Doppelteleskop?

  • Hallo!


    Ich lese jetzt schon seit einiger Zeit mit und habe mir dabei folgende Frage gestellt, die ich jetzt mal an Euch Experten weiterreichen möchte: wäre es möglich, durch die Zusammenführung von zwei Teleskopen , etwa 2 Dobsons 8 Zoll, über eine Strahlzusammenführung oder ein Binokular aus diesen beiden 8er Spiegeln einen 16er zu machen? Abgesehen davon, das die Montierung wohl das schwierigste Problem sein dürfte, bin ich mir nicht sicher, ob das überhaupt Sinn macht.... bin in Mathe halt nicht so die Leuchte[:I], vermute aber, daß die Lichtsammelleistung nicht der eines "einzelnen" 16ers entspricht, oder?
    Na ja, würde mich mal so interessieren....


    gruß
    Steffen

  • Hallo stop,


    mit deiner Vermutung bezüglich der Lichtsammelleistung liegst du richtig. Da du selbst schreibst, nicht "die Matheleuchte" zu sein, will ich einmal stark vereinfachen:
    Nehmen wir der Einfachheit halber an, die Spiegel seien quadratisch (was für die Berechnung unerheblich ist). Dann hat ein 8-Zoll-Spiegel (8 Zoll sind etwa 20 cm) einen Flächeninhalt von 20x20 cm² = 400 cm². Zwei 8-Zoll-Spiegel hätten demnach einen Flächeninhalt von 800 cm². Ein quadratischer Spiegel mit diesem Flächeninhalt hätte dann eine Seitenlänge von etwa 28 cm (Quadratwurzel aus 400) , was etwa 11 Zoll entspräche. Für kreisförmige Spiegel ergeben sich genau dieselben Ergebnisse. Allgemein gesagt haben zwei gleich große Spiegel denselben Flächeninhalt wie ein einzelner Spiegel mit etwa 1,4-fachem Durchmesser (1,4 ist etwa Wurzel 2).
    Die von dir vorgeschlagene Lösung ist theoretisch machbar, aber nicht sehr Erfolg versprechend - immerhin müssten ja beide Okulare sich bis auf den Augenabstand (ca 6 cm) nahekommen. Bei 8 Zoll Durchmesser verhindern dies bereits die Tuben, sodass Umlenkspiegel eingesetzt werden müssen. Dadurch sind aber wieder größere Fangspiegel notwendig, was die Obstruktion vergrößert. Davon abgesehen sind die mechanischen und optischen Anforderungen enorm, sodass sich der ganze Aufwand weder finanziell noch optisch lohnen dürfte. Nichtsdestotrotz kann es manchem Bastler natürlich Spaß machen, sich an einer Lösung zu versuchen. Für Refraktoren gibt es solche (teuren) Lösungen und für <b>kleine</b> Newtons habe ich eine solche Lösung auch schon einmal gesehen.
    Falls du an binokularer Beobachtung interessiert bist, ist es meiner Meinung nach (auch finanziell) günstiger, einen 11-Zoll-Dobson mit einem hochwertigem (!) Binokular (z.B. von Zeiss) zu versehen. Die binokulare Beobachtung selbst kann ich dir aus eigener Erfahrung sehr empfehlen - ich wenigstens erkenne, an solaren Objekten wie auch bei Deep-Sky, wesentlich (!) mehr. Ob dies auch für dich zutrifft, solltest du mal bei einem Teleskoptreffen ausprobieren, denn nicht alle Beobachter teilen meine Einschätzung; weder Binokular noch Folgekosten (jedes Okular benötigst du doppelt) sind billig!


    Viele Grüße,


    moelle.

  • Hi moelle,
    danke für die schnelle und ausführliche Antwort!
    Die Idee war natürlich, dann auch mal was in Farbe sehen zu können.... aber das geht wohl wirklich erst ab 12 oder 15 Zoll.[:(!]


    Na ja, jetzt kommt demnächst mein 8 Zoller und danach werde ich für "theoretische Fragen" auch keine Zeit mehr haben (wenn das Wetter mitspielt) [:D]


    Danke!
    gruß
    Steffen

  • Hallo gezak22,


    nach nahezu einhelliger Meinung gehört das Carl Zeiss Großfeld-Binokular zu den Besten auf dem Markt - und das macht sich in diesem Fall auch im Preis bemerkbar. Eine neue, nach Angaben des Herstellers verbesserte Version gibt es bei Baader-Planetarium unter dem Namen "Baader Großfeld-Binokular Mark V" für schlappe 975 EUR. Ich selbst kann mir dieses nicht leisten und besitze das "Baader-Binokular mit 60° Einblickwinkel" (bei Baader: 470 EUR). Es handelt sich dabei um ein für astronomische Zwecke umgebautes Mikroskop-Binokular. "Normale" Mikroskop-Binokulare sind ohne Anpassung kaum benutzbar, da für die Astronomie erheblich höhere Anforderungen an die Kollimation gestellt werden.
    Qualitativ kommt es nicht annähernd an das Zeiss heran; bei hellen Objekten wie Jupiter o.ä. ist mit Geisterbildern (die aer so weit vom Objekt entfernt sind, dass sie mich nicht stören) zu rechnen. Ebenso vermisse ich eine Dioptrienverstellung für die Okulare und die längste benutzbare Okularbrennweite ist auf 26 mm begrenzt; die Verstellung des Augenabstandes durch Verschieben ist keine optimale Lösung. Bei meinem C8 mit 2003 mm Brennweite kann ich bis hinunter zu 10-mm-Okularen gut beoabachten; bei 7mm Okularbrennweite und darunter habe ich Probleme mit der Fokussierung und dem beidäugigen Sehen. Trotz aller Einschränkungen hat sich das "Bino" für mich sehr gelohnt; der Gewinn an Beobachtungskomfort ist groß. Planeten erscheinen (!) subjektiv in doppelter Größe, was für mich sehr das Erkennen von Einzelheiten erhöht. Trotz der Strahlenteilung erkenne ich Sterne mindestens bis zur selben Grenzgröße (um dies zu erklären, müsste man wohl Mediziner zu Rate ziehen). Ob sich die Anschaffung für dich und dein 8"-Dobson lohnt, kannst nur du selbst entscheiden (nochmals: Probegucken). In verschiedenen Foren wurde übrigens vehement von bestimmten "Billig-Binos" einer anderen Firma abgeraten. In Anbetracht der geringen Auflage halte ich es für sehr schwierig, hochwertige Binos, die einzeln unter relativ hohem Aufwand mithilfe spezieller Geräte justiert werden und anschließend mechanisch so stabil sein müssen, dass sich die Justage nicht verstellt, wesentlich preisgünstiger herzustellen.
    Hier der Link zu Baader:


    http://www.baader-planetarium.…es_zubeh/okul-binokul.htm


    Viele Grüße,


    moelle.

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