der Beobachtungsnacht doch schon etwas zach sein kann. Muss mir fuers naechste Mal wohl doch den Schlafsack mitnehmen ...
Jedenfalls beginnt der gestrige Tag beginnt mit einer Ueberraschung. Nachdems in den letzten Tagen doch eher wechselhaft war ( leider ein Dauerzustand Genf ), beginnt der Tag mit klarem Sonnenschein und einer schier unglaublichen Transparenz. Allerdings auch - wie im wetterbericht angekuendigt - mit einem Phaenomen, das immer dann auftritt, wenn weiter östlich ( sprich in Österreich - Umgebung ) grad ein Tief wuetet, naemlich: die Bise. Ihres Zeichens ein grausig kalter, boeiger Nordostwind vergleichbar dem Mistral, der speziell in den Wintermonaten ziemlich drastische Auswirkungen haben kann ( s. zB.: http://www.meteoradar.ch/forum/showthread.php?id=2425 ). Wie diejenigen unter euch, die ebendieses Wetterphaenomen schon mal mitgemacht haben, vermutlich bestaetigen koennen, wirkt sich dieser Wind auch auf einen selbst aus: man hat Schaedlweh, ist muede und lustlos und will eigentlich nur den ganzen Tag ins Bett.
Trotzdem: der Himmel ist unglaublich klar, und ein Blick auf wetter.ch bestaetigt mir auch, dass die Bedingungen am Col des Mosses wesentlich besser sind; sprich: kein Wind. Also meinen Arbeitstag frueher als geplant beendet, hurtig nach Hause, zusammengepackt, eine Thermoskanne Tee gebraut - und ab gehts.
Das Timing ist jedenfalls perfekt - komme noch bei Restlicht auf der Passhoehe an, und als ich mit dem Aufbau meines 10" f/4.5 Starfinders fertig bin, ist es schon voellig dunkel. Das heisst - nicht voellig: Die Milchstrasse knallt naemlich so hell rein, wie ich sie eigentlich bis jetzt noch nie gesehen hatte - M 7 ohne Probleme auszumachen, M 8 hell, die Schildwolke noch heller, Great Rift und der noerdliche Kohlensack strukturiert wie noch nie ... und alles schaut irgendwie wesentlich bevoelkerter aus, als ich es bislang gewohnt war. Wahnsinn ! Verbringe jedenfalls erst einmal 15 Minuten nur mit Schauen. Und Staunen.
Irgendwann raff ich mich dann aber doch auf und mach mich daran, ein paar Objekte anzugucken. Erstes Ziel: der schon recht tief stehende Schütze. Zum Warmsehen zunaechst mal <font color="red"><b>M 8</b></font id="red"> anvisiert: bei 75x schoen wolkig und strukturiert - und das schon ohne Filter. Desgleichen bei <font color="red"><b>M 20</b></font id="red">, bei dem die Trifidform sowie der Reflexionsnebel noerdlich des Emissionsgebietes wunderbar ausgemacht werden koennen.
Allerdings merkt man auch schon, dass die Luft relativ unruhig ist heute; besser als 3" wird das Seeing heute auch im Zenit nicht, weshalb es mit bei <b><font color="red">NGC 6603 </font id="red"></b>in der kleinen Sagittariuswolke heute auch etwas schwer faellt, einzelne Sterne aus dem verwaschenen Nebelfleck herauszupicken. Trotzdem, die Transparenz macht das wieder wett - und der Anblick des schwachen, dichten Sternhaufens inmitten der reichen Sternfelder von M 24 ist einfach nur geil.
Gut kommt auch <font color="red"><b>NGC 6645</b> </font id="red">- der kann zwar in Punkto Sterndichte nicht mit NGC 6603 mithalten, dafuer sind die Sterne insgesamt heller und bilden im Nordteil des Haufens einen perfekten Sternkreis, der mich unweigerlich an ein Schluesselloch denken laesst.
Naechstes Ziel sind ein paar kleine planetarische Nebel in der Naehe des Haufens; nachdem ich bei meiner letzten Session in Oberoesterreich schon V-V 3-6 sowie die Perek-Kohouteks PK 14-4.1, PK 16-4.1 und PK 16-4.2 beobachten konnte ( bis auf PK 16-4.1 alle stellar ), kommt heute erstmal <font color="red"><b>PK 15-4.1</b></font id="red"> dran. Kein schwieriges Objekt - schon ohne Filter einfach als stellare Quelle zu sehen, der OIII-Filterblink macht die Identifikation dann eindeutig.
Schwieriger ist da schon <b><font color="red">PK 17-2.1</font id="red"></b> - was aber bei einer Gesamthelligkeit von 15.6 kein Wunder ist ... bei 175x nur andeutungsweise, ist er bei 235x + OIII dann doch blickweise zu erkennen. Grenzwertig jedenfalls ! Zwischendurch wird noch der offene Haufen <b><font color="red">Ruprecht 171</font id="red"></b> verhaftet, der recht einfach als relativ grosse, blasse Aufhellung erscheint, nicht unaehnlich einem schwachen, verstreuten Kugelsternhaufen.
So wie der zuvor beobachtete PK ist auch das naechste Ziel <font color="red"><b>PK 17-4.1</b></font id="red"> kein leichtes. Wobei das vor allem daran liegt, dass das Bildfeld nur wenige hellere Feldsterne zur Orientierung aufweist. Letztendlich ist dann aber doch bei 235x + OIII eine deutlich flaechige Aufhellung zu sehen, die im Anschluss sogar ohne Filter andeutungsweise erkannt werden kann.
<font color="red"><b>PK 19-4.1</b></font id="red"> ist da schon einfacher - wenn das Feld nicht so verwirrend waere ... letztendlich gelingt es mir aber doch, den stellaren PN sowohl mit als auch ohne OIII dingfest zu machen.
Viel einfacher ist jedenfalls <font color="red"><b>PK 19-5.1</b></font id="red">: mit 12.2m recht hell, ist er schon ohne Filter voellig problemlos als stellare Quelle auszumachen. Desgleichen <font color="red"><b>Sanduleak 1-8</b></font id="red">: der ist zwar um fast 2 mag schwaecher, steht aber in der Naehe eines hellen Sterns und stellt deshalb kein Problem dar. Auch der knapp 1/2° entfernte <font color="red"><b>PK 21-5.1</b></font id="red"> ist leichte Beute.
Verborgen bleibt mir hingegen der schon ueber der im Grenzgebiet Schuetze-Adler-Schild liegende <font color="red"><b>MaC 1-16</b></font id="red">: hier gibts einfach zu wenig Orientierungsmoeglichkeit im Feld, als dass ein erfolgversprechnder Versuch gestartet haette werden koennen.
Nach einem kurzen Abstecher zu <font color="red"><b>Nordamerika- und Pelikannebel </b></font id="red">( speziell NGC 7000 ist unglaublich detailreich heute ) und einem nicht erfolgreichen Versuch, <font color="red"><b>Cygnus A</b></font id="red"> zu finden ( Feld ist dank DSS-Ausdruck schnell lokalisiert, aber das Seeing ist einfach zu schlecht ) gehts weiter Richtung Adler. Dort harrt zunaechst mal <font color="red"><b>PK 39-2.1</b></font id="red"> darauf, von mir beobachtet zu werden. Das schwierigste bei dem Objekt ist es, das Feld zu lokalisieren; sobald man das aber erledigt hat, ist der PN mit Filterblick erstaunlich leicht zu erkennen.
Zwar beschliesst das naechste Ziel, <font color="red"><b>PK 35-5.1</b></font id="red">, heute unsichtbar zu bleiben, dafuer ist aber der nordwestlich stehende <b><font color="red">NGC 6760 </font id="red"></b>gut als Nebelfleck zu erkennen. Ja, und sogar <b><font color="red">NGC 6749 </font id="red"></b>ist heute relativ leicht und faellt sofort als blasse Aufhellung auf. Wenn ich dran denke, was fuer Probleme mir der bei meiner Erstsichtung beschert hat ...
Aber auch <font color="red"><b>PK 36-1.1 </b></font id="red">ist heute ein wunderbares Objekt: schon ohne Filter faellt eine leichte Aufhellung auf, und mit OIII ist dann die laengliche Form des Nebels problemlos wahrzunehmen. So schoene Details wie die, die unlaengst Uwe hezeichnet hat, sind zwar nicht zu sehen ( dafuer blubbert das Bild bei hoeheren vergroesserungen auch einfach zu sehr ), aber hey -
immerhin hab ich ja 2.5x weniger Licht zur Verfuegung ...
Die Sichtung von <font color="red"><b>Patchick 1</b></font id="red"> faellt zwar auch heute ins Wasser ( Beobachtungskarte schlecht, POSS-Ausdruck vergessen ), und <b><font color="red">Palomar 10 </font id="red"></b>bleibt mir heute auch verborgen, dafuer ist aber <font color="red"><b>NGC 6934 </b></font id="red">nicht von schlechten Eltern: bei 175x ein kompakter, trotz schlechten Seeings schon aufgeloester Nebelfleck. Bei besserem Seeing sicher ein super Objekt ! Die Galaxie <font color="red"><b>NGC 6944 </b></font id="red">E davon kann da nicht ganz mithalten und erscheint nur als schwacher, etwas elongierter Fleck.
Im Anschluss werden dann noch ein paar Galaxien in der Umgebung von epsilon Del beobachtet ( <font color="red"><b>UGC's 11587 </b></font id="red">und <font color="red"><b>11599</b></font id="red"> sowie das Paar<font color="red"><b> NGC 6928/30 </b></font id="red">) bevor ich mit dem kleinen, hellen PN <font color="red"><b>NGC 6891</b></font id="red"> meinen Ausflug in den Delphin beschliesse: eine kleine, sehr helle, leicht gruenlichblau wirkende Scheibe ohne naehere Details.
Mittlerweile sind meine Unterlagen schon komplett zugereift, und schoen langsam spuer ich auch schon die Kaelte in meine Beine reinkriechen. Aber noch ein kurzer Schwenk in den von mir bislang ziemlich vernaechlaessigten Steinbock, bevor ich mit dem Abbauen beginne. Dort zunaechst auf den Stern Nr 41 gezoomt und dann kurz Richtung Westen geschwenkt - und voila ! Schon am Ziel. <font color="red"><b>M 30</b></font id="red"> ist vermutlich einer der am staerksten abgeplatteten Kugelhaufen - das Zentrum erscheint deutlich laenglich und sehr kompakt, waehrend die schwaecheren Aussenbereiche etwas rundlicher wirken und von einigen auffaelligen Sternketten dominiert werden, die sich speziell noerdlich des Kerns finden.
Nach einem nicht erfolgreichen versuch, <b><font color="red">Palomar 12</font id="red"></b> zu sehen ( dafuer ist der Himmel Richtung Sueden doch eine Spur zu sehr aufgehellt ) mach ich dann aber ernst und fange an, zusammenzupacken - halte dann aber inne und schau mir in Ruhe nochmal den Sternenhimmel an.
Und unglaublich, was sich da heute so tut: nicht nur, dass der kleine Baer heute aus so vielen mehr Sternen besteht als sonst: Der Andromedanebel ist heute ausgedehnt wie noch nie, M 34 ist schon fast als auffaellig zu bezeichnen, und NGC 752 ist ohne Schwierigkeiten als grosse grieselige Aufhellung ungefaehr in der Verlaengerung von beta und Gamma Trianguli zu erkennen. Und dann gibts da ja auch noch <b><font color="red">M 33</font id="red"></b> ... also alpha Tri und den 5mag Stern noerdlich davon anvisiert und einen rechten Winkel dazu gebildet - und tatsaechlich: nicht einmal uebermaessig schwierig ist unser intergalaktischer Nachbar als laengliche Aufhellung an der richtigen Stelle zu sehen. Geil !!!
Mit diesem eindruecklichen Erlebnis im Kopf ( und nachdem ich traditionsgemaess noch eine Sternschnuppe abgewartet habe ) pack ich dann mein Zeux ins Auto rein und mache mich auf den Heimweg. Und was soll ich sagen: Obwohl ich wirklich komplett streichfaehig war, wie ich dann um 3 nach Hause gekommen bin - an Schlafen war nicht zu denken ... wie es bis jetzt immer schon so war, wenn ich das Gefuehl hatte etwas wirklich besonderes erlebt zu haben. Ich glaub, da muss ich nochmal hin ...
In diesem Sinne: CS !
Matthias