Beobachtungsabend mit dem Lidlskop

  • Hallo,


    am Sonntag war des den ganzen Tag über nicht so sonderlich toll, aber dann, als es dunkel wurde ist es aufgeklart und ein wunderbarer Sternenhimmel erwartete mich. Also habe ich mein Fernglas und mein Lidlskop 70/700 geschnappt und bin raus in den Garten, denn eigentlich war ich nach der Nachtschicht viel zu müde...


    Hätte ich diese Nacht nicht genutzt hätte ich mich vermutlich ziemlich geärgert. Denn in dieser Nacht habe ich es endlich geschafft M57 eindeutig zu finden, M31 und M110 zu beobachten, M33 war auch mit dabei und noch einiges andere. Nun aber der Reihe nach.


    Ich wohne am Stadtrand, also habe ich Richtung Osten fast ideale Bedingungen, Richtung Süden und Norden so la la und nach Westen hin ist das Stadtzentrum - nicht unbedingt meine bevorzugte Beobachtungsrichtung.


    Erstmal habe ich alles in den Garten rausgetragen und es mir mit dem Fernglas auf einem Gartenstuhl bequem gemacht und erstmal geschaut, was mich so anlacht.


    Im Osten gingen gerade die Plejaden auf - schön aber noch zu nah am Horizont. Dann weiter zu h+chi, M31 und dann ein weiter Schwenk zum Schwan mit M27 und M57 und dem Kleiderbügel. Weit im Westen dann noch M13 - es versprch also eine schöne Nacht zu werden.


    Das kleine Lidlskop braucht ja nicht lange zum Auskühlen, so konnte ich mich dann relativ schnell ans Beobachten machen und habe mit h+chi angefangen, fand aber den Eindruck im Fernglas deutlich schöner, zumal das 20mm RK Okular kein so großes Gesichtsfeld hat um beide Haufen mit ein wenig Umfeld zu zeigen.


    Dafür ging es dann weiter zu Andromeda, die ja schon mit bloßem Auge zu sehen war und das Auffinden dann sogar ohne Zielfernrohr geklappt hat. Der Kern war deutlich zu sehen und mit einiger Geduld auch die schwachen Ausläufer und vorne links dann auch M110 deutlich als diffuser Fleck mit einem sehr hellen Kern zu sehen.


    Von der Herbsttour der Deepsky Brothers inspiriert habe ich mich dann an M33 versucht. Schwierig - wirklich schwierig, und als ich es schon aufgeben wollte habe ich bemerkt, dass es eine leichte Aufhellung zwischen 4 Sternen gibt, die genau an der richtigen Stelle stehen. Ein Schwenk nach links und dann nach rechts und ein wenig indirektes Sehen und M33 war gefunden. Kein heller Kern, nur eine einigermaßen gleichmäßige Aufhellung von gut einem halben Grad. Nicht wirklich spektakulär aber erstaunlich, dass ich sie gefunden habe.


    Dann habe ich mich nach Süden gewandt - hoch im Zenit stand der Schwan und M27 war ein schöner Anblick im 20mm und im 12mm Oku. Bei 68facher Vergrößerung war die Form schon einigermaßen deutlich zu erkennen. Noch ein wenig weiter war Albireo eine Augenweide. Dieser zweifarbige Doppelstern ist immer wieder eine Pracht, wie er so im Sternenmeer der Milchstraße leuchtet.


    Der Wildentenhaufen war auch noch auf dem Programm - M11 ist ja eigentlich ein offener Haufen, aber so kompakt, dass ich ihn kaum Aufgelöst bekomme und er fast wie M13 aussieht, aber nur ein wenig körniger ist. Einzelsterne sind nicht zu erkennen - ganz bestimmt mit mehr Öffnung. Aber er ist schön leicht zu finden. Eine Sternformation die wie ein C aussieht und am unteren Ende weiterläuft bis dann M11 an deren Ende steht.


    Dann habe ich mich mal wieder an M57 versucht, denn meistens bin ich daran gescheitert und konnte den Ringnebel nicht wirklich eindeutig finden. Doch heute Nacht hat es geklappt. Zum ersten mal habe ich ihn wirklich eindeutig mitten zwischen den Sternen gesehen. Ein etwas hellerer Fleck der sich bei 68facher Vergröserung schon deutlich von den umgebenden Sternen abhebt und mit indirektem Sehen ist sogar schon die Mitte dunkler zu erkennen. Endlich, nach so vielen Versuchen habe ich ihn endlich gesehen - nicht dass er so schwer zu finden gewesen wäre, aber er ist nicht viel Größer als ein Stern und doch deutlich anders.


    Jetzt noch ein letzter Schwenk nach Westen zu M13. Einfach das Skop grob in die Richtung ausgerichtet und durchs Okular geschaut und hoppla, da war er schon am Rande des Gesichtsfeldes. Und so wie M11 war er einfach nur ein diffuser Fleck, der in der Mitte heller ist und dennoch schaue ich mir M13 immer wieder gerne an.


    Nun war es schon fast ein Uhr und die Müdigkeit forderte ihren Tribut. So habe ich dann mein Teleskop eingepackt und mein Fernglas verräumt und bin mit einem freudigen Grinsen über die neu gefundenen Objekte eingeschlafen. Erstaunlich, was doch so alles mit dem kleinen Lidlskop geht...


    In diesem Sinne immer clear Skies und viel Spaß beim Beobachten.


    Johanes

  • Hallo Johanes,


    habe deinen Bericht richtig genossen... kann kaum die nächste "Schönwetterperiode" abwarten (der Zeitung nach wär das bei uns ab Donnerstag [:)] genau für Neumond, oh Wunder [:)])


    M11 ist übrigens einer meiner Lieblinge unter den OH. Und es stimmt, mit etwas mehr Öffnung wandelt sich die körnige Wolke in eine Vielzahl schwacher Pünktchen die kompakt beeinanderstehen... fast wie ein KH. Wirklich ein Juwel am Himmel [:)]

  • Ich freue mich auch schon drauf, wenn es wieder aufklart.
    M 11 finde ich klasse, besonders bei 150x im 8" Dobson, da wird bei nächster Gelegenheit eine Zeichnung fällig.
    Ich lese die Berichte auch immer sehr interessiert!

  • Hallo Sebastian,


    da haben wir wohl beide fast zeitgleich M33 aufs Korn genommen. Ein wenig enttäuschend - zumindest bei 70mm Öffnung, wie sieht es bei 200mm aus?


    Gruß


    Johanes

  • Hallo Johanes!
    Ich habe die Galaxie ja in besagter Nacht nicht im 8" beobachtet, weil ich ja quasi nur mit dem Feldstecher unterwegs war.
    Vorige Woche habe ich sie mal im 200mm beobachtet, allerdings ließen die Bedingungen da auch zu wünschen übrig, insofern war M33 da auch nicht mehr, als ein diffuses Leuchten.
    Ich würde an deiner Stelle allerdings nicht enttäuscht sein, denn aufgrund ihrer geringen Flächenheligkeit ist M33 nicht gerade leicht zu finden.
    Ich würde sie an deiner Stelle regelmäßig aufsuchen, um zu sehen, was bei unterschiedlichen Bedingungen (und auch bei einer Weiterentwicklung deiner Fähigkeiten) möglich ist, so mache ich das auch.
    Die Bortle-Skala nutzt ja auch unter anderem M33 aus, um die Qualität des Himmels zu beurteilen, die ist also schon recht anfällig, was schlechte Bedingungen, zum Beispiel Streulicht und miese Transparenz angeht.


    Wenn du übrigens Lust hast, dann können wir gerne ab und an Beobachtungen vergleichen, durch verschiedenen Teleskope und von verschiedenen Standorten aus.
    Ich habe z.B. vor, heute abend M11 zu zeichnen, dann kannst du ja mal vergleichen, wie der durch's 200mm Teleskop aussieht!


    Viele Grüße,
    Sebastian

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