Frage zu Herschelprisma

  • Hallo zusammen.


    Ich habe eine Frage bzgl. des Herschelprismas.


    Ich habe eines und benutze dieses am Orion ED80, Skywatcher ED100 sowie am Vixen NP-80L. Bisher ohne Probleme, ohne Folgen und mit super Bildqualität.


    Nun hörte ich beim Stammtisch von einigen Astrokollegen, die kein Herschelprisma haben, sie würden so eines auch nicht benutzen wollen da:


    - die Objektivlinse warm werden und sich verziehen/verstellen könnte
    - die Blendenringe im Tubus wegschmelzen könnten
    - im Tubus durch die Lufterwärmung ein Tubusseeing entsteht
    - das Herschelprisma heiss werden könnte.


    Ich verstehe den Sinn des Filters VOR dem Objektiv, er verhindert unter anderem ein Warmwerden IM Tubus und der Optik, soweit ok. Ich weiss auch, dass man ein HP NUR am Refraktor einsetzen sollte.


    Aber: wenn das alles so stimmen würde, dann würde das Herschelprisma doch nicht als Edelobjekt in der Sonnenbeobachtung gelten oder?


    Ich habe trotz "Tubusseeing" ein super Bild, ich hörte auch mal, das die Objektivlinse nicht heiss würde, genau so, wie wenn man eine Hand in die Sonne hält, da die Hitze erst im Brennpunkt entsteht.


    Wie seht Ihr das? Kann man ein Herschelprisma gut benutzen und wenn ja, sollte es an den oben genannten Optiken möglich sein.


    Wie seht Ihr das Thema Herschelprisma? Ich besitze für alle Teleskope auch Baader AstroSolarfolie, einmal in ND5.0 sowie ND3.8.


    Was haltet Ihr vom Herschelprisma und seinen "Gefahren"?


    Gruss, Michael

  • Hallo Michael,


    ich persönlich benutze ein Herschelprisma und habe damit an einem 4" Refraktor sehr gute Erfahrungen gemacht. Im Vergleich zum Zeiss-Glasfilter und zur Baaderfolie ist das Bild mit dem Herschelprisma besser, wobei beide Objektivfilter wirklich super Bilder machen! Das Objektiv erwärmt sich nicht, oder auf jeden Fall nicht so stark, dass es sich dadurch verformen wird und die optische Qualität sich verändert. Er erwärmt sich theoretisch viel weniger als die „Hand in der Sonne“, weil eine Linse normalerweise durchsichtig ist und damit kaum Licht und Wärmestralung absorbiert. Aus dem gleichen Grund erwärmt sich auch das Herschelprisma nicht. Hier wird die Wärmeenergie herausgespiegelt. Ein Tubusseeing ist nicht zu erkennen. Die einzige unruhe, die erkennbar ist, ist das Seeing der Atmosphäre. Das erkenne ich deutlich an der täglichen Veränderung und daran, dass ein Zusammenhang zwischen Wind und Seeing zu erkennen ist. Was das Schmelzen der Blenden betrifft kann eigentlich auch nicht viel passieren, da die Sonne schon sehr weit aus dem Gesichtsfeld des Teleskops stehen muss, um überhaupt eine Blende zu treffen. Außerdem ist bei meinen Refraktor niemals irgend ein Schaden aufgetreten, obwohl ich in einer Beobachtungspause die Nachführung abgeschaltet hatte und somit das Sonnenbild irgendwann die Blenden beleuchtet haben muss.


    Zusammenfassend kann ich aus meiner Erfahrung alle Bedenken deiner Stammtischkollegen nicht bestätigen sondern nur bestreiten. Für mich ist mein Herschelprisma absolut die „Nummer 1“ für WL-Beobachtung.


    Viele Grüße
    Arno

  • Hallo,


    ich möchte mich hier einklinken.
    Ich überlege auch, ein HP anzuschaffen.
    Frage: spielt die Öffnung des Refraktors eine Rolle für die Auswahl eines bestimmten HP; oder anders: ist bei einer rel. großen Öffnung von 6" ein spezielles HP (vielleicht mit besonders hoher Abschwächung wg. der größeren Öffnung???) erforderlich?

  • Hallo!


    Ich habe einen 1,25" Herschelkeil und benutze diesen am 80-L und am ED80. Die 2 grössten Gefahren sehe ich darin, dass


    - aus Versehen beim Okularwechsel vergessen wird, die Zusatzfilter umzuschrauben


    - das "rausgelenkte" Licht (sind ja um die 95%) das Stativ oder die Kleidung verbrutzelt. (je nachdem, ob eine "Lichtfalle" dran ist und wie diese gestaltet ist, ist diese Gefahr gebannt.)


    Für
    - das Objektiv sehe ich überhaupt keine Gefahr, da ist das Licht ja nicht gebündelt
    - die Benden kaum eine Gefahr (wenn die Sonne zenriert ist, trifft der Lichtkegel die Blende nicht, ausserdem ist die Bündelung da noch nicht sehr stark)
    - den Herschelkeil überhaupt keine Gefahr (dafür ist er ja gemacht)
    - die Filter keine Gefahr (sie kriegen ja nur 5% des Lichtes ab)
    - das Okular überhaupt keine Gefahr.



    Ich habe schon mal 'ne Stunde lang mit dem 80-L und Herschelkeil mit der Webcam die Sonne gefilmt, der ND3 Filter (im Webcam-Adapter) wurde dabei nichtmal merklich warm.


    P.s. Stärkeres Zusatzfilter braucht es m.E. für das grössere Teleskop nicht, denn:
    obschon ein 8"er viermal soviel Licht sammelt wie der 4"er, verteilt der 8"er das Lichtbündel doch auch auf die 4fache Fläche. Die (noch zu dämpfende) Energiedichte ist also die selbe!


    (das f/x des Teleskopes ist in dem Fall also wichtiger als die Öffnung; bei "langsameren" Teleskopen ist das Strahlenbündel (beim Filter) schon dünner, also die Energiedichte höher...)


    Oder mach'ich da einen Denkfehler?

  • Hallo zusammen,


    vielen lieben Dank für Eure Antworten!


    Das Ganze ermuntert mich, mit dem Herschelprisma doch weiterzumachen.


    Ich habe bisher auch nie gemerkt, dass sich die Objektivlinsen stark erwärmen oder sogar verziehen (Dejustage). Das Herschelprisma inkl. Zubehör wurde bei mir auch nie sehr warm.


    Ich habe die Hand mal in den Strahl gehalten, der aus dem Prisma herausgelenkt wird, richtig heiss wurde es nicht, d.h. ich hatte auch noch nie Probleme mit "Brandproblemen" in der Hose, am Stativ etc.


    Als Zustatzfilter im Herschelprisma (Intes Micro 1.25") benutze ich einen Baader UV/IR-Sperrfilter sowie einen B+W Schneider-Kreuznach ND3.0 Graufilter. Hin und wieder entscheide ich, ob ich zusätzlich einen Orange- oder SolarContinuumfilter hinzufüge.


    Von daher werde ich auch weiterhin das HP nutzen und danke für Eure Erfahrungen!!


    Viele Grüße,


    Michael

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