Der Himmel am Mittelmeer

  • Hallo DeepSky'ler,


    da ich nächsten Sommer einmal quer durch die Alpen fahre in Richtung Cote d'Azur also Mittelmeer, wollte ich mal von euch wissen wie es da mit dem Himmel aussieht. Gerade die Alpen sind ja bekannt für den tollen dunklen Himmel, den ich mir natürlich nicht entgehen lassen will. Mit Fernglas, Kamera(350D) , Montierung "bewaffnet" werde ich mir diesen Himmel mal besonders vorknöpfen. Jetzt habe ich ein paar Fragen:


    - Ist der Himmel dort sehr viel anders in Bezug auf andere tolle DS Objekte, die man von unseren Breiten aus nicht sehen kann?


    - Welche DS Objekte wären das?


    - Könnt ihr mir eine Seite vorschlagen wo solche Objekte aufgeführt sind?


    - Wie sieht es mit dem fotografischem festhalten des Himmels aus(Milchstraße und großflächige Objekte)? Ist die Milchstraße dort mit bloßem Auge sichtbar? (Wundert euch nicht über diese Frage, hier ist es ein Wunder wenn man mal viele Sterne erkennt)


    - Wie sieht es mit anderen schönen und hellen DS Objekten aus? Ich werde mir bis dahin wahrscheinlich einen ED80 von Orion besorgen der sich diese Reise nicht entgehen lassen soll und auch mit meiner 350D zusammenarbeiten wird [;)]


    - Ich will meinen Mitreisenden ein paar WOW-Effekte zeigen, welche Objekte würden sich eignen?




    Das sind viele Fragen und ich hoffe ihr könnt mir ein paar beantworten . Ich freue mich schon auf die Reise, der Himmel dort unten ist bestimmt klasse. [:)]



    Gruß und CS
    Jan

  • Hallo Phoenix15,
    wenn du aus der lichtverseuchten Stadt in die dunklen klaren Berge fährst, ist es, als wenn du dich auf einem anderen Planeten begibst!


    Was man wann und wo sehen kann - dazu empfehle ich dir den "Atlas für Himmelsbeobachter" von Karkoschka. Das Handbuch sollte man dabei haben. (ISBN 3-440-08826-X)


    Fotografisch großflächige Opjekte wie die Milchstrasse fotografiert man (natürlich) am besten mit einem Weitwinkel (ich nehme ein 28mm-Objektiv).


    Alles weitere ergibt sich aus der Reisezeit. Eine drehbare Sternkarte ist da auch schon ein gutes Hilfsmittel, damit man dann im Karkoschka nicht zu lange suchen muss...


    Viel Spaß auf deiner Tour - und bring Bilder mit!

  • Hallo Phoenix15,


    der Himmel in den Alpen ist was völlig anderes, als der in der Stadt, natürlich siehst Du die Milchstrasse mit den bloßen Augen, strahlend hell ist sie da.


    Zu den Wow-Objekten: guck Dir meinen Bericht vom Großglockner an hier klicken

  • Ich bin öfters im Urlaub in der Provence (Ecke Luberon, Mt. Ventoux) und auch an der Cote (Presquile de Saint Tropez). Der Himmel ist ganz anders als in Old Germany. In der Provence bis 6.8mag visuell.
    Da sieht man die Schütze-Messiers schon mit bloßem Auge...
    Als Reiseteleskop nehme ich einen 5" Mak (IM M500); der zeigt mir an Juoiter und Saturn dort unten fast besere Bilder als mein 6" ED im deutschen Mittelgebirge. Unter einem solchen Himmel ist gerade möglichst viel Öffnung angesagt, weil man natürlich die perfekten Bedingungen auch noch schamlos ausnutzen möchte[:D].
    Aber auch ein 7x50 Feldstecher oder 4" RF Refraktor bringen bei solchem Himmel unglaubliche Beobachtungsfreuden.
    Welche Objekte? Einmal quer durch den Messier-Katalog, am besten mit dem Karkoschka (wie oben schon empfohlen).

  • Hallo ihr,


    Ihr könnt mich auch Jan nennen [;)]
    Das hört sich ja schon mal toll an was Ihr mir erzählt [:)] Dann werde ich aufjedenfall schon mal das Weitwinkelobjektiv mitnehmen um die Milchstraße auch schön draufzubekommen. Den Karkoschka habe ich natürlich schon! Aber leider steht dort nicht explizit drin was man am Mittelmeer vielleicht mehr an Objekten sehen kann als man in unseren Breiten sehen kann. Habe mal was vom Lagunen Nebel gehört, sieht man den am Mittelmeer auch (mit entsprechenden Hilfmitteln:Kamera,Teleskop)? Ich denke mal die große oder kleine Magellansche Wolke wird man dort noch nicht sehen können. (Die Südhalbkugler haben einfach mehr Glück [xx(]) Ich denke mal die Messier Objekte werde ich mir im Hintekopf behalten und nacheinander abklappern. Aber was gibt es dort unten zu sehen was es hier nicht so gut oder gar nicht zu sehen gibt? Gibt es da vielleicht nichts anderes als hier?!


    Gruß und CS
    Jan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Den Karkoschka habe ich natürlich schon! Aber leider steht dort nicht explizit drin was man am Mittelmeer vielleicht mehr an Objekten sehen kann als man in unseren Breiten sehen kann. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Faustregel: der Breitengrad Deines Beobachtungsortes minus 90 Grad gibt an, wie weit Du südliche Objekte bei freier Horizontsicht sehen kannst, fürs Mittelmeer Ventimiglia z.B. wäre das ca 44 Grad minus 90 Grad ist -46 Grad. Du kannst also hinten bei den letzten beiden Umschlagseiten im Karkoschka sehr schön sehen, welche Objekte der "Südhimmelkarten" Du sehen kannst, im Beispiel Ventimiglia alle Objekte bis -46 Grad (Skala ganz rechts auf der letzten Seite im Karkoschka). Den Lagunennebel kann ich hier von Süddeutschland bzw. Nord-Österreich aus bereits wunderbar beobachten (48 Grad minus 90 Grad = -42 Grad / Lagunennebel (M8) liegt bei minus 24 Grad Deklination, steht also bei uns im Sommer ca 18 Grad über dem Süd-Horizont). Die Magellanschen Wolken haben eine Dekl. von ca minus 70 Grad bzw. minus 73 Grad, sind also weit außerhalb des vom Mittelmeer aus sichtbaren Bereichs.

  • Hallo Jan,


    ich baue mein Equipment, incl. Einnorden, normalerweise in 15min auf. In den Alpen habe ich letztes Jahr 2 Stunden gebraucht, und eingenordet hab ich auch noch sehr schusselig. Warum? Nun: Dreibein aufstellen, Michstrasse gucken, Monti drauf, nochmal Milchstrasse gucken, 1. Gegengewicht drauf, Cirrus mit blossem Auge...kann das sein? 2. Gegengewicht drauf, ich kann zum verrecken den Löwen nicht finden...zuviele Sterne, 3. Gegengewicht drauf, Holla...was sind denn das da für matschige Flecke am Horizont, da sind ja drei davon (Adler, Omega und Trifid), 4. Gegengewicht drauf, Die sind aber wirklich hell, das 5. Gegengewicht hab ich fast daneben gesteckt (Augen oben, Verstand in der Kiste und das Gegengewichts sollte wohl von alleine auf die Stange).Wo ist mein Fernglas...doll...oberaffengeul...schick die Dunkelwolken in der Milchstrasse....aber das kann doch nicht der Nordamerika-nebel sein (den krieg ich bei uns nicht mal fotografisch gescheit), nee nee nee, dat gibbet nich!


    Ok, jetzt aber einnorden. Da stellt sich die unscheinbare Frage: Auf welchen Stern???????? Da hats nen Haufen in dem Polsucher...einer heller wie der Andere.


    Als dann das Teleskop drauf war (von Austarrieren war hier keine Rede!!!) erst mal einen flüchtigen Blick zu etwas, was man kennt: sagen wir mal wir suchen den Hantel-Nebel. Naja, beim Suchen ist es dann auch geblieben, einfach zu viele Sterne, da klappt mein Minimalisten-Starhopping nicht besonders. Ein Blick durch den Sucher verät mir, das Teil kann ab, da erkennn ich ja gar nichts drin. Vor lauter Sternen sind alle meine mühsam eingeprägten Sternkonstellationen einfach futsch. Also grob über Nase und Ohren gepeilt, Trifid drin und dann brauchte ich erst einmal einen guten Schluck aus der Pulle. Bei uns ist Trifid ein matschig Etwas, hier ist es einfach nur...ich brauch noch nen Schluck! Als danach Omega und der Adler an der reihe waren, war die Pull leer und der Berg Zigarettenstummel neben meinem Stativbein deutete mir an: Die Zeit vergeht wie im Fluge.


    Achso, ich wollte fotografieren! Hat drei Tage gedauert bis ich mein erstes Bild machte. Es gab einfach zu viel zu sehen, zumal man erst einmal lernen muss sich in dem gewimmel da oben zurecht zu finden. Klingt einfach, scheitert aber kläglich...jedenfalls bei mir, da ich max. 20 Sterne im Sucher gewöhnt bin..und nicht 200.


    Also: Wenn Du in die Alpen fährst, einen dunklen Platz hoch oben bei den Geiern hast und dein Teleskop aufbaust, dann tue Dir einen gefallen: Nimm ne Pulle mit...und nen Aschenbecher!


    CS
    Ulrich

  • Hallo Jan.
    Also ich bin im Sommer noch ne Ecke weiter südlich, und zwar in den Pyrenäen. Dort habe ich auch vor knapp zwei Jahren den besten Himmel meines Lebens kennengelernt.
    Ich dachte schon dass ich in meiner Gegend "gute" Spechtelplätze kenne aber ein klarer Berghimmel ist wirklich absolut nichts dagegen.
    Zu deiner ersten Frage mit dem südlicheren Standort sieht es bei mir so aus dass ich von 48°N auf 42N runterfahre, also 6° Himmel gewinne. So ist z.B der Skorpion vollständig sichtbar. Laut dem französischen Astrofrum ist von dort aus auch Omega Centauri sichtbar, was mit aber bisher leider nicht gelang. Auf jeden Fall ist es -wie bereits beschrieben- so, dass die südlich liegenden Objekte sehr viel besser zum Vorschein kommen. Hier in Deutschland saufen sie regelmäßig im Dunst ab. Die Sculptor oder Sombrero Galaxie wären hier zwei Paradespiele.
    Zum Fotografieren: Einfach Atemberaubend. Hier mal ein Beispiel vom letzten Sommer in den Pyrenäen:

    Der helle Stern rechts unten ist Wega. [:D][;)]
    klaren Himmel, Matze

  • Hallo,


    ==&gt; Ulrich: Kann ich mir gut vorstellen [:D] Muss ja echt der Wahnsinn gewesen sein. Ich denke die ersten Nächt werde ich den Himmel erstmal ausgiebig mit Fernglas und Auge beobachten, wahrscheinlich werde ich erst gar nicht zum fotografieren kommen [:D]



    ==&gt; Matze: Die Pyrenäen sind natürlich wieder was anderes, liegt ja noch ein ganzes Stück weiter südlich. Da ist dir ein tolles Foto gelungen, von so einem dunklen Himmel kann ich nur träumen. Kannst du noch ein paar Daten zum Foto schreiben (Belichtungszeit,Iso,..usw.)? Wäre eine gute Hilfe zur Orientierung wie lange man da unten mit welchen Einstellungen wie lange belichten darf.


    Gruß und CS
    Jan

  • Hallo Jan.
    weiter südlich liegen die Pyrenäen schon. Trotzdem dürfte das meiste auch auf die Alpen zutreffen. Da man in den Alpen auch noch höher gelegene Plätze findet, dürfte sich dies sogar noch ein Stück positiver auswirken. Auf 1700 Meter Höhe hatte ich jedenfalls traumhafte Bedingungen. Wenn das dein erster Gebirgshimmel wird dann mach dich auf was gefasst. Ulrich hat das ja schon sehr schön geschildert[;)]
    Zum Bild: 5 Minuten bei ISO 1600 und 18mm Brenweite mit der 350d. Blende war f3,5. Je nachdem was für ein Objektiv du benutzt empfehle ich aber ein wenig abzublenden um die Abbildungsfehler zu minimieren.
    Nachgeführt wurde mit der Piggy Pack Methode.
    CS, Matze

  • Hallo Jan,


    ein Alpenhimmel ist eine ganz ander Dimesion, als das, was man hier so kennt. Ich war mit meinem 8" Hofheim Dobson auf dem 2000m hohen Jaufenpass (ganz grob zwischen Meran und Brixen). Eine völlig neue Welt tat sich da auf. Aber Achtung: Man verliert tatsächlich sehr schnell den Überblick über den Sternenhimmel, weil sich die hellsten "Referenzsterne" lange nicht mehr so stark vom Rest abheben. Besonders Cassiopeia ist kaum mehr aufzufinden. Wenn man's dann aber mal geblickt hat, ist es plötzlich ganz einfach. Als Beispiel konnte ich im 8" Dob im Bereich zwischen Canes Venatici uns Ursa Major sämtliche Galaxiene im Karkoschka einfach so der Reihe nach abfahren. Der Hantelnebel konnte so hoch vergrößert werden, dass er das komplette Gesichtsfeld des Dobs ausfüllt hat.


    Schau mal unter http://www.stern-fan.de --&gt; Beobachtungsberichte --&gt; Jaufenpass


    Die Magellanschen Wolken gehen aber auf keinen Fall. Dazu braucht es mindestens Äquatornähe.


    Grüße
    Rolf

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