Hallo Freunde der südlichen Traumobjekte,
die Auflistung aller von uns in Namibia gesehenen Objekte liest keiner, wenn sie nicht etwas geordnet werden.
Das tue ich nun mit Vergnügen… gibt es mir doch die Möglichkeit, ohne zu langweilen, in den nächsten Tagen noch mehr zu posten.
Heute werden es die planetarischen Nebel und die Gasnebel sein, von denen sich eine unglaubliche Menge in der Milchstraße tummelt.
Ort: Hakos Farm / Namibia
Himmel klar (was denn sonst) Bortle 1,5, seeing prächtig etwa +12 °, Wind eingeschlafen
Die Milchstraße strahlt so hell im Zenit, dass man den eigenen Schatten sieht, wenn man die Hand vor ein weißes Blatt hält.
Zum Anfang ein etwas schwereres Teil und dazu riesengroß: der Vela SN Überrest.
Nicht leicht zu finden, wenn man wie ich den falschen Leitstern erwischt.
Kein Wunder, bei den vielen auffallend hellen Sternen in dieser Gegend.
Aber dann im 26er Nagler mit O III: zarte Schleier, sich über viele Gesichtsfelder erstreckend, gabelnd und wieder zusammenlaufend, in Bögen um Sterne herum schwingend um sich dann im Gewimmel der Milchstraße zu verlieren. Schwerer als der Cirrus und auch größer.
Es geht auch kleiner, dafür aber bunt: der PN NGC 3918, nahe beim Kreuz des Südens im Centaurus. Auffällig blau und deshalb sofort aufzufinden. Klein, sehr hell mit einer äußeren Hülle, in der ein innerer assymetrischer Ring mit dunkler Einbuchtung zu sehen ist, aber kein Zentralstern.
Es geht auch schwieriger: Abell 36 in der Virgo und Abell 35 in der Hydra.
Beide sind recht schnell gefunden, dank Rolands unnachahmlicher Aufsuchmethode:
Gestreckter Arm, Faust geballt, drübergepeilt, 8 Grad, da muss er sein! Und ist es auch meist, meist mit dem Ausruf: hab’n!
Das ist Goto in reinster Form… nur schneller.
Und was sieht man? Bei Abell 36 erkennt man einen zarten Ring mit recht hellem Zentralstern. Ein weiterer Stern steht etwas außerhalb. Ziemlich groß mit geringer Flächenhelligkeit.
Abell 35 ist oval, ringförmig mit einem etwas außerhalb der Mitte stehenden recht hellen Zentralstern. Auf dieser Seite scheit der Ring auch etwas heller zu sein.
Es geht auch einfacher: Ein Hammer! Eta Carina! Noch einmal: ein echter HAMMER!
Im 26er Nagler mit und ohne OIII einer der eindruckvollsten Anblicke des ganzen Himmels. Das Highlight aber ist der orangefarbene Homunkulus-Nebel um Eta.
Der eigentliche Stern scheint von einer diffusen Masse umgeben zu sein, denn man bekommt ihn nicht scharf gestellt. Dafür aber ein gleich daneben stehendes Sternpaar. In der ovalen Hülle mehrere dunkle Stellen und zwei gegenüberliegende hellere Knoten oder Sternchen. Das ist beeindruckend und deshalb habe ich da jede Nacht mehrfach draufgehalten. Das Auffinden ist ja leicht, denn der Gasnebel ist sehr hell und mit bloßem Auge gut zu sehen.
Sehr hell ist auch NGC 3242, Jupiters Ghost. Den kann man zwar auch im „hohen Norden“ sehen, aber nicht im Zenit! Jupiters Ghost ist sehr hell, sehr blau, oval mit Knötchen im äußeren Ring und mit hellem Zentralstern.
Etwas größer, aber schwächer ist NGC 3211 im Sternbild Carina, dafür ist er aber schnell gefunden. Er steht ein paar Grad neben den südlichen Plejaden.
Eine kleine Scheibe, etwas bläulich und ohne Zentralstern.
Fleming 1 (PK 290+7), ein PL den Roland sofort gefunden hat und dessen Ort ich nicht notiert habe, zeigt dagegen deutlich eine sternförmige Verdickung
Von anderen Autoren wird er so beschrieben:
“Excellent view at 128x and UHC filter as appears as a fairly bright oval disc, ~40"x30", crisp-edged. At 228x appears brighter to a "starry" center but a central star could not be picked out from the high surface brightness glow “
Je später die Nacht, desto höher der Skorpion… und damit Zeit für die Katzenpfoten!
Ja, die sind nicht nur fotografisch eine Pracht, sondern auch visuell zu sehen.
Am Ende des gekrümmten Skorpionschwanzes, wo man den Stachel vermuten würde, steht NGC 6334, der Katzenpfotennebel. Zarte Nebelschwaden mit einer hellen Verdichtung… da muss man schon genau hinschauen! Nicht weit entfernt NGC6357, genannt der Rosennebel. Auch hier sieht man zarte Nebel zwischen den zahlreichen Vordergrundsternen. Auffällig eine grade Linien von 4 Sternen, an deren oberen Ende sich der Rosennebel befindet. Auf der anderen Seite der Kette ein diffuser Fleck: Pismis 24, ein kleiner offener Sternhaufen. Gar nicht weit entfernt findet man den Bug Nebel NGC 6153, der grünlich mit einem dunkleren Innenteil erscheint. Bei indirektem Sehen scheint da hin und wieder was aufzublitzen: der 15m Zentralstern.
Weiter weg im Sternbild Ara: der winzige PL NGC 6326, türkis, rund und ohne Zentralstern. Dank leicht sichtbarer Leitsterne gut zu finden.
Nahe dran findet man auch PK 342-14.1 Schon wieder ein PL. Auch im Sternbild Ara. Helligkeit etwa 12m und 36" Durchmesser. Ein deutlich sichtbarer Zentralstern, umgeben von einer Blase.
Jetzt aber zu den hellen und auch aus Deutschland sichtbaren Nebeln.
Allen voran der mit bloßem Auge deutlich sichtbare Lagunennebel.
Auch hier kann man nur sagen, die Stellung im Zenit macht diesen Nebel zu einem Show-Objekt! Hellste Nebelschwaden über mehrere Gesichtsfelder hinweg, das Dunkelband sehr auffällig selbst mit feinen Nebeln gefüllt und überall Unmengen von Vorder- Mittel- und Hintergrundsternen. Einfach atemberaubend. Neben dran der hier sehr helle Trifid-Nebel mit seiner typischen Dreiteilung und dem Mehrfachstern in der Mitte. Auch ohne Nebelfilter ein Gedicht. Der Omega-Nebel ist ein weitere Highlight: Quirlende Gasmassen und Dunkelwolken wechseln sich ab und das gesamte Gesichtsfeld ist davon gefüllt.
Weiter zum Adler-Nebel. Hier fallen sofort die „black pilars“ auf und natürlich die Form des fliegenden Adlers.
Im Norden dürfen natürlich nicht fehlen: M 57, schön, aber nicht so gut wie aus Deutschland und M 27, der grünlich erscheint. Der Zentralstern ist deutlich zu sehen und mit OIII sieht man auch die „Ohren“.
Zum Schluss noch NGC 6781 im Adler. Eine große, runde Scheibe mit dunklem Zentrum. Im Ring eingebettet einige winzige Sternchen.
Hab ich was vergessen? Ja! NGC 6445, ein schöner ringförmiger PL mit dunklem Zentrum, rund und ohne Zentralstern. Nur ein Grad entfernt steht NGC 6440, ein schwer auflösbarer Kugelhaufen, der einige wenige Sternchen am Rande aufblitzen lässt… aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.
Mehr über Kugelhaufen demnächst!
Viel Vergnügen beim Lesen und immer daran denken:
Namibia ist eine Wucht!
Das hier war unser Platz:
CS
Timm