Was ist "stabil"?

  • Hallo Alle,


    [;)]"Ein Teleskop ist dann stabil, wenn sich während der Beobachtung jemand an der Gegegewichtsstange aufhängen kann, ohne daß man am Okular was merkt" Zitat Hans Oberndorfer.[;)]


    Immer wieder wird in Diskussionen (zu Recht) darüber gestritten, wie "Stabil" ein Teleskop ist. Leider habe ich bis jetzt nirgendwo einen allgemein akzeptierten systematischen Ansatz gefunden, der die Abschätzung einer Größenordnung zuläßt. Vom technischen her könnten wir so beginnen, daß wir Amplitude und Dauer einer Schwingung messen, die von außen in das Teleskopsystem eingebracht wurde. Damit stelle ich mal folgende Fragen an das geneigte Forenpublikum:


    1) Wie stark soll die Erregung sein?
    Ausdrücke wie "leichter Schubser.." etc. sind nicht quantifizierbar. Es wäre also vieleicht sinnvoll ein definiertes Gewicht aus einer gewissen Höhe fallen zu lassen. Was ist aber in der Praxis sinnvoll und aussagekräftig? 25k Hantelscheibe aus 10m oder Tennisball mit Xg aus 30cm? Bitte realitätsnahe Vorschläge.


    2) Wie lang soll die Ausschwingzeit sein für
    a)fototauglich
    b)visuell und bedingt fototauglich
    c)visuell


    3) Wie stark soll die maximale Amplitude der Schwingung sein (in Bogensekunden)


    Über rege Teilnahme würde wahrscheinlich nicht nur ich mich freuen, auch Einsteiger könnten Bewertungen besser einordnen.


    [:D] Clear skies


    Tassilo

  • Hallo Tassilo,


    aus Sicht eines rein visuellen Beobachters: nach dem Fokussieren möchte ich nach ca. drei Sekunden sehen können, wie es dann ausschaut.


    Bei einem Dobson erwarte ich ebenfalls, dass er wenige Sekunden nach dem Schubsen ausgewackelt hat. Das entscheidet darüber, ob ich mit einem Dobson komfortabel Planeten bei 300fach beobachten kann oder nicht.


    Beim Videographieren benutze ich manchmal eine Vixen Saturn mit einem 8,5" f/5 drauf. Visuell wirkt das Ding bombenstabil und würde das Obi-Kriterium wahrscheinlich nur knapp verfehlen (wobei die Höhe der Säule zum Selbstmord höchstens für Haustiere ausreichen würde). Bei mehreren Metern Äquivalentbrennweite wird aber auch damit das Fokussieren zum Geduldsspiel. Der "Kraftstoss" am Teleskop besteht dabei nur aus der Bedienung des OAZ, der Camcorder wird per Fernbedienung bedient.


    Visuell trägt eine ICS Skydob einen ED80 gut, 200 fach kann ich damit praxisgerecht nachführen. Ich schätze, dass auch hier die Ausschwingzeit in jedem Fall (Nachführen, Fokussieren) unter 5 s liegt. Aber einmal angestoßen -> neu suchen.


    Nicht sehr quantitativ, ich weiß...


    Gruß und CS,
    Tom

  • Hallo


    Zu 1): Wie wärs denn mit einem Flummi (10g oder so) der an einem bestimmten Pendel aufgehängt ist und aus einer gewissen Auslenkung ein mal an einer bestimmten Stelle(nahe OAZ) an den Tubus schlägt, das Ganze wird mit der Toucam genau gemessen und gegebenenfalls aufgezeichnet.


    zu 2):Da ich Anfänger bin kann hierzu keine speziellen Vorschläge machen. Jedoch wird wohl jeder Anfänger gern Planeten beobachten und dabei hoch vergrößern wollen, aber bekannterweise wird das Fokussieren bei hohen Vergrößerungen auf einer mäßigen Monti zum Krampf.


    zu 3): Weiß ich nicht so recht wie das gemeint ist, bei selber Kraftwirkung wird eine gute Monti eine geringere Amplitude haben als eine schlechte, man kann aber auch eine gute Monti beliebig weit auslenken, je nach dem wie groß die Kraft ist.
    Oder meinst Du das so, dass nicht der Kraftstoß konstant sein soll(wie bei meinem Flummi), sondern die Anfangsauslenkung??


    Gruß Robert

  • Hallo,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Vom technischen her könnten wir so beginnen, daß wir Amplitude und Dauer einer Schwingung messen, die von außen in das Teleskopsystem eingebracht wurde.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Interessant, aber: Ich habe mein Stativ auf Schwingungsdämpfern, vom Boden entkoppelt und 'gedämpft'. Das ist nicht stabil im eigentlichen Sinne, aber für visuelle Beobachtung und Webcam-Aufnahmen ganz wunderbar. Wie könnte man soetwas quantifizieren?


    Weiters ist für diese Anwendung die Reaktion auf einen "Schubser" auch so lange nicht relevant, so lang man eben nicht schubst sondern das Gesamtsystem z.B. beim Fokussieren nur leicht "verdrückt". Wenn das ohne hochfrequentes Gezitter geht, ist mir auch egal, ob sich das Bild dabei ein kleinwenig "verschiebt" - Langzeitfotografen und/oder Windgeplagte dürften das aber wohl zurecht anders sehen [:D]


    Ciao,
    Roland

  • Hallo MeadeEurope,
    ich denke, deine Frage zielt auf eine Art Norm hin.
    Meiner Meinung nach ist "stabil" eine persönliche Einstellung. Mein kleines Lidlscope z.B. ist auf meiner EQ3-2 sehr stabil, während es mein 4"-Skywatcher nicht ist. Auf die Kombination kommt es an.
    Das Nachschwingen hat man in jedem Fall, da doch jede Art von Materie ein gewisses Dehnungsmoment hat. Mechanische Geräte erst recht (Lagerspiel).
    Ich definiere es bei meinen Scopes so: eine kleine Windboe darf das System nicht zum schwingen bringen, dann ist es "stabil".
    Und mit einer genormten Stabilität ist das auch so eine Sache. Nehmen wir deine 25 kg Hantel und lassen sie aus 10 Metern Höhe auf (d)ein Lidlscope fallen - das gibt mit Sicherheit einen Totalschaden. Eine schwere Monti aus Stahl dagegen dürfte ein paar Lackschäden davontragen, zumindest ist sie Reparabel. Und dann ist da immer noch das Stativ. Ist dies schwach, hilft auch eine gute Monti nicht.


    Um eine Norm zu definieren, benötigt man ein Standard-Stativ, eine Standard-Monti und ein Standard-Scope, zusammen mit einer genormten Messmethode. Und das für jede Geräteklasse.
    Ich wüsste nicht, dass es soetwas (schon) gibt...

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